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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Verschönerungsversuche vorzunehmen. Ich kniff mir in die Wangen, damit sie sich ein wenig röteten, strich mein Haar glatt und legte meinen elegantesten gerüschten und mit Bändern verzierten Morgenmantel an. Meine Hände zitterten. Ich war so aufgeregt wie ein junges Mädchen, das sich auf ein heimliches Rendezvous mit seinem Liebhaber vorbereitet.
    Geräusche aus dem Nebenzimmer ließen mich zur Tür stürzen, denn ich erkannte das gereizte Knurren und Grunzen, mit dem Emerson für gewöhnlich den Tag begrüßt. Wenn er auch noch nicht er selbst war, so gab er zumindest eine gute Imitation zum besten.
    Cyrus, der an der Tür gelauscht haben mußte, trat gleichzeitig mit mir ein. Dr. Wallingford bedeutete uns stehenzubleiben. »Wissen Sie, wer Sie sind?« fragte er über das Bett gebeugt.
    Der arme Mann muß sehr müde gewesen sein, denn sonst hätte er sich zweifelsohne etwas geschickter ausgedrückt.
    Emerson starrte ihn an. »Was für eine verdammt idiotische Frage«, antwortete er. »Selbstverständlich weiß ich, wer ich bin. Was viel wichtiger ist, Sir, wer zum Teufel sind Sie?«
    »Bitte, Professor, so mäßigen Sie sich doch!« rief Wallingford aus. »Es ist eine Dame anwesend.«
    Emersons Augen suchten langsam den Raum ab und ruhten schließlich auf mir. Ich stand da und hatte die Hände vor die Brust gepreßt, um das verräterische Zittern der Rüschen zu verbergen, das von meinem wild pochenden Herzen zeugte.
    »Wenn ihr meine Worte nicht gefallen, kann sie ja hinausgehen. Ich habe sie nicht eingeladen.«
    Cyrus konnte nicht länger an sich halten. »Sie verdammter Narr!« platzte er heraus und ballte die Fäuste. »Erkennen Sie sie nicht? Wenn Sie nicht vor ein paar Tagen uneingeladen gekommen wäre, wären Sie heute morgen nicht mehr am Leben und hätten keine Gelegenheit mehr zu fluchen.«
    »Noch ein verdammter Eindringling«, knurrte Emerson und warf Cyrus einen finsteren Blick zu. Dann sah er mich wieder an … und diesmal gab es keinen Irrtum. Seine strahlend blauen Augen waren klar und blickten mich mit kühler Gleichgültigkeit an. Dann verengten sie sich, und er zog die Augenbrauen zusammen. »Moment mal – ihr Gesicht kommt mir bekannt vor, allerdings nicht die Aufmachung. Ist sie die unpassend gekleidete Dame, die gestern abend wie ein Sektkorken, der aus der Flasche schießt, in mein hübsches, kleines Zimmer gestürmt ist und die Tür mit Kugeln durchlöchert hat, obwohl kein Mensch dort stand? Man sollte Frauen verbieten, mit Feuerwaffen zu hantieren.«
    »Das war nicht gestern abend, sondern vor drei Tagen«, fauchte Cyrus. »Sie hat Ihnen mit dieser Pistole das Leben gerettet, Sie … Sie …« Mit einem entschuldigenden Blick auf mich hielt er inne.
    Weiß schimmernde Zähne wurden zwischen Emersons wirrem Bart sichtbar. »Ich kenne Sie nicht, Sir, aber Sie scheinen ein jähzorniger Bursche zu sein – ganz anders als ich, denn ich bin stets ruhig und vernünftig. Und die Vernunft zwingt mich zuzugeben, daß vielleicht doch jemand in der Tür stand und daß diese Dame mir möglicherweise einen kleinen Dienst erwiesen hat. Vielen Dank, Madam. Und nun gehen Sie.«
    Seine Augen schlossen sich. Mit einer Handbewegung schickte der Arzt uns aus dem Zimmer. Cyrus zitterte immer noch vor Entrüstung und legte schützend den Arm um mich.
    Sanft, aber entschlossen schob ich ihn weg.
    »Ich bin ganz gefaßt, Cyrus. Ich brauche keinen Trost.«
    »Ihr Mut erstaunt mich!« rief Cyrus aus. »Mit anzuhören, wie er Sie verleugnete – Ihre Liebe und Ihre Tapferkeit verhöhnte …«
    »Wissen Sie«, meinte ich mit einem leichten Lächeln. »Ich höre so etwas von Emerson nicht zum erstenmal. Ich hatte zwar etwas anderes erhofft, Cyrus, aber eigentlich nichts anderes erwartet. Da ich gewagt habe, mit dem Schlimmsten zu rechnen, war ich darauf vorbereitet.«
    Schweigend legte er mir die Hand auf die Schulter. Ich schüttelte sie nicht ab, und keiner von uns sprach ein Wort, bis der Arzt aus Emersons Zimmer kam.
    »Es tut mir leid, Mrs. Emerson«, sagte er sanft. »Bitte verlieren Sie den Mut nicht. Er hat nicht alles vergessen. Er kennt seinen Namen und weiß, was er von Beruf ist. Er hat nach seinem Bruder Walter gefragt und die Absicht geäußert, mit den Ausgrabungen auf der Stelle fortzufahren.«
    »Wo?« fragte ich gespannt, »hat er gesagt, wo er diese Saison arbeiten will?«
    »Amarna«, lautete die Antwort. »Ist das wichtig?«
    »Er hat in Amarna gearbeitet, als wir uns … äh …

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