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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Zonenimplantat-Kontrollgerät heraus. Sie schlang die Finger um sämtliche Tasten, versteckte das schwarze Kästchen hinter dem Rücken, hielt es dort in Deckung, schützte es mit dem eigenen Körper, so daß Angus es nicht mit seinem Laser zerschießen könnte, ohne sie vorher zu töten.
    »Morn, nicht«, raunte Vector voller Bestürzung. »Ich helfe dir… Irgendwie. Ich werde gebraucht, sie wollen meine Forschungsergebnisse. Wenn dir jemand was antut, höre ich mit der Arbeit auf.«
    Morn beachtete ihn nicht.
    Ebensowenig kümmerten sich Nick und Angus um ihn. Statt dessen nahm Nick eine angespannte Haltung ein und warf Angus einen bösen Blick zu. »Warum hast du ihr das Ding nicht weggenommen, du Arschloch? Ich hatte dir gesagt, du sollst es an dich bringen.«
    Auch ihm gab Angus keine Antwort. Von seinen Wangen troff Schweiß, als vergösse er Tränen. Seine von undurchschaubaren inneren Belastungen bläulichrote Miene erweckte den Eindruck, als ob er an seiner Zunge erstickte.
    »Na, auf jeden Fall mußt du verhindern, was sie vor hat«, raunzte Nick. Übergangslos verwandelte sich seine boshafte Häme in nackte Wut. »Das ist ein Befehl. Ich will sie lebend. Nach all den Gemeinheiten, die sie mir zugefügt hat, will ich sie lebendig haben.«
    Möglicherweise hätte Angus gehorcht. Die Drangsal, die in seinem Blick zum Ausdruck kam, gestattete die Mutmaßung, daß er von Nick, wenn auch äußerst widerwillig, Befehle annahm. Aber Morn wartete nicht lange genug, um Klarheit zu erhalten.
    »Ihr hört nicht zu«, stellte sie fest. »Mir bleibt nichts anderes mehr übrig. Ihr könnt mich nicht daran hindern. Kommt einer von euch« – irgendwie fand sie die Kraft zum Schreien – »bloß einen Schritt näher, drücke ich die Finger auf alle Tasten gleichzeitig! Lieber verschmore ich mir das Gehirn, als daß ich noch mal einen von euch an mich heranlasse!«
    »Nicht!« krächzte Vector verzweifelt.
    Morn bemerkte seine Bewegung im Augenwinkel, aber zu spät. Den gewichtslosen Körper an das Technikkontrollpult geklammert, schlug er ihr die Handkante seitlich gegen den Hals, haschte dann wie verrückt nach dem Zonenimplantat-Kontrollgerät.
    Entriß es ihrer Hand.
    Und drehte sich um.
    Indem er seine Masse von dem Technikkontrollpult abstieß, schmetterte er das schwarze Kästchen gegen das Schott, hieb es mit der Kraft des Handballen auf die harte Fläche.
    Blut spritzte, als das Kästchen zu einem Halbdutzend scharfkantiger Bruchstücke zersprang, ihm an der Hand die Haut zerschlitzte. Rote Kügelchen wimmelten übers Schott, schwärmten in der Bordatmosphäre nach allen Seiten. Der Anprall verursachte ihm offenkundig Schmerzen in den arthritischen Gelenken.
    Um Morn zu betäuben, hatte er nicht fest genug zugeschlagen. Obwohl ihr nun der Untergang sicher, sie endgültig verloren war, kam sie noch rechtzeitig zur Besinnung, um zu sehen, wie seine blauen Augen glasig wurden, als müßte er in Ohnmacht sinken. Blutströpfchen sprenkelten Morns Gesicht wie eine Vielzahl winziger Wunden.
    Beim Anblick seiner verletzten Hand und des zersprungenen Kästchens drohte sie vollends von Hysterie, die in ihr gefährlich emporbrodelte wie Lava, zersetzend wie Säure, überwältigt zu werden. Vector mußte der Ansicht sein, ihr das Leben gerettet zu haben, seine Schuld wiedergutzumachen, indem er sie vom äußeren Zwang befreite. Nick konnte das schwarze Kästchen nicht ersetzen. Er kannte die Übertragungsfrequenzen nicht, die integrierten Codes waren ihm unbekannt.
    Aber Angus wußte darüber Bescheid. Er konnte jederzeit ein neues Zonenimplantat-Kontrollgerät herstellen.

 
DAVIES
     
     
    Benommen vor Schmerzen und kalter Wut, fauchte Davies eine Unflätigkeit, als Mikka ihn von der Tischkante zurückzog. Hätte er schwerelos in der Luft geschwebt, wäre es nicht so schlimm gewesen, doch er war noch an den in der Kombüse festgeschraubten Stuhl geschnallt. Bei Mikkas Versuch, ihn aufzurichten, schabten in seinem Oberarm die Knochen aneinander, als hätten sie Sägezähne, und zwischen den Rippen stach ihm Pein, als hätte man ihm lange Messer hineingebohrt.
    Eine Zuckung entstellte sein Gesicht zu einer Fratze. »Scheiße!« knirschte er, biß die Zähne zusammen, damit der Schmerz nicht aus seinem Brustkorb heraufquoll und ihn erdrosselte.
    Vorsichtig ließ Mikka von ihm ab, gab ihm die Möglichkeit, selbst für sich zu tun, was er konnte. »Wie übel geht’s dir?« fragte sie; ihre Stimme schien aus weiter Ferne an

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