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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Emerson. Gütiger Himmel, die Jungen sind nach sechs Monaten in der Wüste gerade wieder zurückgekehrt. Ramses ist aus seiner gesamten Kleidung herausgewachsen, und beide Burschen brauchen unbedingt neue Wäsche, Stiefel und was weiß ich noch alles. Wenn du auf unbestimmte Zeit in Luxor bleiben willst, muß das Haus, das wir vor zwei Jahren gebaut haben, vergrößert werden, und das heißt neue Möbel, mehr Vorräte, mehr – nun ja – mehr von allem. Und außerdem …«
    Meine Stimme überschlug sich, und Emerson fiel ein: »Und außerdem hast du auch noch einen deiner gottverdammten gesellschaftlichen Anlässe geplant. Verflucht, Peabody, du weißt, wie ich so etwas hasse! Wann?« Ich hatte tatsächlich eine meiner beliebten Abendgesellschaften arrangiert, wo wir alte Bekanntschaften mit archäologischen Freunden erneuerten und neue hinzugewannen. Diese Feste hatten sich zu einer alljährlichen Institution entwickelt und wurden – so hatte man mir versichert – von allen Beteiligten positiv aufgenommen. Auch Emerson hatte seinen Spaß daran; er beschwerte sich nur, um meinen Erwartungen zu entsprechen.
    Meine Hauptgründe für die Verschiebung unserer Abreise waren allerdings exakt die erwähnten. Wir waren den ganzen nächsten Tag damit beschäftigt, Vorräte zu beschaffen und neue Bekleidung für die Jungen zu kaufen. Zumindest war ich damit beschäftigt. Ramses erklärte sich fluchend dazu bereit, seine Maße von den Schneidern und Schuhmachern nehmen zu lassen. Danach verschwand er mit David unter dem Vorwand, Besorgungen machen zu wollen. Als sie am Abend auf die Dahabije zurückkehrten, machten ihre staubigen, zerknitterten Sachen stark den Eindruck, als hätten sie sich in den engen Gassen der Altstadt herumgetrieben. Außerdem rochen sie nach Tabak.
    Noch ehe ich meine Schimpftirade loswerden konnte, entkamen sie mir mit der fadenscheinigen Ausrede, daß es spät wäre und sie sich vor dem Abendessen noch waschen und umziehen wollten. Aufgebracht wandte ich mich an Emerson, der gemütlich seinen Whiskey trank und die Katze streichelte. Besagte Katze war Sekhmet, die ihren Vater Anubis eiskalt von Emersons Knien verjagt hatte, um seinen Platz einzunehmen. Anubis hatte sich leise fauchend in einen Schmollwinkel zurückgezogen.
    »Emerson, du mußt mit ihnen reden. Weiß der Himmel, wo sie heute waren, und ich vermute zudem, daß sie Zigaretten geraucht haben.«
    »Wir können von Glück sagen, wenn es nur Zigaretten waren«, sagte Emerson. »Ich bin auch nicht dafür, daß junge Menschen sich dem Tabakgenuß hingeben.« Er hielt inne, um seine Pfeife zu stopfen. »Aber es ist nicht so schädlich wie Haschisch.«
    »Das konnte ich allerdings nicht feststellen«, gab ich zu.
    »Und – äh – auch nichts anderes?« fragte Emerson. »Ich weiß nicht, was du meinst, Emerson. Soll das … Gütiger Himmel! Du glaubst doch nicht etwa, daß sie zu … Um mit Hu … Es sind noch Jungen, sie sind doch gar nicht alt genug, um …«
    »Also, Peabody, beruhige dich, und hör mir zu. Ich weiß, wie schwierig es für eine liebende Mutter ist, zuzugeben, daß ihr kleiner Junge erwachsen wird, aber du kannst Ramses nicht länger wie ein Kind behandeln. Er führt ein außergewöhnliches Leben. Er steht sozusagen zwischen zwei Welten. In einer davon ist er immer noch der Schuljunge – aber du kannst mir glauben, Peabody, auch seine Altersgenossen in England sind reif genug, um … äh, nun, du verstehst mich schon. In Ägypten, wo Ramses den Großteil seines Lebens zugebracht hat, sind Jungen seines Alters oft schon Ehemänner und Väter. Die Erfahrungen des vergangenen Sommers haben den Einfluß dieser zweiten Welt sicherlich noch verstärkt. Du darfst sicher sein, daß ihm der Scheich die vollen Rechte und Privilegien eines Erwachsenen zuerkannt hat.«
    »Gütiger Himmel!« entfuhr es mir. »Ich kann nicht glauben, was du da sagst … Was meinst du damit?« Emerson tätschelte meine Hand. »Ich meine damit, daß Ramses – und David – jetzt in einem Alter sind, wo sie vermutlich eher meinen Rat suchen als den deinen. Ich bin davon überzeugt, daß sie ihr gesunder Menschenverstand und ihr Moralkodex davon abgehalten hat, die armen, verkommenen Frauen in El Was’a aufzusuchen, aber ich versichere dir, daß ich das Thema mit den beiden erörtern werde. Einverstanden, daß ich diese Strafpredigt übernehme? Das betrifft auch dich, Nefret.«
    »Oh, großer Gott«, rief ich. Sie hatte sich so still verhalten – wie sie

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