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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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so dringend gekennzeichnet habe, wie ich’s nur konnte. Wie gesagt, es ist nun mal ein kompliziertes Problem. Allerdings nur bei oberflächlicher Betrachtung.«
    Er grinste, während er zuschaute, wie Morn an ihren Fingern würgte.
    »Überlegt man’s sich aber mal genauer, ist es eigentlich ganz einfach. Ich nämlich, mußt du bedenken, möchte Davies überhaupt nicht behalten. Im Gegenteil, seit seiner Geburt versuche ich ihn loszuwerden. Und genau dafür werde ich bald endgültig sorgen. Sämtliche Einzelheiten habe ich schon mit der Friedliche Hegemonie durchgehechelt. In zwölf Stunden gehen wir längsseits, und ich schieße Davies in ’ner Kosmokapsel hinüber. Dann lassen sie uns ungehindert anlegen. Um ihre Gutwilligkeit zu beweisen, haben die Amnion sogar erklärt, daß beide Raumschiffe anschließend unverzüglich nach Station Potential umkehren. Wir können also unsere Reparaturen erledigen lassen, ohne daß uns die Amnion im Nacken sitzen. Alles in allem besehen, ist das die beste Lösung.«
    Bei aller Gelassenheit traf er diese Feststellung, als wäre er darauf stolz.
    Unfreiwillig erbrach Morn Haferschleim und Kaffee durch ihre Finger.
    »Was für ’ne Schande«, bemerkte Nick fröhlich. »Eben bist du noch blitzsauber gewesen. Fast hast du gut genug ausgesehen, um bei ’nem Mann Gelüste zu wecken… Falls er’s wirklich arg nötig hätte. Aber jetzt…« Er lachte. »Jetzt siehst du leider bloß noch wie ’ne Magersüchtige aus.«
    »Was hast du vor?« Die Ausdrucksarmut, die der Lautsprecher Davies’ Stimme verlieh, konnte seine Verstörung nicht verhehlen. »Was willst du mit ihr machen?«
    Unvermittelt schwang Nick die Beine von der Koje. Er stand auf, stieg über Morn hinweg und ging zum Interkom-Apparat. Seine Narben glänzten schwärzlich, als hätte jemand ihm auf die Augen gedroschen. »Du kleines Arschloch«, schnob er, »was ich im Sinn habe, nennt man Rache.«
    Davies heulte auf.
    Es brach ab, als Nick eine Taste betätigte.
    »Mikka?« fragte Nick.
    »Hier«, meldete sich die Erste Offizierin mit ihrer ständigen, unpersönlichen Grimmigkeit.
    »Bedauerlicherweise gleitet uns die Sache aus der Hand. Ich mußte Morn über Davies informieren. Sie hat die Nachricht schlecht aufgenommen. Es ist wohl besser, du trennst die Verbindung zu seiner Kabine. Nein, es ist mir lieber, du setzt seinen Apparat ganz außer Betrieb. Wenn sie miteinander reden, schaukeln sie sich bloß um so mehr gegenseitig hoch.«
    Davies’ Heulen hallte in Morns Bewußtsein nach, als ob sie es noch hören könnte.
    »Sonst noch was?« fragte Mikka nach.
    Nick grinste. »Auf jeden Fall hast du sicherzugehen, verdammt noch mal, daß sie nicht aus der Kabine entwischt. Ich befasse mich mit ihr, wenn ich dazu die Zeit habe.«
    Er knipste den Interkom-Apparat aus.
    Während sie beinahe am eigenen Erbrochenen erstickte, sah Morn, wie er die Tür öffnete und von außen schloß, ohne die Emissionen des Z-Implantats abzuschalten.
    Sie konnte die Finger erst aus dem Mund ziehen, nachdem er sich mit dem Zonenimplantat-Kontrollgerät aus der Übertragungsreichweite entfernt hatte.

 
20
     
     
    Sie würgte und röchelte, um die Kehle freizubekommen, und stemmte sie sich auf Hände und Knie hoch. Eine Hand stützte sich in eine Lache Haferschleim, aber sie kümmerte sich nicht um die klebrige Verunreinigung. Sie benötigte Luft, mußte atmen; doch jeder Atemzug schien Säure und Erbrochenes in ihre Lungen zu saugen. Die Übergangssymptome nach Gebrauch des Z-Implantats schüttelten sie. Sauerstoffmangel trübte ihr die Sicht zu phosphenischen Wirbeln. Die Kabine schien sich um sie zu drehen, als wäre die Bordgravitation aufgehoben worden.
    Atmen.
    Säure schien ihre Speiseröhre zu verätzen, ihre Stimmbänder zu zerfressen.
    Atmen.
    Sie riß den Mund weit auf, schnappte mit spasmischem Keuchen nach Luft.
    Davies…
    Es galt Nick nicht als Strafe genug, daß er eingesperrt war, hilflos, daß er ihn an die Amnion verkauft hatte; nicht als grausam genug, daß er sich allein mit einer so grundlegenden Identitätskrise auseinandersetzen mußte, daß ein Mensch davon durchaus zugrunde gerichtet werden konnte. Nein. Das genügte Nick nicht. Um seine alteingefleischte, persönliche Erbitterung zu befriedigen, hatte er Davies’ Gemüt bis ins Mark untergraben.
    Was ich im Sinn habe, nennt man Rache.
    Ihrem Sohn stand nichts anderes zur Verfügung, um sich darauf zu stützen, sich des drohenden Wahnsinns zu erwehren, als das, an

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