American Psycho
wurden es. Mit dem Album wurden sie zu Rock’n’Roll-Ikonen. Völlig verschwunden ist das Bad-Boy-Image, und ein neuer Studentenbuden-Charme ist an seine Stelle getreten (einmal haben sie sogar die Chance, »Arsch« zu sagen, und lassen es freiwillig ausblenden). Das ganze Album hat einen klaren, knackigen Sound und den neuen Schliff eines vollendeten Professionalismus, der den Songs auf dem Album ungeheueren Nachdruck verleiht. Und die verschrobenen, originellen Videos, die den Plattenverkauf ankurbeln sollten (»Heart and Soul«, »The Heart of Rock’n’Roll«, »If This Is It«, »Bad Is Bad«, »I Want a New Drug«), machten sie zu den Superstars von MTV.
Produziert von der Band selbst, macht Sports auf mit dem Song, der mit Sicherheit ihr Markenzeichen werden wird, »The Heart of Rock’n’Roll«, eine Liebeserklärung an den Rock’n’Roll über Amerika. Gefolgt wird er von »Heart and Soul«, ihrer ersten großen Single, ein unverkennbarer Lewis-Song (obwohl er von den Fremdarbeitern Michael Chapman und Nicky Chinn geschrieben wurde) und der Song, der sie nachdrücklich als die nationale Rockband der Achtziger etablierte. Wenn die Lyrics manchmal auch nicht ganz an einige andere Songs heranreichen, sind sie doch mehr als brauchbar, und die ganze Angelegenheit wird zu einer unbeschwerten Betrachtung über die Nachteile flüchtiger Bettgeschichten (eine Botschaft, die dem früheren, rauheren Huey Lewis nicht über die Lippen gekommen wäre). »Bad Is Bad«, das Lewis allein geschrieben hat, ist der bisher bluesigste Song der Band und Mario Cipollina glänzt hier am Baß, doch erst Hueys Mundharmonika-Solo macht die besondere Klasse des Songs aus. »I Want a New Drug« mit seinem Killer-Riff (bravo, Chris Hayes) ist das Kernstück des Albums – es ist nicht nur einer der eindringlichsten Anti-Drogen-Songs, die je geschrieben wurden, es ist auch ein persönliches Statement einer Band, die erwachsen geworden ist, das Böse-Buben-Image abgeschüttelt und gelernt hat, sich der Verantwortung zu stellen. Hayes Solo ist unglaublich, und die Verwendung einer Drummachine (die auf dem Cover nicht vermerkt ist) verleiht nicht nur »I Want a New Drug«, sondern dem ganzen Album mehr Nachdruck als allen vorangegangenen Alben – auch wenn Bill Gibson immer noch eine willkommene Bereicherung ist.
Der Rest des Albums sprudelt vor Makellosigkeit – die zweite Seite beginnt mit ihrem bisher flammendsten Statement: »Walking on a Thin Line«, und niemand, nicht einmal Bruce Springsteen, hat je so schonungslos über die Leiden des Vietnamveteranen in der modernen Gesellschaft geschrieben. Der Song, wenn auch von Außenstehenden geschrieben, zeigt ein soziales Bewußtsein, das neu für die Band ist und allen, die noch Zweifel hatten, eindrucksvoll beweist, wofür das Herz der Band (neben ihrem Blues-Background) schlägt. Und in »Finally Found a Home« wiederum proklamiert die Band ihre neugewonnene Vielschichtigkeit durch dieses Loblied aufs Erwachsenwerden. Und wenn es auch davon handelt, ihr Rebellenimage abzuschütteln, so doch auch davon, wie sie durch die Hingabe und Energie des Rock’n’Roll »zu sich selbst gefunden haben«. Tatsächlich wirkt der Song auf so vielen Ebenen, daß seine Komplexität fast droht, das Album zu erdrücken, obwohl er nie an Tempo verliert, und immer noch von Sean Hoppers klangvollem Keyboard lebt, das die Sache tanzbar macht. »If This Is It« ist eine Ballade, aber keinesfalls weniger dramatisch. Es ist der Appell an einen Liebenden, einem anderen Liebenden zu sagen, ob die Beziehung noch eine Chance hat, und so wie Huey ihn singt (sicherlich die feinste Gesangsleistung auf diesem Album), schwingt dabei Hoffnung mit.
Wieder ist es – wie alle anderen des Albums – kein Song über Mädchen, hinter denen man her ist, sondern eine Auseinandersetzung mit menschlichen Beziehungen.
»Crack Me Up« ist der einzige ansatzweise Rückfall in die New-Wave-Tage der Band auf dem Album, und daher bestenfalls kindisch, wenn auch amüsant – was man von der Aussage des Songs, der eindeutig Stellung gegen Alkohol und Drogen und fürs Erwachsenwerden bezieht, nicht sagen kann.
Und als bezaubernden Abschluß eines rundum bemerkenswerten Albums bringt die Band eine Version von »Honky Tonk Blues« (ein weiterer Song, den die Band nicht selbst geschrieben hat, als Autor zeichnet ein gewisser Hank Williams), und obwohl es eine ganz andere Art Song ist, scheint sein Geist doch den ganzen Rest des
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