Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
natürlich hatte Nick nicht im geringsten die Absicht, sich ernsthaft mit den Amnion anzulegen. Er hatte längst mit dem Amnion-Kahn Friedliche Hegemonie eine ›wechselseitige Erfüllung der Ansprüche‹ ausgehandelt. Daraus bestand seine einzige realistische Hoffnung; er konnte nicht sowohl die Friedliche Hegemonie wie auch die Stiller Horizont bezwingen; nicht bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit, nicht innerhalb des Bannkosmos, des amnionischen Weltalls. Warum sollte er also seiner Crew, die ohnehin erschöpft war, noch mehr zumuten?
    Morn ging schnurstracks zur zweiten Datensysteme-Kontrollkonsole.
    Indem sie auf ihre Geschicklichkeit und die zerstreute Aufmerksamkeit Alba Parmutes vertraute – zur Zeit mußte sie auf der Brücke Dienst haben –, nahm sie die Konsole in Betrieb und reaktivierte von da aus in der Kommandokonsole die Steuerschaltungen der Türen. Sie tat es für Sib Mackern. Nun war nirgendwo mehr festzustellen, daß er irgend etwas angestellt hatte, um ihr behilflich zu sein.
    Elf Minuten.
    Sie schaltete die Kontrollkonsole ab, verließ die Hilfssteuerwarte und kehrt in Vectors Domäne um.
    Sie hatte kein Glück: Er war noch da, befand sich nach wie vor bei der Arbeit. Tatsächlich stand er sogar gerade vor den Fernbedienungselementen der Kosmokapseln. Die Anzeigen, die Morn an seiner Schulter vorbei erkannte, besagten allem Anschein nach, daß er momentan diagnostische Checks und Statustests durchführte, sich von der Einsatzbereitschaft der Raumflugkörper überzeugte, die Lebenserhaltungssysteme überprüfte, den für Lenkung und Bremsmanöver erforderlichen Schub vorprogrammierte.
    Um zu gewährleisten, daß die Kosmokapsel, die ihren Sohn ins Verhängnis fliegen sollte, zuverlässig funktionierte.
    Zehn Minuten.
    Falls Morns innere Uhr nicht trog…
    Sie durfte nicht mehr warten. Irgendwie mußte sie an Vector vorbei.
    Sie trat in den Schaltraum und schloß hinter sich die Tür.
    Bei diesem Geräusch wandte er sich um.
    Morn blieb stehen, damit er sie sah – er begriff, daß sie, wenn es nicht sein mußte, keine Gewalt anzuwenden beabsichtigte.
    Bei ihrem Anblick merkte man ihm keine Verblüffung an. Sein phlegmatischer Stoizismus erwies sich ihrem unvermuteten Auftauchen gewachsen. Mehr zur Begrüßung als vor Überraschung hob er die Brauen.
    »Aha, Morn.« Falls er sich in irgendeiner Hinsicht unbehaglich fühlte, mochte es sich höchstens in der leicht ungesunden Färbung seines Mondgesichts äußern. Er wirkte wie jemand, der sich entgegen der Empfehlung des MediComputers zuviel zugemutet hatte. »Ich hätte mir denken müssen, daß das passiert. Anscheinend weiß Nick nicht den Unterschied zwischen dem, was du kannst, und dem, was du nicht kannst.«
    Er lächelte, als hätte er vor, sie zu hänseln. »Kommst du, um Davies zu verabschieden?« Aber sie sah ihm, während er die Frage stellte, keinen Hohn an.
    »Vector«, sagte sie gepreßt, »geh von der Tastatur weg.«
    Ich möchte dir nicht weh tun. Zwing mich nicht, mit Gewalt gegen dich vorzugehen.
    Neun Minuten.
    Unentwegt lächelte Vector. »Ach, ich glaube, das geht nicht. Nick hat mich ausdrücklich ermahnt, dafür zu sorgen, daß alles klappt. Auf diesem Schiff zahlt Befehlsverweigerung sich nicht aus, nicht mal bei indirekten Befehlen. Weil er sich wohl nicht vorstellen konnte, daß du’s schaffst, aus deiner Kabine auszubrechen, hat er mir nicht befohlen, dich von meinen Anlagen fernzuhalten. Aber seine Absichten waren ganz unmißverständlich. Ich kann’s mir nicht erlauben, dich hier irgendwas anpacken zu lassen. Aber du hast ja so oder so nichts zu gewinnen. Wenn du den Start verhinderst und Davies aus der Kapsel holst, nimmt Nick euch zwei wieder gefangen, und alles fängt von vorn an. Er entschuldigt sich für die Verzögerung und schickt dann wahrscheinlich euch beide zu dem Kriegsschiff hinüber, bloß um seinen ›guten Willen‹ zu beweisen. Dann hast du dich umsonst abgezappelt.«
    »Vector, es ist mein Ernst.« Nur mit Mühe konnte Morn sich noch bezähmen. »Verschwinde von der Tastatur.« Sie brauchte Taten, Aktivitäten: Sie hatte an dem schwarzen Kästchen eine zu starke Wirkung eingestellt, und die Zeit lief ab. »Ich bin schon zu weit gegangen, um jetzt aufzugeben. Ich bin zu jedem Opfer bereit.«
    Seit Tagen war sie dazu bereit. Seit Davies’ Geburt; seit man ihn an die Amnion verkauft hatte.
    »Das sehe ich.« Nichts hätte weniger sarkastisch als der milde Spott sein können, der sich in Vectors

Weitere Kostenlose Bücher