Amok: Thriller (German Edition)
ließ ihre rosigen, feucht glänzenden Brüste sehen. Er konnte ihre Body Lotion riechen und die Hitze spüren, die von ihrer Haut abstrahlte.
»Bleib heute Nacht hier«, sagte sie. »Ich koche uns etwas. Dann können wir in Ruhe reden.«
»Vielleicht«, sagte er, und sein Magen drehte sich um, als er sich Nina im Bett mit Bruce Abbott vorstellte. Dann dachte er daran, wie er Julia geküsst hatte und wie er sie in diesem Moment begehrt hatte. Am Abend zuvor hatte Nina ihn mit einer Flut von Vorwürfen überschüttet, nachdem er sie am Telefon so plump angelogen hatte, aber nach ihrer derzeitigen Stimmung zu urteilen, hatte sie seine Beteuerungen vielleicht doch geschluckt.
Es fiel ihm auf, dass sie nicht nach Abby gefragt hatte. Er trat zur Seite und rückte ein Stück von ihr ab. »Ich muss mir dringend was Trockenes anziehen.«
Nina ignorierte standhaft seinen Mangel an Begeisterung. »Willst du nicht erst mal duschen?«
Sie wird vorschlagen, dass wir miteinander schlafen , dachte er und wandte sich zur Treppe um, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte. »Hat jemand angerufen?«, fragte er im Gehen.
»Ja«, antwortete Nina mit offensichtlichem Unmut. »Ein Haufen Reporter, die alle mit dir sprechen wollten. Warum, wollten sie mir nicht sagen. Ich habe ihre Nummern notiert.«
Er brummte etwas Unverständliches. Wahrscheinlich wollten sie seinen Kommentar zu Alice Jones‘Story. Er beschloss zu warten, bis Julia sich bei ihm meldete, ehe er die Reporter zurückrief.
Oben zog er die nassen Sachen aus und beschloss, dass eine Dusche tatsächlich keine schlechte Idee wäre. Als er unter dem heißen Wasserstrahl stand, befürchtete er halb, dass Nina versuchen könnte, zu ihm in die Dusche zu steigen. Wäre der Zeitpunkt nicht so furchtbar unpassend gewesen, dann hätte er ihren Vorschlag vielleicht begrüßt, beim Essen über ihre vertrackte Lage zu reden, ruhig und vernünftig, wie es sich für erwachsene Menschen gehörte. Aber im Moment konnte er sich das einfach nicht vorstellen. Abby war tot, seine Kinder ahnungslose Pfänder in einem bösen Spiel und der zweite Schütze immer noch auf freiem Fuß -
Und außerdem bist du in Julia verliebt , appellierte eine leise Stimme an sein Gewissen.
Er seufzte. Allein dadurch, dass er hier im Haus war und duschte, sandte er die falschen Signale aus. Er konnte nicht so tun, als sei er an einer Versöhnung interessiert, aber ebenso wenig konnte er Nina demütigen, indem er den Anschein erweckte, auf ihren Annäherungsversuch eingehen zu wollen. Er hätte gleich etwas sagen sollen, schon in dem Moment, als sie seine persönliche Grenze überschritten hatte.
Und da fiel es ihm urplötzlich ein. Vaters Garten. Der Eindringling. Julia und das Tagebuch ihres Vaters.
Grenzüberschreitung, ja, das war es gewesen.
Aber in einem ganz anderen Sinn.
Vilners Handy klingelte erneut. Der Killer hatte das Lokal schon weit hinter sich gelassen. Die katastrophalen äußeren Bedingungen hatten ihn nicht so schnell vorankommen lassen, wie er es sich gewünscht hätte, aber der Vorteil war, dass er die Straße mehr oder weniger für sich hatte.
An einer Parkbucht hielt er an und spähte kritisch zu den Bäumen hinauf, deren Äste über den Wagen ragten. Er konnte hören, wie sie im Wind ächzten. Der Regen schlug in horizontalen Schwällen gegen die Scheiben, als schütte jemand Eimer voll Wasser gegen den Wagen. Er nahm das Telefon und meldete sich mit einem munteren »Hallo?«.
»Vilner?« Die Stimme klang leicht verwirrt. In dem Sturmgetöse war es schwer, Details auszumachen, aber es war eine Männerstimme, mit einem irgendwie ungewöhnlichen Akzent.
»Er ist nicht hier«, sagte der Killer. Er musste regelrecht schreien.
»Wer ist da?«
»Das werden Sie früh genug erfahren. Vorläufig reicht es, wenn Sie wissen, dass Vilner aus dem Spiel ist. Sie haben es jetzt mit mir zu tun, und nur mit mir. Ist das klar?«
Der andere war lange still. Ob vor Schreck, Wut oder Fassungslosigkeit, konnte der Killer nicht sagen.
Er beendete das Gespräch.
Craig rannte ins Schlafzimmer, tropfnass, wie er war. Er wischte sich die Hand am Bett ab und griff nach seinem Telefon, um Julia auf dem Handy anzurufen. Es war ausgeschaltet. Er versuchte es bei ihr zu Hause. Niemand da.
Wieder wählte er ihre Handynummer und ging unterdessen ins Bad, um sich ein Handtuch zu holen. Während er sich abtrocknete, hörte er ihre Nachricht noch einmal ab.
Craig, hier ist Julia. Ich dachte, ich
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