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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Nefret. Du – und Geoffrey – ihr kommt natürlich auch.«
    Ein weiterer Tag, dachte ich, und es würde mir vielleicht gelingen, seinen Namen in einem Atemzug mit dem ihren zu nennen, ohne zu zögern oder darüber nachzudenken.
    »Natürlich.« Sie lächelte mich an.
    Für mich hatte sie noch nie reizender ausgesehen. Sie trug ein neues Kostüm, und ihre Wangen waren rosig überhaucht.
    Da Ramses noch nicht aufgetaucht war, fragte ich mich allmählich, ob er sich schmollend in sein Zimmer zurückgezogen hatte oder aus einem der Fenster geklettert war. Ich hätte es besser wissen müssen. Es war nicht seine Art, vor unangenehmen Situationen Reißaus zu nehmen; statt dessen hatte er gewartet, bis er sich sicher sein konnte, daß er im Mittelpunkt stand. Als er langsam die Treppe hinunterkam, trug er das Kind im Arm.
    ›Herausgeputzt‹ ist der einzig treffende Begriff, der mir in diesem Zusammenhang einfällt. Das winzige Persönchen trug ihr bestes Kleid, ihre auffälligste Haarspange, aufwendig mit Goldbändern verzierte Schuhe und mehrere glänzende Perlenschnüre (die ich nicht gekauft hatte). Sie war so rosig wie eine frisch erblühte Rosenknospe.
    Vier neue Gesichter waren selbst für ein Kind mit einem so erstaunlichen Selbstbewußtsein zuviel. Sie vergrub ihren Kopf an Ramses’ Schulter und umklammerte seinen Nacken, dennoch hatten unsere Gäste ihr Gesicht eindeutig wahrgenommen.
    »Gütiger Himmel!« hauchte Geoffrey. Er saß neben mir auf dem Diwan; von daher war ich die einzige, die seine Äußerung hörte. Ramses gab erstickte Laute von sich, woraufhin Sennia kicherte und ihre Umklammerung lockerte.
    »Im Umgang mit Fremden ist sie etwas scheu«, meinte er leichthin. »Am besten, ihr ignoriert das, bis sie Vertrauen gefaßt hat. Hier ist der Löwe, kleine Taube«, fuhr er auf Arabisch fort. »Er möchte mit dir reden.« Woraufhin Professor Radcliffe Emerson, Vater der Flüche, Inhaber zahlloser Ehrungen und Titel, Schrecken der Unterwelt und berühmtester Archäologe seiner und aller weiteren Epochen, gutmütig brummte und ihren Nacken kitzelte.
    Es wäre unmöglich gewesen, ihn zu ignorieren, trotzdem versuchten wir unser Bestes. In Lias Augen schimmerten Tränen der Rührung. Nefret erhob sich langsam. Ich werde nie erfahren, was sie vorhatte, denn im gleichen Augenblick tauchte wie das gräßliche, von einer feindseligen Gottheit gesandte Omen die massige, zähnefletschende Gestalt von Horus mit hoch aufgerichtetem Schwanz hinter einer Topfpflanze auf.
    Wir hatten ihn seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Er war noch am selben Morgen verschwunden, nachdem Nefret das Haus verlassen hatte, und ich gebe unumwunden zu, daß ich mir wenig Gedanken gemacht hatte, was mit ihm geschehen war. Zielstrebig stolzierte er auf Nefret zu, doch dann lenkte ihn das glucksende Lachen des Kindes ab. Emerson hatte sie dazu überredet, zu ihm zu kommen, und sie untersuchte gerade seine Jackentaschen, denn sie hatte schnell gelernt, daß sich darin immer etwas für sie befand. Im selben Moment trafen sich ihre und die Blicke des Katers.
    Horus war sprachlos – sofern das bei einer Katze möglich ist. Er verharrte mitten im Sprung und starrte sie reglos an.
    Allen Anwesenden war das heimtückische Temperament von Horus vertraut, einschließlich Geoffreys, der die Kratzwunden noch nicht vergessen hatte, die ihm der gescheiterte Versuch einbrachte, mit dem Kater Freundschaft zu schließen. Einige von uns reagierten sofort. Ramses sprang auf, ich griff nach einer Wasserkanne, Emersons muskulöse Arme umschlangen schützend das Kind, und Nefret warf sich auf Horus. Aufgrund unserer verzweifelten und unsinnigen Versuche, diesem Ungeheuer Einhalt zu gebieten, entstand ein entsetzlicher Tumult; Horus entwischte Nefret, biß Ramses in den Daumen, schüttelte das Wasser aus seinem Fell (das ich zu einem Großteil ohnehin verschüttet hatte), setzte sich fauchend auf Emersons Füße und starrte immer noch das Kind an. Die Kleine wand sich auf Emersons Schoß und wollte unbedingt auf den Boden zu dem kleinen Löwen, um mit diesem zu plaudern.
    »Vorsicht«, drängte ich. »Bitte verhaltet euch ruhig. Wir dürfen ihn nicht reizen. Emerson, halte sie fest. Ramses, kannst du …«
    »Ich kann es versuchen«, erwiderte Ramses. Er schlüpfte aus seiner Jacke, hob sie hoch und näherte sich Horus vorsichtig »Er wird ihr nichts tun«, bemerkte Nefret. Während sie auf allen vieren vorwärts robbte, lockte sie den Kater mit sanfter,

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