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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ordnung.« Er lächelte bekräftigend. »Danke, Fatima.«
    Wild entschlossen, dieses kleine Rätsel zu lösen, stürmte er die Treppe hinauf. Er vermochte sich nicht vorzustellen, wer die Frau sein könnte. Anna? Eine der Dorfbewohnerinnen, die Schutz vor den Misshandlungen ihres Mannes oder Vaters suchte? Allen war bekannt, dass die Emersons so etwas nicht duldeten, und einige der jüngeren Frauen hatten zu viel Ehrfurcht vor seinen Eltern, als dass sie an die beiden herangetreten wären. Offenbar hatten sie keine Scheu vor ihm.
    Das Lächeln auf seinen Lippen verschwand, als er die schmächtige, auf seinem Bett sitzende Gestalt bemerkte. Reflexartig schoss sein Arm vor und knallte die Tür zu.
    »Was zum … was willst du denn hier?«
    Das Gesicht des Kindes bot ein Bild der Unschuld. Feine Linien zeichneten sich auf ihren schmutzigen Wangen ab; sie hätten vom Schweiß oder von Tränen herrühren können. Sie trug feine Ausgehgarderobe, doch jetzt war ihr rosafarbenes, ausgeschnittenes Kleid zerknittert, und ihr Haar hing ungebändigt über ihren Schultern. Mit unverfrorener Selbstverständlichkeit hatte sie es sich bequem gemacht; Hut, Handtasche und ein Paar ausgesprochen schmuddeliger weißer Handschuhe lagen neben ihr auf dem Bett.
    »Ich wollte mit der Katze spielen«, erklärte sie. »Aber sie hat mich gekratzt und ist weggelaufen.«
    Seshat, die sich auf dem Schrank vor ihr in Sicherheit gebracht hatte, entwich ein leises, bestätigendes Fauchen.
    »Sei nicht albern, Melinda«, erwiderte Ramses unnachgiebig. »Komm sofort mit mir nach unten.«
    Bevor er die Tür öffnen konnte, warf sie sich in seine Arme und klammerte sich an ihn wie ein verängstigtes Kätzchen. »Nein! Du darfst niemandem sagen, dass ich hier bin, noch nicht. Versprich mir, dass du mir helfen wirst. Versprich mir, dass du verhinderst, dass er mich fortschickt!«
    Er legte seine Hände auf die ihren, versuchte sie abzuschütteln, doch sie waren so hartnäckig wie Krallen, und er wollte ihr nicht wehtun. Er ließ die Arme sinken und rührte sich nicht. »Dein Onkel?«
    »Ja. Er will mich nach England zurückschicken. Aber ich werde nicht abreisen! Ich will hier bleiben!«
    »Wenn er deine Abreise beschlossen hat, kann ich nichts dagegen unternehmen, selbst wenn ich es wollte. Melinda, ist dir eigentlich klar, in welch unangenehme Lage du mich gebracht hast? Wenn dein Onkel herausfände, dass du hier bist, mit mir allein in meinem Zimmer – wenn uns jemand so sähe –, man würde mich zur Verantwortung ziehen, nicht dich. Willst du das etwa?«
    »Nein …«
    »Dann lass uns gehen.«
    Langsam entkrampften sich die kleinen Finger. Sie beobachtete ihn intensiv und für Augenblicke trat der kalte, berechnende Ausdruck der Erwachsenen in ihren Blick. Er verschwand so rasch, verschwamm in ihren Tränen, dass er glaubte, es sich nur eingebildet zu haben.
    » Er hat mir wehgetan«, flüsterte sie. Impulsiv riss sie das Kleid von ihrer Schulter und entblößte ihren Arm fast bis zum Ellbogen.
    Ihre Statur war die eines Kindes, zart und feingliedrig, die gerundete Schulter und die kleinen, halb entblößten Brüste jedoch nicht. Auf ihrem Arm waren rote Flecken, wie Fingerabdrücke.
    »Schick mich nicht fort«, hauchte sie. »Er schlägt mich. Er ist grausam zu mir. Ich will bei dir sein. Ich liebe dich!«
    »O Gott«, seufzte Ramses. Er konnte nicht weiter zurückweichen, er stand mit dem Rücken zur Tür und kam sich verdammt idiotisch vor. Dann hörte er Schritte. Die Kavallerie war gerade noch rechtzeitig eingetroffen.
    »Zieh dein Kleid hoch«, zischte er.
    Sie reagierte nicht. Ramses griff nach der Klinke und öffnete die Tür. »Mutter. Bitte, komm kurz in mein Zimmer.«
    Das Mädchen weinte nicht mehr. Nie zuvor hatte er ein so junges und so unversöhnliches Gesicht gesehen. »Hölle, wo ist dein Sieg …?« Mit unverhohlener Erleichterung wandte er sich zu seiner Mutter, die sie von der Schwelle her musterte.
    »Wir haben einen Ausreißer im Haus«, erklärte er.
    »Das sehe ich.« Entschlossenen Schrittes durchquerte sie das Zimmer und zupfte das Kleid des Mädchens zurecht. »Wovor bist du weggelaufen, Melinda?«
    »Vor meinem Onkel. Er schlägt mich. Sie haben die Blutergüsse gesehen.«
    »Vermutlich hat er dich an den Schultern gepackt und geschüttelt. Das kann ich ihm nicht verdenken. Komm mit.«
    Sie schrak zurück. »Was haben Sie mit mir vor?«
    »Dir eine Tasse Tee zu geben und dich dann nach Hause zu schicken.«
    »Ich will

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