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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und waren abmarschfertig. »Natürlich habe ich die Absicht mitzukommen, Emerson. Mir fehlt absolut nichts. Sobald ich mir Ramses angeschaut habe, werden wir aufbrechen.«
    Ramses machte ein langes Gesicht. »Ich versichere dir, Mutter, dafür besteht keine Veranlassung …«
    Ich brachte ihn in unser Zimmer und wies ihn an, sich neben das Fenster zu setzen. Nefret hatte ihre Sache gut gemacht, trotzdem desinfizierte ich die Wunde noch einmal und wickelte dann einige Lagen Verbandmull um seinen Kopf, damit die Watte nicht verrutschen konnte. Selbstverständlich wehrte er sich.
    »Pflasterstreifen kleben am Haaransatz nicht gut«, erklärte ich ihm.
    »Sie kleben gut genug«, sagte mein Sohn. »Wie ich bemerkte, als du sie entferntest.«
    »Ramses«, ich legte ihm eine Hand auf die Wange und zwang ihn, mich anzusehen. »Das hier ist keine ernsthafte Verletzung, wäre die Kugel allerdings zwei Zentimeter dichter vorbeigesaust … Mußt du ein solches Risiko eingehen? Versprich mir, in Zukunft vernünftiger zu sein.«
    Nach einem Augenblick absoluter Stille sagte Ramses: »Vernunft scheint kein hervorstechendes Merkmal dieser Familie zu sein. Es tut mir leid, daß ich dich beunruhigt habe, Mutter. Kann ich jetzt gehen?«
    »Ich denke schon«, sagte ich seufzend. Mir war klar, daß das vermutlich alles war, was ich ihm entlocken konnte. Selbst ein Versprechen war wertlos; Ramses’ Interpretation von »Vernunft« deckte sich sicherlich nicht mit meiner Vorstellung.
    »Es war ein Traum, nicht wahr?« sagte er plötzlich.
    »Was?«
    »Du hast doch von einer großen Katze geträumt, die ein Diamantencollier trug«, sagte Ramses. »Das war der Auslöser, weshalb dir Mrs. Bellinghams Schmuck eingefallen ist.«
    »Vielleicht«, erwiderte ich vorsichtig. Er hielt mir die Tür auf, und als wir den Raum verließen, fügte ich noch hinzu: »Du weißt, daß solche Träume weder Wunder noch Omen darstellen, sie spiegeln nur die Aktivitäten des menschlichen Unterbewußtseins wider.«
    Ramses betrachtete mich gedankenverloren.
    Die anderen warteten auf uns. Nefret begutachtete Ramses und sagte lachend: »Wie romantisch du aussiehst, mein Junge! Du versteckst dich besser vor Miss Dolly. Der Verband und der Schnurrbart geben eine verheerende Mischung ab.«
    »Hör auf, ihn zu foppen«, sagte ich, als ich bemerkte, wie Ramses’ Wangen erröteten. »Der Verband war notwendig, und der Schnurrbart ist … ganz nett.«
    Ramses blieb vor Überraschung der Mund offenstehen. »Aber, Mutter! Ich dachte, du …«
    »Es war anfangs so etwas wie ein Schock für mich«, gab ich zu. »Aber ich habe mich daran gewöhnt. Sorge nur immer dafür, daß er sauber und gepflegt ist, mein Lieber. Ich glaube, da ist ein Krümel …?«
    Ich entfernte den Krümel und lächelte Ramses fröhlich an.
    »Wenn wir gehen wollen«, sagte Emerson mit lauter Stimme, »dann sollten wir das jetzt tun.«
    Als wir das Haus verließen, kam ein Mann auf uns zu, den ich unschwer als einen von Cyrus’ Bediensteten ausmachte, und reichte mir eine Nachricht.
    »Cyrus bittet uns, mit ihm zu Abend zu essen«, sagte ich, nachdem ich die kurze Notiz überflogen hatte.
    »Verflucht, ich sage nicht zu«, murrte Emerson.
    »Dann werde ich ihn zu uns einladen.« Ich nahm einen Bleistift aus der Tasche, kritzelte eine Notiz auf die Rückseite des Blattes und händigte sie dem Boten aus. »Es gibt noch ein paar ungeklärte Fragen in der Fraser-Sache«, fuhr ich fort, als Emerson mich bei der Hand nahm und mich fortzog. »Bist du nicht neugierig, was gestern abend zwischen Cyrus und Mrs. Jones vorgefallen ist?«
    »Davon habe ich eine recht gute Vorstellung«, sagte Emerson.
    Es war eher der Tonfall seiner Stimme als das Gesagte selbst, was zum Verständnis beitrug. »Emerson! Du willst damit doch nicht sagen, daß Cyrus … Daß Mrs. Jones …
    Das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Er hat gar nicht erst versucht, sein Interesse an der Dame zu verbergen«, sagte Emerson ruhig. »Und sie befindet sich in einer schwierigen Lage. Sie braucht seine Protektion.«
    »Cyrus würde niemals eine Frau auf diese Weise übervorteilen«, beharrte ich.
    »Da nimmt wieder einmal deine blühende Phantasie überhand, Peabody. Glaubst du etwa, daß Vandergelt wie ein Leinwandschurke Drohungen ausstößt, während Mrs. Jones jammert, er möge ihre Ehre respektieren?«
    Emerson kicherte. »Du hast ganz recht, er würde niemals zu Drohungen oder Verleumdungen greifen; aber die beiden sind erwachsene Menschen,

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