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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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anflog. Trotzdem war sie fest der Überzeugung – fest genug, um gräßliche Furcht um ihn zu haben –, daß Ciro in Gefahr schwebte, Nick die Absicht hegte, ihn gegen seine alte Erzfeindin zu benutzen.
    Sie begegnete keinen Werkschutzleuten mehr. Vielleicht suchten sie inzwischen alle nach ihrem Bruder.
    Bei diesem Gedanken wurde ihr zum Kotzen zumute.
    Sie prallte so heftig gegen eine Wand, daß sie sich die Lungen nachgerade stauchte, und der Stoß beförderte sie im Schweben schnurstracks in das Zimmer, in dem laut Klimpts Auskunft Sib Mackern anzutreffen sein sollte.
    Der Raum war kaum größer als ein Kabuff. Gegenüber einer dicken Panzertür, die einer schweren Schleusenpforte glich, stand in einer Wandnische ein Datenterminal. Über der Panzertür war auf einem Schild der Hinweis MATERIALLAGER zu lesen. Offenbar hielt Deaner Beckmann seine Materialvorräte und Gerätschaften in einem Tresorgewölbe weggesperrt, eine Vorkehrung, die man angesichts des Schlags von Zeitgenossen, die ihn aufsuchten, um mit ihm Geschäfte zu treiben, vollauf verstehen konnte.
    Vor dem Datenterminal besah sich Sib, die Stirn gerunzelt, den Bildschirminhalt – oder den Schweiß, der ihm auf die Hände troff, wenn seine Finger auf die Tastatur einhämmerten.
    Sib war allein.
    Mit einem Ruck hob er den Kopf, als er das dumpfe Geräusch hörte, mit dem Mikka gegen die Wand wumste und abprallte. Erleichterung breitete sich in seiner vor Streß verbissenen Miene aus. »Mikka! Sind wir fertig? Können wir…?«
    Beim Anblick ihrer Erregung brach er mitten im Satz ab. Sein Gesicht wurde starr; reglos schaute er ihr entgegen, während sie um Atem rang.
    »Ist Ciro hier aufgetaucht?« keuchte Mikka. Sib schüttelte den Kopf.
    »Verdammte Scheiße!« Vor Enttäuschung und Sorge drosch Mikka sich die Fäuste auf die Hüftknochen. Verdammt-verdammt-verdammt! Was sollte sie nun anfangen? Wie konnte sie ihn finden?
    »Was ist passiert?« fragte Sib im Flüsterton, als sorgte er sich, der Werkschutz könnte lauschen.
    Mikka erzählte es ihm schweratmend; erst bei den letzten Sätzen klang ihre Stimme wieder weitgehend normal. »Und die Sturmvogel ist hier. Sie hat angelegt. Wie sie uns aufgespürt hat, weiß ich nicht, aber jedenfalls ist sie da.«
    Sorus Chatelaine hatte Nick das Gesicht zerschnitten…
    »Moment mal«, entgegnete Sib unterdrückt. »Da blick ich nicht durch. Du glaubst, Nicks Vorgehen hängt irgendwie mit ihr zusammen? Wie denn?«
    Wuchtig schwang Mikka die Fäuste. »Er hat uns absichtlich gertennt, weil wir einzeln angreifbarer sind. Vor allem Ciro.«
    »Aber warum?« hakte Sib nach. »Was will er damit erreichen?«
    Mikka war es gewohnt, auf der Grundlage ihrer Kompetenz zu handeln; immer zu wissen, was es zu tun galt, und es auszuführen imstande zu sein. Doch jetzt fühlte sie sich durch Ciros Gefährdung geradezu wie gelähmt.
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich bin mir sicher, daß es so ist. Wir sind von ihm getrennt worden, damit Chatelaine sich einen von uns schnappen kann. Vielleicht will er uns einen nach dem anderen loswerden… Obwohl ich daran nicht glaube. So einfach ist der Fall nicht. Er muß dabei das Ziel verfolgen, irgendwie sie reinzulegen.«
    Sib kaute auf der Unterlippe. Sein Blick schien durch Mikka hindurchzudringen. Sie befürchtete, daß er zu starke Zweifel hegte; etwa annahm, sie dächte sich etwas aus, um ihn zur Befehlsverweigerung zu überreden. Seine nächste Äußerung jedoch überraschte sie. »Dann sollten wir uns lieber mal bei der Sturmvogel umsehen«, sagte er. Daß er sich dabei unwohl in der Haut fühlte, war aus seiner Miene offen ersichtlich. »Vielleicht finden wir ihn. Oder vielleicht läßt Chatelaine ihn gehen, wenn wir sie warnen.« Er verzog das Gesicht, als stäche ihn ein Schmerz.
    Mikka wurde zumute, als ob ihre unermeßliche Dankbarkeit ihr das Herz zum Zerfließen brächte. »Wir kennen den Weg nicht«, wandte sie ein, um ihre plötzliche Schwäche zu kaschieren.
    Sib blickte sie nicht an. Statt dessen drehte er sich wieder dem Datenterminal zu. Er tippte ein paar Tasten, löschte damit das Materiallager-Bestellformular vom Bildschirm und griff auf das öffentliche Informationsprogramm des Schwarzlabors zu. Es umfaßte unter anderem Orientierungsgrafiken für einen Großteil der Asteroidenstation. Vermutlich wollte Deaner Beckmann vermeiden, daß Neulinge sich verirrten.
    Mikka teilte Sib mit, in welcher Parkbucht die Sturmvogel ankerte, schaute ihm dann über die

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