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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hochgestiegen?« wollte ich wissen.
    »Selim hat mir die Leiter gehalten«, erwiderte Emerson in ruhigem Ton. »Der Abstieg ist allerdings nicht empfehlenswert. Ungefähr drei Meter über uns befindet sich der Eingang zu einem weiteren Durchgang; er scheint nie fertiggestellt worden zu sein. Ich frage mich –«
    Mit einem mißmutigen Knurren brach er ab. Als ich über meine Schulter in den Gang zurückblickte, bemerkte ich mehrere flackernde Kerzen. Man war uns gefolgt.
    Mir entwich ein leise gemurmeltes »Verflucht!«, da die Erforschung einer neuen Pyramide meiner Ansicht nach kein gesellschaftliches Ereignis darstellte. Emerson entfuhr ein wesentlich lauterer Fluch. »Ramses!« brüllte er. »Halte alle zurück. Ich will nicht, daß die Leute sich scharenweise über den schmalen Steg drängeln.«
    Dann reichte er mir seine Kerze und setzte mich erneut auf dem Felsboden des Durchgangs ab.
    »Ich möchte diesen Gang auskundschaften, Emerson«, sagte ich und deutete auf die Öffnung zu meiner Linken.
    »Das war mir klar, Peabody. Warte einen Augenblick.«
    »Und den Schacht unter uns.«
    »Das kannst du nicht, und ich würde es dir auch nie erlauben.« Emerson rieb sich sein Kinn. »Was sagte ich noch gerade … Verflucht, Reynolds, nehmen Sie Ihre Schwester und halten Sie sie fest. Ramses, wie konntest du zulassen, daß sie hier unten herumgeistert?«
    »Er kann nichts dafür«, wandte Nefret ein.
    »Doch, das kann er. Er ist der Verantwortliche, wenn ich nicht zur Stelle bin. Falls ich mich Ihnen gegenüber nicht klar ausgedrückt habe, Reynolds, dann ist es hiermit geschehen.«
    »Ramses trifft keine Schuld«, ereiferte sich Maude. »Jack auch nicht. Er verwöhnt mich entsetzlich. Brüder sind so, nicht wahr, Nefret? Wo denken Sie hin, Professor, wissen Sie, es ist beileibe nicht das erste Mal, daß ich so etwas mache. Ich hätte es um nichts in der Welt versäumen wollen.«
    Ihr prahlerisches Verhalten wirkte wenig überzeugend. Ein leichtes Zittern in der Stimme hatte ihre beherzten Worte untermalt. Gemessen an den Gesichtern der anderen, die im Kerzenschein relativ blaß wirkten, war ihres kreidebleich.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Emerson leicht schwankend auf dem Steg, vor dem er uns alle gewarnt hatte, und musterte das Mädchen. »Tatsächlich? Dann kommen Sie, und riskieren Sie einen Blick.«
    Er ergriff ihren Arm und zog sie vorwärts, bis sie neben ihm stand. Ein Blick in den scheinbar bodenlosen Abgrund setzte ihrem Mut ein Ende. Mit einem unterdrückten Kreischen umklammerte sie Emerson. Der scheinbar lässige Griff seiner Hand hätte eine wesentlich schwerere Person stützen können; unverrückbar wie ein Fels in der Brandung schob er sie zu ihrem Bruder zurück, der mit einem entsetzten Aufschrei vorgeprescht war, als sie schwankte.
    »Das ist genau das, was ich meine«, erklärte Emerson, sichtlich aufgebracht. »Zu viele Leute drängen sich auf verflucht engem Raum. Ein falscher Schritt, eine leichte Benommenheit, und schon stürzen sie und reißen möglicherweise andere mit in den Abgrund. Der Steg ist nicht befestigt und könnte leicht verrutschen. Begleiten Sie Ihre Schwester zurück an die Oberfläche, Mr. Reynolds. Für diese Dinge ist sie nicht geeignet.«
    »Bin ich wohl!« Nachdem sie sich in der Umklammerung ihres Bruders sicher fühlte, hatte sich Maude erholt. »Das ist mir noch nie passiert. Ehrenwort!«
    Emerson hatte sich länger als von mir erwartet zur Beherrschung gezwungen. Jetzt verlor er die Fassung. Sein grollendes »Hölle und Verdammnis!« reichte, um seine Gefühle auszudrücken; die Reynolds traten eilig den Rückzug an, und Ramses – der erstaunlicherweise kein Wort gesagt hatte – gesellte sich zu seinem Vater auf den Steg.
    »Das arme Mädchen«, sagte ich zu Nefret. »Man kann ihren Mut nur bewundern. Vermutlich versuchte sie, ihre Furcht vor dunklen, unterirdischen Räumen zu bewältigen.«
    »Sie versuchte, eine bestimmte Person zu beeindrucken«, erwiderte Nefret. »Vielleicht plante sie auch, anmutig und ohnmächtig in seine Arme zu sinken.«
    »Wie hart von dir, meine Liebe.«
    »Ich hatte häufiger mit Miss Maude zu tun als du«, erwiderte Nefret grimmig. »Häufiger als mir lieb war. Ich versichere dir, Tante Amelia, daß sie nicht das geringste Interesse an der Archäologie oder an Pyramiden hat.«
    Den restlichen Vormittag verbrachten Emerson und ich im Innern der Pyramide. Es war recht überwältigend. Eine detaillierte Schilderung führte an

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