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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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eine Seidenkrawatte, alles von Ralph Lauren. Wie ich, wie Charles, trägt er das Haar zurückgekämmt und eine Oliver-Peoples-Brille mit Redwood-Gestell. Meine ist wenigstens aus Fensterglas.
    »Schön, schön«, sage ich händeschüttelnd. Luis’ Griff ist übertrieben fest und abscheulich anzüglich zugleich. »Entschuldigt mich, ich bin auf der Suche nach einem Schlips.« Ich winke Baby Glenn noch einmal zum Abschied zu und verziehe mich in den angrenzenden Raum, wo ich die Herren-Accessoires begutachte und mir die Hände an einem Zweihundert-Dollar-Badetuch abwische, das auf einem Marmorständer hängt.
    Prompt kommt auch Luis angeschlichen, lehnt sich gegen die Krawattenauslage und tut so, als würde er sich wie ich Krawatten ansehen.
    »Was tust du hier?« flüstert er.
    »Einen Schlips für meinen Bruder kaufen. Er hat bald Geburtstag. Entschuldige bitte.« Ich gehe ein Stück weiter am Krawattenständer entlang, weg von ihm.
    »Er muß sehr glücklich sein, einen Bruder wie dich zu haben«, sagt er, sich näher an mich schiebend, mit aufrichtigem Grinsen.
    »Vielleicht – ich jedenfalls finde ihn total widerlich«, sage ich. » Dir könnte er natürlich gefallen.«
    »Patrick, warum siehst du mich nie an?« fragt Luis in gequältem Ton. »Sieh mich an. «
    »Bitte, bitte laß mich in Ruhe, Luis«, sage ich, die Augen geschlossen, die Fäuste im Zorn geballt.
    »Komm schon, laß uns bei Sofi’s was trinken und über alles reden«, schlägt er vor, jetzt schon flehend.
    »Über was reden?« frage ich verständnislos und öffne die Augen.
    »Na, über … uns. « Er zuckt die Achseln.
    »Bist du mir hierhin gefolgt? « frage ich.
    »Wohin?«
    »Hierhin. Zu Paul Smith. Warum?«
    » Ich? Dir gefolgt? Jetzt komm aber.«
    Er versucht ein Lachen, tut meine Bemerkung ab. »Jesus.«
    »Luis«, sage ich und zwinge mich, ihm in die Augen zu sehen. »Bitte laß mich in Ruhe. Zieh ab.«
    »Patrick«, sagt er. »Ich liebe dich sehr. Ich hoffe, du weißt das.«
    Ich stöhne auf, gehe weiter zu den Schuhen und lächle einen Verkäufer matt an.
    Luis folgt. »Patrick, was tun wir hier?«
    »Tja, ich will meinem Bruder eine Krawatte kaufen und du –« Ich nehme einen Loafer, seufze dann, »und du willst mir einen blasen, das muß man sich mal vorstellen. Jesus, ich muß hier raus.«
    Ich gehe wieder rüber zu dem Ständer mit Krawatten, schnappe mir eine, ohne hinzusehen, und nehme sie mit zur Kasse. Luis folgt. Ohne ihn zu beachten, reiche ich der Verkäuferin meine Platin-Am-Ex-Karte und sage: »Vor der Tür sitzt ein Penner.« Ich zeige durchs Fenster auf den weinenden Obdachlosen mit einer Tüte Zeitungen, der auf der Bank neben dem Ladeneingang steht. »Sie sollten die Polizei rufen oder so.« Sie nickt dankend und zieht meine Karte durch den Computer. Luis steht einfach da, den Blick scheu zu Boden gerichtet. Ich unterschreibe den Beleg, nehme die Tüte und informiere die Verkäuferin, auf Luis deutend: »Der gehört nicht zu mir.«
    Draußen versuche ich, auf der Fifth Avenue ein Taxi ranzuwinken. Luis stürzt nach mir aus dem Laden.
    »Patrick, wir müssen uns unterhalten«, brüllt er durch den Verkehrslärm. Er rennt mir nach, erwischt mich am Mantelärmel. Ich fahre herum, das Springmesser schon geöffnet, ich stoße es drohend nach Luis und warne ihn, mir vom Leib zu bleiben. Leute weichen uns aus, ohne stehenzubleiben.
    »Hey, hoppla, Patrick«, sagt er und weicht mit erhobenen Händen zurück. »Patrick …«
    Ich zische ihn an, das Messer noch immer auf ihn gerichtet, bis ein Taxi, das ich heranwinke, schleudernd anhält. Luis versucht, näher zu kommen, die Hände noch immer erhoben, und ich bedrohe ihn mit dem Messer, fahre damit durch die Luft, während ich die Taxitür öffne und rückwärts einsteige, noch immer fauchend, dann schließe ich die Tür und sage dem Fahrer, er soll mich nach Gramercy Park bringen, zu Pooncakes.

Geburtstag, Brüder
    Verbrachte den Tag damit, mir vorzustellen, welchen Tisch mein Bruder Sean und ich heute abend im Quilted Giraffe bekommen werden. Da er Geburtstag hat und zufällig in der Stadt ist, haben mich sowohl Charles Conroy, der Steuerberater meines Vaters, als auch Nicholas Leigh, sein Vermögensverwalter, letzte Woche angerufen und einmütig behauptet, es sei in unser aller eigenem Interesse, dieses Treffen als Vorwand zu benutzen, um herauszufinden, was Sean aus seinem Leben macht, und vielleicht die eine oder andere bohrende Frage zu stellen. Und obwohl diese beiden

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