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Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen (German Edition)

Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen (German Edition)

Titel: Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Teege , Nikola Sellmair
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Brutalität bekannten SS -Mann, den Heinrich Himmler mit der Ermordung der Juden im besetzten Polen beauftragt hatte. Globocnik führte das aus, was Hans Frank im Dezember 1940 als Ziel so formuliert hatte: «Ich habe freilich in einem Jahr weder sämtliche Läuse noch sämtliche Juden beseitigen können. Aber im Laufe der Zeit … wird sich das schon erreichen lassen.»
    Deportationen und Massenmorde an polnischen Juden waren längst im Gange, als auf der Wannsee-Konferenz am 20 . Januar 1942 dann die «Endlösung», die Ermordung der europäischen Juden, strategisch vorbereitet wurde.
    Göths Vorgesetzter Odilo Globocnik war mitverantwortlich für den Aufbau von Konzentrationslagern und die Errichtung von Gaskammern. In Absprache mit Adolf Eichmann plante er den fabrikmäßigen Mord an Millionen Menschen. In Polen wurden Vernichtungslager in Betrieb genommen: Belzec, Sobibor, Treblinka.
    Schon bald wurde Amon Göth von Odilo Globocnik bei der Räumung von Ghettos eingesetzt. Räumung bedeutete: Die gesunden Ghetto-Bewohner wurden zur Zwangsarbeit eingeteilt. Alle, die zu schwach und zu krank zum Arbeiten waren, wurden erschossen, auch Kinder und ältere Menschen. Der Historiker Johannes Sachslehner schreibt: «Es sind blutige Menschenjagden, die nach erprobtem Schema ablaufen … Mittendrin Amon Göth, dem bald leitende Funktionen übertragen werden.»
    Spätestens jetzt entdeckte Göth auch die lukrative Seite des Völkermords: Juden, die ihm Wertgegenstände wie Pelze, Porzellan oder Juwelen anbieten konnten, wurden nicht sofort umgebracht, sondern «durften» ins Zwangsarbeitslager.
    In dieser Zeit begann Amon Göth wohl auch immer maßloser zu trinken.
    Bald bekam der ehrgeizige Göth neue Aufgaben: Er sollte die Auflösung des Krakauer Ghettos leiten und ein Arbeitslager in Płaszów aufbauen. An Freunde und den Vater in Wien schrieb er: «Jetzt bin ich endlich mein eigener Kommandeur.»
    Am 13 . und 14 . März 1943 ließ Göth das Krakauer Ghetto räumen. Etwa 1000  Menschen werden an diesen zwei Tagen ermordet, rund 4000 deportiert, viele nach Auschwitz.
    Die Überlebenden ließ Amon Göth in sein Reich bringen: Płaszów, erst Arbeits-, später Konzentrationslager. 80  Hektar war das Lager groß. Die deutschen Besatzer hatten es auf jüdischen Friedhöfen erbaut. Auf den zerstörten Gräbern errichteten sie die Baracken, mit den Grabsteinen pflasterten sie die Lagerstraßen.
    *
    Der alte Mann führt mich in den Keller. «Hier lagerte der Kommandant den Wein», sagt er. Dann zeigt er voller Stolz auf eine verrostete Wanne: «Die authentische Badewanne von Amon Göth.»
    Gegenüber dem Weinkeller befand sich das Zimmer der Dienstmädchen, daneben lag die Küche. Hier im Keller war also Helens Platz: Helen Rosenzweig, so heißt das ehemalige jüdische Dienstmädchen Amon Göths aus dem amerikanischen Dokumentarfilm, den ich gleich am Tag nach der Entdeckung des Buches im Fernsehen gesehen habe.
    Helen Rosenzweig hatte meine Mutter hier in diesem Haus getroffen. Letztlich eine traurige Begegnung: Helen Rosenzweig ist schockiert, weil meine Mutter Amon Göth so ähnlich sieht. Obwohl sich beide, Helen und meine Mutter, bemühen, können sie keine Beziehung zueinander aufbauen, die Geschichte steht zwischen ihnen. Helen erblickt in meiner Mutter Amon Göth.
    Als meine Mutter im Film versucht, Erklärungen für Amon Göths Taten zu finden, stößt Helen wütend hervor: «Er war ein Monster. Er lächelte und pfiff, wenn er vom Töten kam. Er hatte den Drang zu töten, wie ein Tier. Das war doch offensichtlich.»
    Mein Bruder Matthias hat mir später den Dokumentarfilm auf DVD mitgebracht, sodass ich ihn mir immer wieder anschauen konnte. Erst achte ich nur auf meine Mutter, beobachte sie genau, lese in ihrem Gesicht, deute ihre Worte. Helen nehme ich nur am Rande wahr. Zu Beginn des Films schickt meine Mutter Helen einen Brief und bittet darin um ein Treffen. Sie schreibt, dass sie sich vorstellen könne, dass Helen sich vor dieser Begegnung fürchte – auch sie habe Angst davor, ihr gegenüberzutreten.
    Anfangs interessiere ich mich nicht so sehr für den Inhalt des Briefes. Ich denke nur: Wieso nimmt sich meine Mutter die Zeit, einen Brief an Helen zu verfassen? Wieso schreibt sie nicht mir? Wieso fühlt sie mit Helen mit, aber nicht mit ihrem eigenen Kind?
    Erst nach und nach treten meine Gefühle in den Hintergrund, und plötzlich sehe ich Helen: wie sie nach all den Jahrzehnten wieder voller Angst in

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