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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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daß mein Abscheu verfliegt, ist sinnlos – da ist einfach nichts zu machen.
    »Oh, Patrick«, sagt Bethany. »Du bist noch ganz der alte. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.«
    »Sag, daß es gut ist.«
    »Warum? Ist es das?« fragt sie, stirnrunzelnd. »War es das? Damals?«
    »Du kanntest nur eine Seite meiner Persönlichkeit«, sage ich. »Den Studenten.«
    »Nicht den Liebhaber?« fragt sie, und die Stimme erinnert mich an einen Menschen.
    Mein Blick fällt kalt auf sie, ungerührt. Draußen auf der Straße blökt Musik, die wie Salsa klingt. Endlich bringt der Kellner unsere Rechnung.
    »Ich zahle«, seufze ich.
    »Nein«, sagt sie und öffnet ihre Handtasche. »Ich habe dich eingeladen.«
    »Aber ich habe eine Platin-American-Express-Karte«, sage ich zu ihr.
    »Die habe ich auch«, sagt sie lächelnd.
    Ich schweige, beobachte dann, wie sie die Karte auf das Tablett mit der Rechnung legt. Ein Krampfanfall scheint unausweichlich, falls ich nicht aufstehe. »Die Frauenbewegung. Wow.« Ich lächle unbeeindruckt.
    Sie wartet draußen auf dem Gehsteig, während ich auf dem Männerklo bin, um meinen Lunch auszukotzen, der Tintenfisch kommt unverdaut und weniger rot als auf meinem Teller wieder hoch. Als ich aus dem Vanities auf die Straße trete und meine Wayfarers aufsetze, ein Cert kauend, murmele ich etwas vor mich hin, küsse Bethany dann auf die Wange und erfinde irgendwas. »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat. Mußte meinen Anwalt anrufen.«
    »Oh?« Macht auf betroffen – die dumme Schlampe.
    »Nur ein Freund von mir.« Ich zucke die Achseln. »Bobby Chambers. Er ist im Gefängnis. Ein paar Freunde von ihm, na ja, hauptsächlich ich, versuchen, den Fall wieder aufzurollen«, sage ich mit einem weiteren Schulterzucken, dann, um das Thema zu wechseln: »Hör mal.«
    »Ja?« fragt sie lächelnd.
    »Es ist schon spät. Ich will nicht zurück ins Büro«, sage ich und sehe auf meine Rolex. Die Sonne läßt sie im Sinken aufblitzen und blendet Bethany für einen Moment. »Warum kommst du nicht mit zu mir?«
    »Was?« Sie lacht.
    »Warum kommst du nicht mit zu mir?« schlage ich noch einmal vor.
    »Patrick.« Sie lacht aufreizend. »Ist das dein Ernst?«
    »Ich habe noch eine Flasche Pouilly-Fuissé, eiskalt, hm?« sage ich und ziehe die Augenbrauen hoch.
    »Hör mal, die Nummer mag in Harvard gezogen haben, aber« – sie lacht, fährt dann fort – »hm, jetzt sind wir älter und …« Sie bricht ab.
    »Und … was?« frage ich.
    »Ich hätte keinen Wein zum Lunch trinken sollen«, sagt sie wieder.
    Wir gehen. Draußen sind vierzig Grad, Atmen ausgeschlossen. Es ist nicht Tag, es ist nicht Abend. Der Himmel wirkt gelb. An der Ecke Duane und Greenwich gebe ich einem Penner einen Dollar, nur um Eindruck auf sie zu machen.
    »Hey, komm mit«, sage ich noch mal, fast winselnd. »Komm doch mit«.
    »Ich kann nicht«, sagt sie. »Die Klimaanlage in meinem Büro ist hin, aber ich kann nicht. Ich würde gerne, aber ich kann nicht.«
    »Oh, komm schon«, sage ich, fasse sie an den Schultern und drücke sie gutmütig.
    »Patrick, ich muß zurück ins Büro«, mault sie einen schwachen Protest.
    »Aber du wirst da ein gehen«, gebe ich zu bedenken.
    »Ich habe keine Wahl.«
    »Komm schon.« Dann, als letzten Lockversuch: »Ich habe ein vierteiliges Durgin Gorham Tee- und Kaffeeset aus Sterlingsilber, das ich dir gerne zeigen würde.«
    »Ich kann nicht.« Sie lacht und setzt ihre Sonnenbrille auf.
    »Bethany«, sage ich warnend.
    »Hör mal«, sagt sie einlenkend. »Ich kaufe dir einen Schokoriegel. Gib dich mit einem Schokoriegel zufrieden.«
    »Ich bin erschüttert. Weißt du, wieviel Gramm Fett, wieviel Natrium allein der Schokoladenüberzug enthält?« japse ich in komischem Entsetzen.
    »Jetzt sei nicht so«, sagt sie. »Das braucht dir doch keine Sorgen zu machen.«
    »Nein, sei du nicht so«, sage ich und gehe ein Stück vor, damit sie meine Aggressivität nicht zu spüren bekommt. »Hör mal, komm auf einen Drink mit, und dann spazieren wir rüber zum Dorsia, und ich treffe mich mit Robert, okay?« Ich drehe mich um, gehe weiter, aber jetzt rückwärts. »Bitte?«
    »Patrick«, sagt sie. »Du bettelst.«
    »Ich würde dir das Durgin Gorham Teeset wirklich gerne zeigen.« Ich warte. »Bitte?« Ich zögere wieder. »Es hat mich dreieinhalbtausend Dollar gekostet.«
    Sie bleibt stehen, weil ich stehenbleibe, schaut zu Boden, und als sie wieder aufschaut, sind ihre Stirn und beide Wangen feucht von

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