Amnion 2: Verbotenes Wissen
Beläßt man mich in Unwissenheit, darf kein Amnioni die Käptens Liebchen betreten. Wie lauten Ihre Ansprüche?‹ Text durchgeben.«
Dem Kommunikatoren-Zweitoperator zitterten die Hände, während er gehorchte.
Station Potential antwortete fast augenblicklich. »Die Amnion fordern die Inbesitznahme des an Bord Ihres Raumschiffs befindlichen neuen menschlichen Nachfahren.«
Im selben Moment, als Morn das hörte, hatte sie ein Empfinden, als zerspränge ihr das Herz.
Nick kreiste mit seinem Sessel, drehte sich ihr zu. In seinen Augen glitzerten Bosheit und Triumph. »Sag ihnen«, befahl er Scorz, »ihr Unterhändler ist akzeptabel.«
Dann lachte er Morn schallend ins Gesicht.
Davies ballte die Hände zu Fäusten und tat einen Schritt vorwärts.
Sofort richtete Mikka ihre Pistole auf seinen Kopf; Liete zielte mit ihrer Waffe auf seinen Bauch.
»Ach was, scheiß drauf«, meinte Nick lachend zu Mikka. »Sollen sie ruhig bleiben. Ich will, daß sie hören, was der ›Unterhändler‹ zu sagen hat. Das wird mir der größte Spaß des Tages sein.«
Liete behielt ihre Gedanken für sich; in Mikkas Miene hingegen kam, als sie die Waffe senkte, ein seltsames Gefühlsgemisch aus Erleichterung und Seelenpein zum Ausdruck.
Nick starrte Morn mit der Hitze eines Schweißlasers in die Augen.
»Eigentlich ist es mir gar nicht so wichtig, dich zur Wahrheitsliebe zu ermahnen«, sagte er leise und in beinahe süßlichem Ton. Stramm umspannten seine Lippen die Zähne. »Mir ist’s lieber, ich kann dir deine Lügen heimzahlen. Irgendwie hab ich ’ne Ahnung, daß du bald merken wirst, wie teuer es dich zu stehen kommt, wenn du mich belügst.«
Nur Davies’ Miene der Entgeisterung, der Verzweiflung und des Entsetzens hielt Morn davon zurück, Nick anzufallen, um ihm die Augen auszukratzen.
14
Die Amnion fordern… Der Waffensysteme-Drittoperator war unmißverständlich enttäuscht; er hatte einen geradeso starken Hang zur Vergewaltigung wie zur Sachbeschädigung und hätte zu gerne Morn für sich gehabt. Pastille hingegen war feinfühlig genug, um Aussichten auf ärgere Drangsalierungen zu erkennen. Lautlos lachte er, als wäre er ein stummes Echo Nicks, entblößte dabei seine fleckigen Zähne.
Außer Nick sah niemand Morn noch an.
… die Inbesitznahme…
In Lietes Stimme klang eine kaum merkliche Spur innerer Verkrampftheit an, als sie Pastille und Simper von der Brücke schickte. Sie befolgten die Weisung, händigten beim Gehen ihre Waffen Mikka aus. Liete entfernte sich durchs Rund des Kommandomoduls, ging von Morn und Davies auf Abstand; oder vielleicht von Nick und Mikka.
Die zwei abgelieferten Impacter-Pistolen verstaute Mikka in einem Waffenschrank. Genau wie Liete behielt sie jedoch die eigene Pistole bei sich.
Scorz konzentrierte sich auf die Kontrollkonsole der Kommunikationsanlagen. Alba sah sich Davies noch einmal, diesmal näher an; wohlüberlegt zog sie am Vorderteil ihrer Bordmontur den Reißverschluß noch ein paar Zentimeter tiefer hinab. Ransum, die Zweitoperatorin der Steuerung, machte eine wahre Schau daraus, die Funktionen ihrer Kontrollen zu testen, ihre Hände stoben über die Tasten wie Papierfetzen im Wind. Der Mann an der Zielerfassung/Waffenbedienung, Karster, betrachtete Nicks Hinterkopf. Weil der Scanning-Zweitoperator nichts zu tun hatte, lehnte er im Andrucksessel, als ob er meditierte: die Hände im Schoß gefaltet, die Lider geschlossen.
Auch Vector hatte die Augen zu; die Muskeln seines Gesichts war entspannt. Ohne sein phlegmatisches Lächeln schien sein Gesicht weniger rund zu sein, das Fleisch auf den Schädelknochen, die es umgab, sichtlich zu hängen.
…des neuen menschlichen Nachfahren.
»Du mußt durchhalten«, sagte Morn zu ihrem Sohn, ohne auf Nick zu achten. Ihr Kehlkopf zuckte, sie stieß die einzelnen Wörter abgehackt aus. »Wir stehen das gemeinsam durch. Er redet nur Drohungen daher, um dich einzuschüchtern. Er will dich dafür bestrafen, daß du nicht sein Kind bist.«
»Stell mich nicht auf die Probe«, warnte Nick sie in barschem Ton.
Morn trat zwischen ihn und Davies; sie kehrte Nick den Rücken zu, um ihre gesamte, künstlich verstärkte Überzeugungskraft auf Davies richten zu können. »Er kann dir nichts zufügen, ohne mir etwas anzutun. Und das wiederum kann er nicht, ohne sich selbst zu schaden.«
»Wenn du das glaubst« – Wut durchpochte Nicks Stimme wie Faustschläge –, »bist du abartiger, als ich dachte.«
»Ich bin seine
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