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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Geliebte«, sagte Morn zu Davies. »Die beste Liebhaberin, die er je hatte. Wenn er dir irgendwas antut, muß er auf mich verzichten. Er würde mich kompromißlos verlieren. Ermorden kann er mich jederzeit, aber er könnte mich nie wieder dazu bringen, zu machen, was er will.«
    »Du hast mich belogen!« brüllte Nick.
    Fast hätte Morn sich ihm zugedreht; beinahe hätte sie erwidert: Du Drecksack, ich habe dir nie auch nur im geringsten die Wahrheit gesagt. Fordern die Inbesitznahme…! Nichts war ihr wichtiger, als Nicks Bösartigkeit von ihrem Sohn fernzuhalten, soviel lag ihr daran, daß sie dafür kein Risiko scheuen mochte…
    Aber Davies’ Anblick ermöglichte es ihr, sich zu beherrschen.
    Vor ihren Augen wuchs seine Ähnlichkeit mit Angus. Er erregte den Anschein, als träte er – mit Furcht und Unverständnis als Auslöser – das Erbe seines Vaters mittels schierer Willenskraft an. Er hatte die falsche Augenfarbe, doch schon das schweinsartige Verkneifen seiner Lider machte ihn zu einem puren Abbild Thermopyles, und das hintergründige Finstere seines Blicks, die bodenlose Verzagtheit, die darin flimmerte, glichen genau dem eingefleischten, ruhelosen Flackern ständiger Furchtsamkeit, die Angus zu seiner Brutalität anstiftete.
    Um den Folgen dieser Brutalität zu entgehen, hatte Morn ihre Seele gegen das Z-Implantat verhökert. Lediglich Angus’ Ebenbild vor sich zu sehen, krampfte ihr das Herz zusammen, als gäbe es in ihrer Brust keinen Raum mehr für sein Schlagen, ihr eigenes Blut.
    Aber er war nicht Angus Thermopyle, er war es nicht, sondern Davies Hyland, ihr Sohn. Er mochte Angus’ Erbgut und seinen Körper haben; Angus’ spezielles Sekretgemisch mochte seine Wahrnehmungen beeinflussen; Morns Erinnerungen an Angus mochten sein Wissen über sich selbst trüben. Seinen Geist jedoch hatte er von ihr empfangen. Sein Leben nahm von Anfang an einen völlig andersartigen Verlauf als bei seinem Vater. Sie mußte daran glauben, daß er darum auch zu anderen Schlüssen gelangte.
    »Nick.« Durch Morns innere Aufwühlung drang Scorzs Stimme an ihre Ohren. »Neue Mitteilung von Potential.«
    Morn hörte das leise Surren von Servomechanismen und Kugellagern, während Nick abermals seinen Andrucksessel drehte. Unwillkürlich wandte sie sich ebenfalls Scorz zu.
    »Auf Audio legen«, ordnete Nick auch diesmal an.
    »Station Potential an vorgeblichen Human-Kapitän Nick Succorso«, ertönte es aus den Lautsprechern. »Der Amnion-Unterhändler erwartet Einlaß in Ihr Raumschiff.«
    »Folgende Antwort geben.« Trotz seiner Aufgebrachtheit hatte Nick seine Pose aggressiver Nonchalance wiedererrungen. »›Der Amnion-Unterhändler erhält Einlaß, sobald eine Eskorte bereitsteht.‹ – Text senden.«
    Danach sprach er umgehend seine Erste Offizierin an. »Mikka, die Eskorte bist du«, sagte er. »Laß die Qualle nur an Bord, wenn absolut feststeht, daß sie allein ist. Und behalte sie permanent im Auge. Wir brauchen nicht vorzutäuschen, wir würden uns über den Besuch freuen. Liete, du hast die Aufgabe, zu gewährleisten, daß Morn und das Arschloch da nichts quatschen oder treiben, was mir in die Quere käme.«
    Ein fast unmerkliches Zucken, als schnitte sie aus Widerspruchsgeist eine bissige Miene, durchfuhr Mikkas ohnedies mürrisches Gesicht. Trotzdem brummte sie eine Bestätigung und verließ das Kommandomodul. Liete befolgte Nicks Anweisung, indem sie durch die Wölbung der Brücke schritt und sich, die Hand an ihrer Impacter-Pistole, hinter Morn und Davies postierte.
    Davies war noch zu naiv, um seine Gedankengänge für sich zu behalten. Und sein Gemüt bildete gewissermaßen einen Ableger Morns: Was sich in seinem Kopf abspielte, entsprang ihren Nöten, ihren Antipathien. »Irgendwann werd ich ihm mal«, bemerkte er leise, »als Andenken an mich ein zweites Arschloch verpassen.«
    Nick grölte vor Lachen.
    Die Amnion fordern die Inbesitznahme…
    Morn steckte die Hand in die Tasche und verstärkte die Emissionen des Z-Implantats.
    Davies neben ihrer Schulter und Liete Corregios Waffe hinter ihrem Rücken, wartete sie auf die Ankunft des Amnion-Unterhändlers.
    »Also gut, hört mal her«, sagte Nick plötzlich zur Brückencrew. »Wir müssen uns die Sache überlegen, bevor Mikka wieder angetanzt kommt.« Bis auf weiteres hatte er seine Wut in den Hintergrund gedrängt. »Die Amnion möchten ’n Geschäft machen. So ’ne Gelegenheit versäume ich ungern. Andererseits haben wir alles, was wir wollten,

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