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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gebe zu, daß es mir nicht in den Kopf will, warum du deine herausragenden Talente auf eine Tätigkeit konzentrieren solltest, die aller Wahrscheinlichkeit nach keine bedeutenden Ergebnisse hervorbringt, weder historisch gesehen noch unter dem Aspekt wertvoller Artefakte …«
    Mir versagte die Stimme. Emerson hatte seinen Blick mir zugewandt.
    Die einzigen Menschen, die sich nicht von Emersons mächtiger Stimme und seiner fast übernatürlichen Kraft einschüchtern lassen, sind seine Familienmitglieder. Er weiß das und beschwert sich häufig darüber. Deshalb tue ich manchmal so, als hätte er mich eingeschüchtert. »Sprich weiter, Liebling«, sagte ich deshalb ergeben.
    »Hmhm«, meinte Emerson. »Ich weiß nicht, warum dich das überrascht, Peabody. Du kennst meinen Standpunkt, was wissenschaftliche Ausgrabungen anbelangt.
    Von Anfang an ist die Archäologie in Ägypten ein planloses, schludrig durchgeführtes Unterfangen gewesen. In den letzten Jahren hat sich einiges verbessert. Trotzdem sind viele Vorgänge immer noch beinahe skandalös zu nennen, und das wird nirgends so offensichtlich wie im Tal der Könige. Jeder will Königsgräber finden. Die Leute stürmen von einer Stelle zur anderen, graben und untersuchen, geben eine Exkavation sofort auf, wenn sie genug davon haben, und ignorieren ihre zertrümmerten Fundstücke, solange es sich dabei nicht um königliche Kartuschen handelt. Keines der kleineren Gräber ohne Inschrift ist ordnungsgemäß freigelegt, vermessen und verzeichnet worden. Und genau das habe ich vor. Das wird schwere, erschöpfende Arbeit sein – wenig aufregend und möglicherweise unproduktiv. Aber man kann nie wissen. Und schlimmstenfalls werden wir wenigstens definitive Aufzeichnungen machen können.«
    Purpurrot und violett erstreckte sich der Himmel über uns, und von einer nahegelegenen Moschee hörte man die hohe, klare Stimme des Muezzin, der zum Abendgebet rief. »Allah ist groß! Allah ist mächtig! Es gibt nur einen einzigen Gott Allah!« Als reagierte sie darauf, erhob sich die Katze, streckte sich und sprang von Nefrets Schoß zu David, der sie zu streicheln begann.
    Ramses sagte: »Allerdings würde dir Maspero nicht die Erlaubnis erteilen, im Tal der Könige nach bislang unbekannten Gräbern zu suchen.«
    Ich hatte erwartet, daß Emerson über diesen zynischen – und meiner Ansicht nach zweifellos korrekten – Einwurf empört wäre. Statt dessen kicherte er und goß sich einen weiteren Whiskey ein. »Ganz recht, mein Junge.
    Nachdem Vandergelt beschlossen hatte, seine Konzession im Tal aufzugeben, hat Maspero sie dem arroganten Ignoranten Theodore Davis aus New York erteilt. Unser geschätzter Direktor der Antikenverwaltung ist geradezu vernarrt in reiche Dilettanten. Er hätte meinen Vorschlag ohnehin nicht berücksichtigt, denn im Augenblick ist er mir nicht besonders zugetan.«
    »Wen wundert das«, sagte ich und hielt ihm mein Glas hin. »Nachdem du Tetisheris Grab verschlossen, die Stufen zum Eingang zerstört und dich dann geweigert hattest, ihm den Schlüssel auszuhändigen.«
    »Ich hatte ihn verlegt«, sagte Emerson.
    »Nein, hattest du nicht.«
    »Stimmt«, erwiderte Emerson und grinste. »Aber ich werde verflucht noch mal nicht zulassen, daß die Antikenverwaltung das Grab Horden von Touristen zugänglich macht. Kerzenruß und Magnesiumstaub, Idioten, die sich an den Gemälden vorbeidrücken und den Mörtel mit den Fingernägeln abschaben …« Vor Entsetzen erschauerte er. »Es war harte Arbeit, diese Wandgemälde zu konservieren und zu restaurieren. Zum Teufel, wir haben den gesamten Grabinhalt dem Museum übergeben. Warum ist Maspero damit immer noch nicht zufrieden?«
    »Natürlich stimme ich dir zu«, sagte David. »Es besteht noch eine zusätzliche Gefahr; denn wenn das Grab geöffnet ist, dauert es nicht mehr lange, bis einige Männer aus Gurneh dorthin gehen und anfangen, Teile der Wandgemälde herauszuschneiden und an Touristen zu verkaufen.«
    »Nur über meine Leiche«, brummte Emerson. »Das ist einer der Gründe, warum ich beschlossen habe, auf unbestimmte Zeit weiterhin in Theben zu arbeiten. Dann kann ich wenigstens ein Auge auf mein Grab haben. Wir werden morgen aufbrechen.«
    Dieser Erklärung folgte allgemeine Entrüstung. Selbst die Katze stieß einen Klagelaut aus.
    »Das ist unmöglich, mein Liebster«, sagte ich ruhig. »Warum?« wollte Emerson wissen. »Wir sind alle hier versammelt, vorbereitet zum …«
    »Wir sind nicht vorbereitet,

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