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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Tapferkeit.«
    »Also bitte«, mischte Nick sich fröhlich ein. »Wir wollen doch nicht rührselig werden. Das ist ’n Abenteuer, an dem man sein helles Vergnügen haben kann.« Gedämpft fluchte Davies, ohne damit Nick zu beeindrucken.
    »Noch zwei Minuten«, meldete sich Angus. »Geht in die Luftschleuse. Wir nähern uns dem ausgesuchten Asteroiden. Wenn ihr ihn verpaßt, muß ich umdrehen.«
    »Wird gemacht.« Mit dem Daumen schaltete Davies die Interkom aus und tippte Codes ein, die die Türen zwischen Lift und Luftschleuse öffneten. Während die Türen aufrollten, wandte er sich an Sib.
    Er zeigte ihm das Skalpell und steckte es in eine Gürtelwerkzeugtasche an Sibs EA-Anzug. »Für den Fall«, stellte er klar, »daß du die Verbindungsleine nicht mit dem Laser durchschießen möchtest.«
    Wieder nickte Sib, obwohl er hinter der polarisierten Helmscheibe für Davies unsichtbar blieb.
    »Los, vorwärts!« forderte Nick. Er rammte eine Schulter gegen die Wand der Aufzugkabine, um sich abzustoßen, und schwebte hinaus.
    Unwillkürlich zauderte Sib. Er wußte nur zu genau, auf was er sich einließ. Jetzt hatte er die letzte Chance, um es sich anders zu überlegen: hier in diesem Moment, ehe die Schleusenpforte hinter ihm zufiel und die Dekompression einsetzte. Er konnte Nicks Arme von den Fesseln befreien, ihm das Lasergewehr in die Hand drücken; bei Davies bleiben, während Nick seinen lebenslangen Haß auf Sorus Chatelaine zum logischen Abschluß brachte.
    Er konnte der kalten Dunkelheit des Alls und der Erinnerung an seine gellenden Schreie aus dem Weg gehen. Sollte jemand anderes den Amnion für das Unheil, das sie Ciro, Morn und Sibs Familie zugefügt hatten, einen Denkzettel verpassen.
    Aber du tust es trotzdem. Das ist mehr als normale Tapferkeit.
    Jedenfalls war es besser, als um Barmherzigkeit zu flehen und immer wieder ihre Verweigerung hinnehmen zu müssen, während die Menschen, die er liebte, starben oder Schlimmeres erlitten, weil er sie nicht schützen konnte. »Sag Mikka und Ciro von mir adieu«, bat er Davies. »Ich bin froh, sie gekannt zu haben.«
    Davies antwortete nicht: Du siehst sie wieder. Wir holen dich an Bord. Vielleicht glaubte er nicht daran.
    Sib bezwang sein Grauen und schwebte in die Schleusenkammer.
    »Ihr müßt jetzt raus«, knisterte Angus’ Stimme in sein Ohr.
    Sofort drehte sich Davies den Kontrollen zu. Servomotoren schwangen die innere Schleusenpforte zu, schlossen sie mit einem kräftigen Wumsen ineinandergreifender Riegel; und schon stand Sib mit Nick allein in der Schleusenkammer. Einen Moment später blähten sich die EA-Anzüge auf, während Pumpen die Luft aus der Kammer saugten.
    »Schau nicht so kläglich drein«, spottete Nick. Er konnte Sibs Gesicht so wenig sehen wie Sib seines: er redete, um auf der Brücke gehört zu werden. »Du gehst dem Höhepunkt deines Lebens entgegen, gottverdammt noch mal. Von nun an brauchst du mir praktisch nur den Rücken zu decken. Alle werden denken, du wärst ’n echter Held, obwohl du in Wirklichkeit nichts anderes tust, als den Anzug mit Scheiße zu füllen.«
    »Zum Donnerwetter, Nick…!« begann Morn.
    »Nimm dich zusammen, du Halunke!« schnauzte Davies. »Wenn er dir nicht die Arme befreit, bleibst du hilflos.«
    Aber was Nick von sich gab, blieb Sib mittlerweile einerlei. Für ihn zählte jetzt nur noch die Außenpforte der Schleuse, das letzte, dünne Hindernis zwischen ihm und dem Schwarz des Weltalls. Sobald alle Luft aus der Schleusenkammer gepumpt war, schwang die Außenpforte auf, öffnete die Posaune dem unabwägbaren, mörderisch gefährlichen Durcheinander des Asteroidenschwarms.
    Draußen sah er nichts als Mitternacht. Unkenntliche Umrisse und unbeeinflußbarer Wirrwarr erfüllten die Finsternis. Ein kurzes Aufleuchten von Statik umrandete die Konturen des von Angus ausgesuchten Asteroiden mit sonderbarem Feuer. Dann erlosch das Flackern, so daß das Dunkel um so tiefer wirkte.
    »Auf geht’s!« stieß Nick in durchdringendem Ton hervor.
    Mit wegen der Waffen, die er trug, unbeholfenen Bewegungen schaltete Sib den Helmscheinwerfer ein. Die Ende der Leine, die Davies an Nicks Fesseln geknüpft hatte, wickelte er sich überm Handschuh ums Handgelenk.
    »Also gut«, krächzte er.
    Sofort brachte Nick die Hüften in eine Art von Startposition und zündete die Lenkdüsen.
    Gasstöße und der Strang Isolierband rissen Sib wie ein Frachtstück aus der Schleuse in die Kälte des Asteroidenschwarms.
    An alles, was

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