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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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das Tal der Könige über sich hatte ergehen lassen müssen. Aber diesmal befanden wir uns mitten im Geschehen. Und es wäre unmöglich gewesen, sich herauszuhalten.
    »Sieh der Realität ins Auge, Vater«, sagte Ramses, nachdem seinem Vater die Flüche ausgegangen waren.
    »Du kannst Mr. Davis nicht von diesem Grab fernhalten.
    Mr. Weigall ist der einzige, der diese Autorität besitzt, und er scheint sie nicht ausüben zu wollen.«
    Selbst Sir Edward, der normalerweise so gelassen war, hatte sich von der allgemeinen Empörung anstecken lassen. »Haben Sie sich schon um einen Fotografen gekümmert? Ich werde meine Dienste anbieten, wenn Sie meinen, daß sie sie in Anspruch nehmen würden.«
    »Mr. Davis läßt jemanden aus Kairo anreisen«, erwiderte Nefret. »Einen gewissen Mr. Paul, sagte er meines Wissens. Allerdings kann er erst in ein oder zwei Tagen hier eintreffen.«
    Als wir schließlich das Tal verließen, war die Arbeit in erster Linie dank Abdullah getan. Das Holzbrett war nur 25 Zentimeter breit, aber so lang, daß es vom Grabeingang bis zu der hinteren Wand des Ganges reichte, und Abdullah war es gelungen, es so zu befestigen, daß es die Holzplatte nicht berührte. Mr. Weigall hatte sein Kabel verlegt, so daß wir elektrisches Licht hatten, und die schimmernde Goldoberfläche hätte selbst die schwächste Phantasie angeregt. Die Phantasie war allerdings alles, was uns blieb.
    Weigall weigerte sich, auch nur einem von uns zu gestatten, die Brücke zu testen. Emerson unterließ jegliche Argumentation. Seine Selbstbeherrschung war erstaunlich, sein Gesichtsausdruck gefaßt. Während unseres Rückritts war er unnatürlich schweigsam, und er ließ sich kommentarlos von einem Bad und frischer Kleidung überzeugen. Obwohl ich selbst eine Wäsche dringend nötig hatte, ging ich zuerst in den Salon, um die an diesem Tag eingegangene Post durchzusehen.
    »Verflucht«, sagte ich zu David, dem einzigen Familienmitglied, das mich begleitet hatte. »Keine Nachricht aus Kairo. Mittlerweile müßten wir doch wieder von Walter gehört haben.«
    »Ich werde zum Telegrafenamt gehen«, erbot sich David. »Du weißt, wie langsam sie dort sind.«
    Er wirkte so ernst, daß ich ihm einen liebevollen Klaps auf den Arm gab. »Mach dir keine Sorgen, David, ich bin sicher, daß alles in Ordnung ist. Du darfst nicht allein gehen. Ich werde einen unserer Burschen losschicken.« Als ich Mustafa schließlich aufgespürt und ihm die erforderlichen Anweisungen erteilt hatte, war es bereits spät. Deshalb begnügte ich mich mit einer Katzenwäsche und einem eiligen Kleiderwechsel. Fatima brachte das Teetablett auf die Veranda, wo Horus faul auf der gesamten Fläche einer Liege ausgestreckt lag. Ich gab ihm einen leichten, aber dennoch spürbaren Schubs, da ich diese Liege zu meinem Sitzplatz auserkoren hatte, und er sprang fauchend und mit zuckendem Schweif zu Boden.
    Ramses, der gerade aus dem Haus trat, entfuhr ein erstaunter Aufschrei. »Wie ist dir das gelungen?«
    »Ohne gekratzt zu werden, meinst du? Das ist eine Frage der mentalen und moralischen Überlegenheit.« »Ah«, sagte Ramses. Er nahm die ihm von mir gereichte Tasse in Empfang, ließ sich auf dem Verandasims nieder und lehnte sich bequem an einen Stützpfeiler. Friedliches Schweigen trat ein. Endlich einmal schien Ramses nicht das Bedürfnis nach Kommunikation zu haben, und ich war froh, meinen Tee schlürfen und den Frieden und die Ruhe genießen zu können. Wie schön meine Kletterrosen doch gewachsen waren! Wie Vorhänge aus frischem Grün verhüllten sie schon halb die Fenster und schaukelten sanft in der abendlichen Brise. Bald darauf gesellten sich die anderen zu uns, und wir befanden uns mitten in einer angeregten Diskussion über die Entdeckungen des Tages, als Ramses sich plötzlich aufsetzte, das Dickicht aus Kletterrosen beiseite schob und Ausschau hielt. Sein leiser Aufschrei lockte mich zur Verandabrüstung.
    Eine Kutsche näherte sich – eines der eher altersschwachen Gefährte, die man am Kai anmieten konnte. Sie fuhr vor dem Haus vor und hielt an. Das Fahrzeug schwankte und knackte, als ein Hüne von einem Mann heraussprang. Obwohl sein langer Umhang zerknittert und schmutzig war, war er aus feinstem Leinen, und ein Paar staubiger, aber eleganter Ledersandalen umschlossen seine Füße. Er kam mir merkwürdig bekannt vor. Er ähnelte … Es war … Daoud! Mir blieb kaum Zeit, meine Verblüffung zu verarbeiten, als mich eine weitere Gestalt in erneutes

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