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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Endokrine. Ferner mußten wohl die unvorherschaubaren Konsequenzen der Benutzung eines Z-Implantats durch seine Mutter, während er sich in ihrem Bauch befunden hatte, berücksichtigt werden. Binnen kurzem, folgerte Morn, würde er aufhören, in für sie noch berechenbaren oder verständlichen geistigen Bahnen zu denken.
    Sie mußte dem unwillkürlichen Drang widerstehen, ihre Arme um ihn zu legen, als wäre er tatsächlich noch ein Kind. Stattdessen schob sie verstohlen die Hand in die Tasche ihrer Bordmontur.
    Es galt, sich auf das vorzubereiten, was Nick anfangen mochte – egal was –, wenn sie sich an Bord der Käptens Liebchen aufhielten.
    Allerdings durfte sie dabei nicht riskieren, eventuell das Vorhandensein ihres Z-Implantats aufzudecken, indem sie sich offenkundig zu rasch und zu leicht von dem Vorgefallenen erholte. Sobald ihre Finger das schwarze Kästchen in sicherem Griff hatten, betätigte sie die Funktionen, die ihr neue Kräfte spendeten, sie mobilisierten; doch sie beließ sie auf niedriger Stufe.
    Der Effekt erleichterte ihr nicht das Los. Dieselbe neurale Stimulation, die ihren Verstand schärfte und ihre Reflexe beschleunigte, wirkte den Medikamenten entgegen, die man ihr zur Schmerzbetäubung verabreicht hatte. Damit jedoch fand sie sich schlichtweg ab. Auch Schmerz bedeutete für sie ein Hilfsmittel: So wie ihre Besorgnis um Davies und die Furcht vor Nick begünstigte er ihr Bestreben, ihren Verstand und die Sinne zusammenzunehmen.
    Vor der äußeren Schleusenpforte der Käptens Liebchen bremste das Fahrzeug. Die Schleuse stand noch offen, erwartete ihre Rückkunft.
    Beide Amnion stiegen aus.
    Nick und Morn ebenfalls. Nach einem Augenblick des Zögerns schwang auch Davies die Beine über die Fahrzeugseite.
    Einer der Wächter sprach in sein Mikrofon. Zu Morns Überraschung übertrug Potential nach wie vor Ton, so daß sie und Davies ihn und die Übersetzung hören konnten.
    »Sie dürfen in Ihr Raumschiff zurückkehren«, erklang es aus den Lautsprechern. »Der Abflug ist nicht statthaft.«
    Auf dem Absatz fuhr Nick zu den Wächtern herum. »Was?«
    Die amnionische Stimme wiederholte. »Sie dürfen in Ihr Raumschiff zurückkehren. Der Abflug ist nicht statthaft.«
    »Ihr verfluchten Quallen, das verstößt gegen die Abmachung. Unser Abflug ist Bestandteil der Vereinbarung.«
    Keiner der beiden Wächter gab eine Antwort.
    »Vorgeblicher Human-Kapitän Nick Succorso«, entgegnete die Alienstimme, »Ihr Abflug ist in der Tat Gegenstand der Vereinbarung. Er wird Ihnen gestattet. Aber eine Verschiebung ist unumgänglich. Die konstatierte Realität ist ins Fließen geraten. Gewisse beobachtete Vorgänge stehen nicht mit ihr in Übereinstimmung. Die Ergründung der Diskrepanz ist erforderlich. Ihr Abflug wird verschoben.«
    »Nein!« brüllte Nick. »Damit bin ich nicht einverstanden. Ich will fort!«
    Darauf erfolgte keine Erwiderung. So leer wie die Docks waren, blieb die Luft stumm.
    Beide Wächter wiesen auf die Luftschleuse der Käptens Liebchen.
    Keiner der beiden rührte seine Waffe an.
    Sie hatten es nicht nötig.
    »Beim gottverdammten Arsch der Galaxis!« wetterte Nick. »Der ›Handel‹ mit den Amnion ist ja, als schwämme man in der Jauchegrube des Universums.«
    Er hielt fast im Laufschritt auf sein Raumschiff zu.
    »Komm mit!« Morn faßte Davies am Arm und drängte ihn vorwärts. »Völlig gleich, was er uns antut, es ist immer noch besser, als hier festzusitzen.«
    Nachdrücklich, als gedächte er etwas klarzustellen, entzog Davies ihr seinen Arm. Aber er begleitete Morn ohne Widerrede durch die Scanning- und Dekontaminationsschleuse der Raumstation.
    Ein Ausdruck, als ahnte er Unheil, durchgeisterte seinen Blick. Doch mit jedem Moment, der verstrich, liefen seine Bewegungen sicherer, selbstverständlicher ab, indem Hirn und Körper sich einander anpaßten.
    In der Schleusenkammer tippte Nick ungeduldig auf der Tastatur herum. »Los doch, Mikka!« murrte er gedämpft vor sich hin. »Mach den Kahn dicht! Laß mich ein!«
    Fast unmittelbar hinter Morns und Davies’ Rücken fiel die äußere Schleusenpforte zu. Indikatoren verwiesen darauf, daß die Automatiken die amnionische Luft abpumpten und gegen die Bordatmosphäre der Käptens Liebchen austauschten. Ein Lämpchen zeigte an, daß man das Öffnen der inneren Schleusenpforte einleitete.
    Nick konnte oder mochte den Austausch der Luft nicht abwarten. Grob riß er die Verschlüsse des Raumhelms auf, zerrte ihn sich vom Kopf,

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