Amok: Thriller (German Edition)
… ja.« George schüttelte Craig die Hand und wandte sich dann abrupt ab, ehe Julia ihm ihre Hand anbieten konnte.
Er führte sie ins Haus und zeigte ihnen, wo sie ihre Jacken aufhängen konnten, um dann durch die riesige Eingangshalle voranzugehen. Geschmackvoll ausgewählte Ölgemälde zierten die Wände, hauptsächlich Landschaftsbilder; darunter standen einige kostbar aussehende Vasen und in der Ecke eine imposante Standuhr. Julia hatte einen Moment Zeit, die breite Doppeltreppe und die Galerie im ersten Stock zu bewundern, ehe sie einen nicht minder geräumigen Salon betraten. Hier hingen hauptsächlich Aquarelle und einige wenige Bleistiftzeichnungen, allesamt gegenständlich, wahrscheinlich Originale, und wahrscheinlich sehr wertvoll.
Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Als sie sich umdrehte, sah sie einen Mann im schwarzen Anzug vortreten, der an einem der enorm hohen Schiebefenster gestanden hatte. Er war in etwa so groß wie George; schlank, aber sportlich gebaut, mit kurz geschorenen blonden Haaren. Attraktiv auf eine etwas grobschlächtige Art, hatte er eine große Nase und ausgeprägte Wangenknochen. Seine Haut war straff, aber fleckig, und zeigte Spuren von Aknenarben unter beiden Ohren. Seine Augen verengten sich und blitzten feindselig.
»Das ist James Vilner«, sagte George. »Er ist ein, äh, Geschäftspartner von mir.«
Vilner nickte knapp, richtete jedoch kein Wort der Begrüßung an sie. Er musterte sie nacheinander eingehend und nahm dann wieder seinen Platz am Fenster ein. Der Anblick seines breiten Rückens und seine demonstrative Gleichgültigkeit jagten Julia einen Schauer über den Rücken. Der Effekt war irgendwie noch einschüchternder, als wenn er auf sie zumarschiert wäre und ihnen über die Schulter geschaut hätte.
George deutete auf ein paar mehr oder weniger willkürlich zusammengestellte Sofas und Sessel und fragte, ob er ihnen einen Drink anbieten könne.
»Wir haben gerade gegessen«, sagte Craig.
Julia lehnte ebenfalls ab und registrierte Mathesons erleichterte Reaktion. Immer wieder warf er ihr verstohlene Blicke zu und ließ seine Augen über ihren Körper wandern, als zöge er sie im Geiste aus. Aber er beäugte nicht ihre Brüste, wie ihr mit einem Mal klar wurde. Er versuchte sich ihre Wunden vorzustellen.
»Sie scheinen sich ja erstaunlich gut erholt zu haben«, platzte er heraus, als sie ihn dabei ertappte.
»Danke.«
Er wandte seine Aufmerksamkeit Craig zu. »Und Ihnen darf ich mein Beileid aussprechen. Was mich betrifft, habe ich die Kampagne Ihres Vaters nie persönlich genommen. Ich habe nie einen Groll gegen ihn gehegt, und ich bin mir sicher, dass er das genauso gesehen hat.«
Craig nickte bedächtig. »Ich muss mich wohl auch bei Ihnen entschuldigen. Was ich über das Bauprojekt gesagt habe, war nie für die Öffentlichkeit bestimmt.«
Georges Miene drückte zunächst Zufriedenheit aus, dann grimmige Erheiterung. »Aber Sie stehen weiter zu Ihren Aussagen?«
»Ich bin hier, um herauszufinden, ob Sie mich vom Gegenteil überzeugen können.«
»Und wie soll ich das anstellen?«
»Indem Sie mir absolut verbindlich erklären, dass es keinen zweiten Antrag geben wird. Sie werden mir garantieren, dass das Land um Chilton herum unter keinen Umständen erschlossen wird.«
George lachte bellend auf und schüttelte bedauernd den Kopf. Julia streifte Vilner mit einem Blick; sie spürte, dass er jedes Wort genauestens registriert hatte.
»Sie verlangen Unmögliches«, sagte George, dessen Blick ebenfalls in Vilners Richtung zuckte. »Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Es ist durchaus denkbar, dass sich die Meinungen im Lauf der Zeit ändern.«
»Sie beabsichtigen also, einen zweiten Antrag zu stellen?«
»Ich beabsichtige nicht notwendigerweise irgendetwas in der Art«, sagte George. Julia glaubte eine eigenartige Betonung auf dem Wort ich wahrzunehmen, doch Craig ging nicht darauf ein.
»Sie wissen, dass inzwischen der vorläufige Bericht der Polizei vorliegt?«, fragte er.
George schüttelte den Kopf, wich dabei aber Craigs Blick aus. »Was hat das denn damit zu tun?«
»Der Bericht vertuscht das wahre Geschehen«, erklärte Craig. »Julia wurde nicht von Carl Forester angeschossen. Es war noch ein anderer Mann dort. Er trug eine Lederkombi und einen Integralhelm. Er hat Carl getötet und es wie einen Selbstmord aussehen lassen. Und er ist vor dem Eintreffen der Polizei geflüchtet.«
George presste die Lippen zusammen. Wieder schoss
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