Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
packen.
    »David hat sie. Er erwartet uns vor dem Tempel.«
    Er winkte einer der wartenden Droschken und ließ uns einsteigen. Erst als der Wagen fuhr, sprach er Nefret an. »Was hast du von Bellingham erfahren?«
    »Daß er der eitelste Langweiler auf Gottes weiter Erde ist.«
    Nefret setzte ihren Hut ab und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Er redet wie ein Etiketteführer. Trotzdem kann einem der Mann leid tun. Ich erwähnte, daß wir heute morgen in der Kapelle waren, um seiner Frau die letzte Ehre zu erweisen, und er war so gerührt und dankbar. Ich fühlte mich richtig schuldig.«
    Ramses wurde ungeduldig. »Was hat er denn gesagt von …«
    »Zuerst«, sagte Nefret entschieden, »erzählt ihr mir, was auf eurer Lunchpartie passiert ist. Ich habe euch zusammen mit den Frasers und dieser Frau gesehen, und ich bin vor Neugier fast gestorben. Habt ihr einen Termin für meine Vorstellung als Prinzessin Tasherit festgelegt?«
    »Nein«, sagte ich und versetzte Ramses einen leichten Stupser, damit er sie nicht in ihrer Vermutung bestärkte, was er offensichtlich gerade vorhatte. »Aber wir sind heute abend bei Ihnen eingeladen, um der Prinzessin vorgestellt zu werden.«
    »Hervorragend!« schrie Nefret. »Wir müssen wissen, wie es ablaufen soll, bevor wir unsere endgültigen Pläne machen können. Es war klug von dir, das zu berücksichtigen, Tante Amelia.«
    »Es war Ramses’ Idee«, sagte ich.
    »Dann war es klug von dir, mein Junge.« Sie nahm seine Hand und drückte sie leicht.
    Die Kutsche kam vor dem Tempel zum Stehen. Unter Monsieur Masperos tatkräftiger Führung hatte die Antikenverwaltung die Ansammlung mittelalterlicher und moderner Gebäude, die einst diese großartige Ruine entstellt hatten, beseitigt und nur die kleine malerische Abu’l Haggag-Moschee stehen lassen. Vor uns erhoben sich die Kolonnaden des Palastes von Amenophis III., dessen Säulen und Arkaden noch fast alle unbeschädigt waren; gleißende Nachmittagssonne hüllte den Kalkstein in blaßgoldenes Licht und hob die eingemeißelten, elegant geschwungenen Hieroglyphen hervor. Ramses befreite seine Hand aus Nefrets Griff, sprang ins Freie und wies den Fahrer auf arabisch an, die Damen bis zum Eingang zu fahren. »Ukaf, Fahrer!« sagte Nefret in scharfem Ton. »Was hast du jetzt wieder vor, Ramses. Ich dachte, du wolltest, daß ich Photos mache.«
    »David kann die Photos machen«, sagte Ramses. »Du und Mutter, ihr geht …«
    »David ist noch nicht hier.« Ihre Röcke raffend, krabbelte sie flink aus der Kutsche und stellte sich neben ihn. »Wirklich, Ramses, du benimmst dich sehr überheblich«, sagte ich. »Nefret und ich werden dir beim Photographieren behilflich sein. Das Licht ist um diese Tageszeit geradezu ideal. Aber wo ist David? Ich dachte, er wäre schon vorgegangen.«
    Mit einem Schulterzucken gab Ramses sich geschlagen und streckte eine Hand aus, um mir aus der Kutsche zu helfen. »Dann wartet er im Inneren.«
    Der riesige Pylon, Haupteingang zum Tempel, war geschlossen, deshalb betraten wir ihn von der Straßenseite und gelangten direkt auf den Hof des Amenophis. Dies war der älteste Teil des Tempels und stammte aus der 18. Dynastie, spätere Erweiterungen wurden unter dem allgegenwärtigen Pharao Ramses II. durchgeführt. Ich nahm an, daß sein moderner Namensvetter mit den älteren – schöneren – Reliefen und Hieroglyphentexten beginnen wollte, was dieser bestätigte.
    »Die Kolonnade südlich des Hofes weist besonders interessante Reliefe auf, welche die Prozession der heiligen Barken der Götter von Karnak zum Tempel von Luxor abbilden«, erklärte er in seiner pedantischen Art. »Sie sollten so rasch wie möglich kopiert werden; der obere Teil ist bereits verwittert, und der Rest verfällt mit jedem Tag mehr. Es ist sicherlich erforderlich, zu unterschiedlichen Tageszeiten zu photographieren, da die verschiedenen Wandabschnitte zu unterschiedlichen Zeiten im Schatten liegen.«
    Ihren Kopf in den Nacken gelegt, schlenderte Nefret langsam zwischen den gigantischen Säulenreihen hindurch. Es waren vierzehn, und jede war mehr als zwölf Meter hoch. Bis auf einige barfüßige »Führer« mit Turbanen, die die Ruinen besetzt hielten, waren wir allein; der Tempel von Luxor wird weniger von Touristen besucht als die Monumentalruinen von Karnak, obwohl er meiner Meinung nach das schönere und harmonischere Bauwerk ist. Bis auf ein paar gemurmelte Grußworte und vereinzeltes Kopfnicken sprachen uns die Burschen

Weitere Kostenlose Bücher