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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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für ihren letzten Bluff – einen letzten, verzweifelten Versuch, das eigene und Davies’ Leben zu retten. Furcht loderte in Morn empor wie ein Feuersturm, als sie sich an Mikka wandte.
    »Du weißt, was für mich auf dem Spiel steht«, sagte sie so selbstbewußt, wie sie es momentan konnte. »Dir dürfte klar sein, daß ich am Ende meiner Alternativen bin. Ich drehe nun meinen Sitz um, damit du nicht sehen kannst, welche Vorkehrungen ich gegen das Hyperspatium-Syndrom treffe.« In Wahrheit: damit Mikka sie nicht schlafen sah; es nicht sah, wenn ihr Finger nicht mehr auf der Taste ruhte. »Und zwar genauso zu deiner wie meiner Sicherheit.«
    Bitte versuche nicht, mich zu attackieren. Bitte nicht.
    Reserviert hob Mikka die Schultern. »Es ist dein Kopf, den du riskierst. Ich bin nicht diejenige, die sich mit Nick rumschlagen muß, wenn alles vorbei ist.« Sie schwieg kurz. »Inzwischen bin ich ziemlich davon überzeugt, daß du die Explosion nicht zündest. Und ich möchte selbst gerne baldigst aus dem Amnion-Kosmos verduften.«
    Während die Frist verrann, drehte Morn den Andrucksessel der zweiten Kommandokonsole herum, bis die Rücklehne sie vor Mikkas Blick völlig verbarg.
    Dann durchbebte das Tosen des Vollschubs den Rumpf der Käptens Liebchen, und Morns Bewußtsein zerstob.

 
ERGÄNZENDE DOKUMENTATION
     
     
PONTON-ANTRIEB
    Oft wird in der Wissenschaft ein Fortschritt erzielt, indem man erst erkennt, was geht, und nachträglich aufdeckt, wie es geht. So entwickelte Dr. Juanita Estevez auf der AstroLabor-Station einen funktionsfähigen Ponton-Antrieb, ehe sie überhaupt eine Vorstellung davon hatte, um was es sich handelte.
    Unter gewissen Gesichtspunkten betrachtet, machte es ihre größte Errungenschaft aus, zu demonstrieren, daß es möglich war, einen Hyperraum-Antrieb zu bauen, ohne überhaupt faktisch zu wissen, ob so etwas wie ein Hyperraum eigentlich existierte. Auf ihre Unkenntnis verweist nämlich der Umstand, daß sie, als sie endlich durchblickte, was ihre Erfindung leistete, den Effekt mit Redewendungen wie ›in die Tach wechseln‹ und ›in die Tard zurückfallen‹, als wäre Tachyonen-Tardyonen-Physik wirklich irgendwie daran beteiligt. Das war eindeutig nicht der Fall – und trotzdem blieb ihre Terminologie bestehen. Ein Jahrhundert, nachdem das erste hyperraumfähige Raumschiff erfolgreich von seinem Erstflug heimkehrte, sprachen die Raumfahrer noch immer vom ›in die Tach wechseln‹, wenn sie das Hyperfeld des wegen der dadurch ermöglichten, interspatialen ›Überbrückung‹ großer kosmischer Entfernungen bald ›Ponton-Antrieb‹ genannten Antriebssystems aktivierten, und vom ›in die Tard zurückfallen‹, wenn sie die Hyperspatium-Durchquerung beendeten.
    Natürlich war Dr. Juanita Estevez ein Genie – oder, wie einige ihrer Kollegen sie unbedingt zu sehen vorzogen, ›eine total verrückte Person‹.
    Sie hielt die Anlage, die sich schließlich als Prototyp eines Hyperraum-Antriebs herausstellte, für einen ›Materie-Aufspalter‹: Man legte Objekte unterschiedlicher Art in den Feldgenerator, führte ihm Energie zu und erzeugte das Feld; die Objekte verschwanden, wurden in die Partikel ›aufgespalten‹, aus denen sie bestanden, und die Partikel vermutlich in der Atmosphäre verstreut. Weil sie eine Individualistin mit stark ausgeprägtem Selbstschutzinstinkt war, hatte Dr. Estevez es nicht damit eilig, irgend jemandes Aufmerksamkeit auf ihre Forschungstätigkeit zu ziehen. Vielmehr konzentrierte sie ihre Untersuchungen auf zwei Bereiche: erstens versuchte sie die Emission der mutmaßlich bei der ›Aufspaltung‹ entstehenden Partikel in der Atmosphäre zu messen; zweitens bemühte sie sich darum, die Grenzen des ›Aufspaltungsvorgangs‹ abzustecken, indem sie mit Objekten verschiedenen Gewichts und verschiedenerlei Beschaffenheit experimentierte.
    Die ersteren Anstrengungen ergaben keine Resultate. Die zweiten Bemühungen öffneten der Menschheit – zu guter Letzt – den Weg in die Galaxis.
    Bis der Zufall eingriff, blieb es Dr. Estevez allerdings gänzlich unersichtlich, daß der Feldgenerator ihre Testobjekte keineswegs ›aufgespalten‹ fortbeförderte, sondern in Wahrheit am Stück, und völlig unbekannt, daß die Position des Zielpunkts von einem komplizierten Wechselspiel zwischen tatsächlicher Feldstärke, potentieller Feldstärke, der Masse des Objekts sowie der Richtung und Geschwindigkeit seiner Fortbeförderung abhing (in diesem Fall beeinflußte die

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