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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Löffel ab.«
    Vor dem Verlassen der Brücke hatte er zur Vorbereitung seines Coups mehrere Vorkehrungen getroffen. Dazu zählte unter anderem, daß er den Interkom-Apparat der Kommandokonsole auf die Funkfrequenz der EA-Anzüge eingestellt hatte. Folglich mußte Davies ihn hören können.
    Beinahe entfuhr Angus ein Schrei, als ihm Morns Stimme antwortete.
    »Wir hören dich, Angus. Wir tun, was du sagst. Ich glaube, das Dispersionsphänomen geht vorüber. In drei oder vier Minuten kann die Sturmvogel uns wieder orten.«
    Ihr Tonfall – heiser, voller Not, vor Verzweiflung gehetzt – erinnerte ihn an die Weise, in der sie damals an Bord der Strahlenden Schönheit mit ihm gesprochen hatte. Wie sehr die Erinnerung ihn auch schmerzte, er konnte sie nicht unterdrücken.
    Ich kann Sie retten, hatte sie gesagt. Ihr Schiff kann ich nicht retten, aber Sie. Sie brauchen mir bloß das Kontrollgerät auszuhändigen. Das Kontrollgerät des Z-Implantats.
    Du bist verrückt, hatte er erwidert.
    Überlassen Sie mir das Kontrollgerät, hatte sie ihn unverhohlen angefleht. Ich werde es nicht gegen Sie benutzen. Ich brauche es, um gesund zu werden.
    Ich müßte mein Schiff aufgeben. So sieht dieser Handel doch aus, oder? Du rettest mich, wenn ich dir das Kontrollgerät abliefere. Aber mein Schiff ginge mir verloren.
    Mein Schiff gebe ich niemals auf, schwor er, nachdem er sie geschlagen hatte.
    Das hatte er gesagt und es ernst gemeint gehabt. Doch es war, wie so vieles andere, nur Selbstbetrug gewesen. Leeres Gewäsch. Er hatte die Strahlende Schönheit aufgegeben. Sie zur Ausschlachtung und Verschrottung überlassen müssen. Weil er nicht hatte sterben wollen. Und eben deshalb war auch der einzige Handel zustande gekommen, den er mit Morn hatte eingehen können.
    Wir hören dich, Angus. Wir tun, was du sagst.
    Als die Lifttür aufrollte, verharrte er zunächst wie gelähmt: Gegenüber sah er den Zugang zur Luftschleuse. Er vollführte eine Art von unbewußtem Multitasking, als hätte der Interncomputer ihn noch an der Kandare, tippte den Code in die Kontrolltafel, der die Schleusenpforte öffnete. Gleichzeitig stand er kurz davor, seine Seele hinauszuschreien.
    »Du kannst dich nicht an der Kommandokonsole betätigen, Morn!« japste er wie ein Rasender. »Verdammt noch mal, hast du denn Gehirnerweichung? Bist du psychotisch geworden? Wir können Hoch-G-Belastung nicht vermeiden. Ich bin nicht schnell genug zurück, um wieder die Schiffsführung zu übernehmen. Und sobald wir durchstarten, wird dein Hyperspatium-Syndrom akut.« Und sie hatte die Kommandokonsole direkt vor ihrer Nase. »Verschwinde! Kapierst du nicht? Du mußt von der Brücke gehen. Überlaß Davies das Kommando. Davies, du mußt dafür sorgen, daß sie von der Brücke abhaut!«
    »Er kann das Schiff nicht allein führen.« Trotz ihrer Verzweiflung war sich Morn ihrer Sache vollauf sicher. »Das weißt du doch selbst. Es sind zu viele Aufgaben, und keiner von uns beiden arbeitet so schnell wie du. Wenn er die Steuerung handhabt, kann er sich zur gleichen Zeit vielleicht mit dem Scanning befassen, aber unmöglich auch die Waffensysteme bedienen. Wir wären wehrlos, selbst wenn wir noch manövrieren könnten.«
    »Wir können aber nicht manövrieren«, rief Davies vehement dazwischen, »weil wir keinen Schub haben.«
    In seiner Stimme schwang Erbitterung mit. Eventuell fühlte er sich von Angus im Stich gelassen.
    »Darum muß die Steuerung von mir übernommen werden«, erklärte Morn so ruhig, als hätte, was sie redete, seinen Sinn; als verübte sie immer nur ausschließlich vernünftige Handlungen. »Er kümmert sich um Scanning und Waffensysteme. Mit der Zielerfassung und -Verfolgung kennt er sich inzwischen so gut aus, daß er nebenher das Scanning überwachen kann.«
    In der Enge des Raumhelms schienen Echos Angus’ Kopf zu umschwirren, den Unterschied zwischen seinen Erinnerungen und dem, was er gegenwärtig tat, zu verwischen. »Du bist verrückt!« schrie er, sich zurückzuhalten unfähig, ins Mikrofon. »Ich verliere mein Schiff!«
    »Angus«, entgegnete Morn gepreßt, »wir bieten hier ein leichtes Ziel. Vielleicht ist Verrücktheit das einzige, was uns noch retten kann. Weshalb gehst du sonst zu EA über? Hör auf zu nörgeln. Trage du deine Risiken, ich trage meine.«
    »Und ich verliere mein Schiff!« wetterte Angus. »Müssen wir jedesmal den gleichen Handel eingehen? Daß du die Kontrolle an dich reißt und ich mein Schiff verliere?«
    Morn gab keine

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