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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ganzen Reihe von Gründen eingefroren, und genau das zählte dazu: damit er nicht aufwachte. Solange er schlief, konnte er nicht reden.
    Aber es lagen noch andere Erwägungen zugrunde. Der kryogenische Transport war sicherer, als wenn man ihn mit Sedativa ruhiggestellt oder mit Kat berauscht hätte. Er minimierte die Gefahr einer Beeinträchtigung der Nerven, und Hashi Lebwohl wollte keine Synapse, kein Ganglion geschädigt sehen. Der Direktor der VMKP-Abteilung Datenakquisition hegte mit Angus weitreichende Absichten, deren Verwirklichung verlangte, daß man alles, was Angus wußte, im Gedächtnis hatte, alles was er tun konnte, unangetastet bewahrte.
    Also hielt man ihn in tiefgefrorenem Zustand, während Min Donner in der KombiMontan-Station ihre Erledigungen machte: an den aus protokollarischen Anforderungen unumgänglichen Beratungssitzungen sowie Diskussionen über die Raumpiraterie, den Bannkosmos und das Autorisierungsgesetz teilnahm; die Verlautbarungen und Erläuterungen gab, die die Leute immer von der Polizei zu haben wünschten. Dann flog man Angus Thermopyle und Milos Taverner durch das Hyperspatium zum VMKP-HQ.
    Wenig später wachte Angus wiederholte Male auf und vergaß es jedesmal wieder. Ehe sie irgend etwas anderes mit ihm anfangen konnten, mußten die Chirurgen der VMKP-DA ihn auftauen. Bis dahin blieben sein Körper und sein Hirn hart wie Gletschereis. Deshalb verlegte man ihn aus dem kalten Grab seiner Kryogenik-Kapsel in die wärmere Hilflosigkeit, die Kat, Anästhetika und medizinische Aufsicht verursachten. Gelegentlich ließ man ihn für kurze Zeit zu Bewußtsein kommen, damit die Chirurgen die Tauglichkeit ihrer Maßnahmen begutachten konnten. Aber es waren viel zu flüchtige Gelegenheiten, als daß sie sich seiner Erinnerung eingeprägt hätten, und zu heftig spürte er den Schmerz, den er litt, ehe er dank der Medikamente ins Dunkel zurücksank. Im eigenen Interesse löschte er quasi diese kurzen Zeitspannen des Wachseins aus seinem psychischen Data-Nukleus.
    Infolgedessen hatte er nicht die geringste Ahnung von alldem, was die Chirurgen an ihm verrichteten; keinen Begriff von der Form, die sein Alptraum annahm.
    Er merkte nicht, daß man von seinem Fleisch die Haut zurückschälte wie Obstschale, um längs der Knochen seiner Unterarme und Hände Allzwecklaser, so spitz wie Stilette, zu implantieren. Nach Beendigung der Operation klaffte an jeder Hand zwischen dem dritten und vierten Finger eine Lücke, die seine Finger nicht mehr verbargen. Diese Waffen konnten, hatte man sie erst einmal mit ihrer Energiezufuhr verbunden, Schlösser und Hälse gleichermaßen wirksam zerschneiden.
    Er merkte nicht, daß man seine Hüften, Knie und Schultern auseinandernahm und auf eine Weise verstärkte, die seine Muskelkräfte effektiv verdoppelte oder verdreifachte; daß man seinem Rücken zur Stützung und zum Schutz der Wirbelsäule Schienen einfügte; daß man seine Rippen mit Panzerplatten armierte, auch unter seinen Schulterblättern eine dünne, aber widerstandsfähige Panzerplatte einsetzte, um sein Herz und die Lungen zu armieren, die Arme fester zu verankern und ihre Kraftausnutzung zu verbessern sowie dort die Energieversorgung und den Computer, der zum Schluß Teil seiner Identität werden sollte, zu integrieren.
    Er merkte nicht, daß man seine Augen entfernte und gegen Prothesen austauschte, die man mit den Sehnerven verdrahtete; dadurch erhielt er die Fähigkeit, elektromagnetische Spektren zu erkennen, die kein organisches Sehvermögen wahrnehmen konnte – für allerlei Vorrichtungen wie beispielsweise Alarmsysteme und Computer-Schaltkreise relevante Spektren.
    Er merkte nicht, daß man seinem Gehirn Zonenimplantate einpflanzte: nicht nur eines, sondern mehrere dieser Elektroden. Wenn man sie aktivierte, hatte man die Möglichkeit, ihn mit einer solchen Finesse zu manipulieren, daß alles, was er mit Morn Hyland gemacht hatte, im Vergleich dazu als Gehampel gelten mußte.
    Und schon gar nicht merkte er, daß während der Ausführung dieser sämtlichen Operationen Wochen verstrichen. Tatsächlich erlaubten nur fortgeschrittene chirurgische Methoden und hochwirksame Medikamente es den Ärzten, ihn einer ganzen Anzahl derartigen Eingriffen innerhalb von Wochen zu unterziehen, statt sie über Monate oder Jahre verteilen zu müssen. Die Herstellung von Cyborgs war keine leichte Aufgabe; und in Angus’ Fall standen die Konstrukteure vor erhöhten Schwierigkeiten, weil sie davon auszugehen

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