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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte, fast jeden Tag aufgetaucht war und sich – das mußte selbst Emerson zähneknirschend eingestehen – als kompetente Hilfe erwiesen hatte. Maude zu sehen überraschte mich ebenfalls nicht. Sie hatte sich zur regelrechten Landplage entwickelt – für mich jedenfalls. Ob Ramses ähnlich empfand, kann ich nicht beurteilen. Er schien sie zwar nicht zu ermutigen, aber es war schon immer schwierig gewesen, Ramses’ Gedankengänge und – vor allen Dingen – seine Aktivitäten einzuschätzen.
    Errötend gesellte sich Maude zu ihm und Nefret, die sich während Emersons und meiner Auseinandersetzung diskret zurückgezogen hatten. Selim war ihrem Beispiel gefolgt. Er summte leise und scharrte mit den Füßen. Ich glaubte, einen vertrauten Rhythmus zu erkennen: eins, zwei, drei; eins, zwei, drei …
    Jack war weniger taktvoll als Selim. »Na, Leute, wieder einmal in ein Streitgespräch verwickelt?«
    »Wir streiten nicht«, erklärte ich.
    »Doch, wir streiten«, bemerkte Emerson. »Ich hätte es wissen müssen. Sie kriegt immer ihren Willen. Schon gut, Peabody, du kannst diesmal mitkommen. Halte lediglich dein Gleichgewicht und stoße mich nicht in den Schacht und schubse mich auch nicht, weil du unbedingt überholen willst.«
    »Immer zu Scherzen aufgelegt, mein lieber Emerson«, erwiderte ich.
    Jack starrte mich mit offenem Mund an. »Aber, Mrs. Emerson, warum wollen Sie denn unbedingt ins Innere vordringen? Die Pyramide ist völlig leer, und es ist sehr dunkel und stickig und eng.«
    Ich ersparte mir die Antwort auf diese unqualifizierte Äußerung und folgte Emerson, der bereits die Stufen hinunterstürmte.
    Dieses Verb wird der werten Leserschaft vermutlich einen ungenauen Eindruck vermitteln, denn die Stufen waren so glatt und verwittert, daß sie eher einer Rampe als einer Treppe glichen, und der Abstieg dermaßen steil, daß man nur unter Schwierigkeiten vorwärts kam. Nach einer Weile verlief der Tunnel durch das Felsgestein und der Neigungswinkel wurde flacher. Der Durchgang war nicht besonders lang – schätzungsweise 100 Meter –, doch die uns schon bald umgebende Finsternis ließ ihn wesentlicher länger erscheinen. Ich überlegte, was Emerson wohl hinsichtlich der Beleuchtung unternehmen würde. Unsere Kerzen reichten für den schmalen Gang zwar aus, trotzdem war es fraglich, ob sie in der schlechten unterirdischen Luft weiterbrannten.
    Nicht, daß es sonderlich viel zu sehen gegeben hätte. Die Wände bestanden aus unbehauenen Steinquadern, mehrere Risse durchzogen das Deckengewölbe. Das war kein gutes Zeichen; das Gestein schien von ziemlich schlechter Beschaffenheit, was zwangsläufig auf die Gefahr eines Einsturzes hinweist. Im Augenblick schien jedenfalls keiner zu drohen, beruhigte ich mich insgeheim. Schließlich blieb Emerson stehen und streckte seinen Arm aus. »Langsam«, rief er, und seine tiefe Stimme hallte durch das Gewölbe. »Ganz langsam, wenn ich bitten darf, mein Schatz.«
    Seine an mich gerichtete Warnung war vollkommen überflüssig. Überstürzt durch die Gänge einer Pyramide zu eilen käme mir nie in den Sinn. Selbst wenn ich nicht von der Existenz des tiefen Schachts in besagter Pyramide erfahren hätte, hätte ich nach etwas Derartigem Ausschau gehalten; die Erbauer solcher Monumente planten Stolperfallen und andere Gefahren ein, weil sie hofften, Grabräuber abzuschrecken.
    Emersons muskulöser Arm errichtete eine Schranke mit der Wirksamkeit einer Stahltrasse. Er stand wenige Meter vor dem Schacht. Über uns klaffte eine rechteckige Öffnung in der Dunkelheit. Die am Boden befindliche Schachtöffnung war notdürftig mit einigen Planken abgedeckt worden. Links von diesem Schacht gähnte ein weiteres dunkles Loch im Mauerwerk.
    »Der Durchgang setzt sich dort fort«, erklärte Emerson und deutete auf diese seitliche Öffnung. »Ich habe mich schon einmal kurz umgesehen –«
    »Also wirklich, Emerson! Du wußtest doch, wie sehr ich mich auf die Erforschung der unterirdischen Fundamente gefreut habe! Du hättest ruhig auf mich warten können!« Emerson kicherte. In den finsteren Tiefen klang es schauerlich. »Du bist einfach unverbesserlich«, erwiderte er zärtlich. »Sieh nach oben, Peabody –«
    Er umfing meine Taille und half mir über die Planke, die den Schacht bedeckte.
    Obwohl Emerson seine Kerze hochhielt, konnte ich in der gähnenden Öffnung so gut wie nichts erkennen. Schließlich entdeckte ich eine provisorische Leiter an der Wand. »Bist du etwa dort

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