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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ägyptologen, die über die Ruinenfelder stolperten.
    Abdullah beobachtete die jungen Leute. Nefret hatte sich zu ihnen gesellt, ihr rotblonder Schopf war der leuchtende Mittelpunkt der Gruppe.
    »Er ist ein prachtvoller Mann geworden«, sagte Abdullah leise. »Sie passen gut zusammen, er und Nur Misur.«
    »Licht von Ägypten« lautete der Beiname, den die Männer Nefret gegeben hatten. Einen entsetzlichen Augenblick lang glaubte ich, daß sich das männliche Pronomen auf David bezogen hätte. Als ich erkannte, wen er wirklich meinte, war ich beinahe genauso entsetzt.
    »Ramses und Nefret? Wie, in aller Welt, kommst du denn auf die Idee, Abdullah?«
    Abdullah sah mich schief an. »War das nicht in deinem Sinne, Sitt Hakim, oder im Sinne vom Vater der Flüche? Nun, also, es wird sein, wie Allah es befiehlt.«
    »Zweifellos«, erwiderte ich trocken. »David ist auch ein prächtiger junger Mann geworden, Abdullah. Wir alle sind sehr stolz auf ihn.«
    »Ja. Es tröstet mich zu wissen, daß er meinen Platz einnehmen wird, wenn ich zu alt bin, um für den Vater der Flüche zu arbeiten.«
    Das war ein weiterer Schock! Wir wollten David zum Ägyptologen ausbilden; er war ein begabter Künstler und außerordentlich intelligent – zu intelligent, um als Vorarbeiter verheizt zu werden. Hatte Emerson unser Vorhaben mit Abdullah besprochen? Natürlich hatte er das getan. Allerdings ging Emerson häufig davon aus, daß es überflüssig war, Leuten von seinen Plänen zu erzählen, da sie ihm ohnehin Folge leisten mußten.
    »Aber«, fing ich an, »das wäre Daoud und Selim und den anderen gegenüber nicht fair – ihnen einen Jungen vor die Nase zu setzen, der so viel jünger, so viel unerfahrener ist als sie …«
    »Sie werden meinem Befehl gehorchen. David hat Dinge gelernt, von denen sie keine Ahnung haben. Eines Tages wird er …« Abdullah hielt inne und fuhr dann widerwillig fort, »eines Tages wird er fast so gut sein wie ich.«
    Das Fest ging noch eine Weile weiter. Ich hatte den Koch gebeten, Essen für die ganze Gruppe vorzubereiten. Nachdem die Männer wieder in Richtung Gurneh aufgebrochen waren und wir uns in unser Zimmer zurückgezogen hatten, berichtete ich Emerson, was Abdullah mir über David gesagt hatte.
    »Verflucht«, sagte Emerson und trat den Stiefel, den er gerade ausgezogen hatte, vor die Wand.
    »Fluchen hilft auch nichts, Emerson. Du mußt mit ihm reden. Sicherlich würde es ihm gefallen, wenn sein Enkel in der Welt vorankommt.«
    »Du verstehst das nicht.« Emerson zielte mit dem zweiten Stiefel nach dem ersten. »Für Abdullahs Weltbild ist seine Aufgabe das größte, was ein Mann erreichen kann. Wie kann er zulassen, daß ein grüner Junge, sein eigener Enkel, ihn einmal übertreffen wird?«
    »Das ist sehr klug von dir, Emerson«, sagte ich überrascht. »Vom psychologischen Standpunkt her gesehen …«
    »Komm mir nicht damit, Amelia. Du weißt, wie ich diesen Begriff verabscheue. Es geht hier nicht um Psychologie, das ist simpler Menschenverstand. Ich werde noch einmal mit ihm reden, das verspreche ich dir.« Emerson stand auf, streckte sich und gähnte. »Äh – brauchst du irgendwelche Hilfe mit deinem …«
    »Ich möchte dir keine Umstände machen, mein Lieber.«
    »Aber das sind doch keine Umstände, Peabody.«
    Ich hatte nicht vor, Abdullahs weitere erstaunliche Vermutung zu erwähnen, aber sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf und plagte mich so sehr, daß ich wütend wurde. Selbstverständlich nicht auf den lieben alten Abdullah; arrangierte Eheschließungen sind in Ägypten an der Tagesordnung, und finanzielle Faktoren zählen wesentlich mehr als die Gefühle der betroffenen jungen Menschen. Ein Zyniker könnte behaupten, daß ähnliche Überlegungen auch in unserer eigenen Gesellschaft vorherrschen, und vermutlich hätte er recht. Kaum eine liebende Mama würde es als unmoralisch empfinden, wenn sie ihrem Sohn durch eine Intervention zu einer »guten« Partie verhelfen könnte. War es das, was die Welt von mir dachte – daß ich Nefret, Lord Blacktowers Erbin, für meinen Sohn aufsparte?
    Niemals würde ein solch perfider Plan im Busen von Amelia P. Emerson einen Platz finden! Und nie, dessen war ich mir ganz sicher, hatten die Kinder an so etwas gedacht. Sie waren wie Bruder und Schwester aufgezogen worden. Nichts kann Romantik mehr zerstören als Nähe, wie es einmal jemand – möglicherweise ich selbst – formuliert hatte.
    Außerdem waren beide noch viel zu jung. Ein

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