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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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Herr Bräunlich, ich versuche es«, antwortete ich, darum bemüht, Ruhe zu bewahren. Seine Ausbrüche bringen mich jedes Mal einerseits aus der Fassung und geben mir andererseits Oberwasser, wenn ich sehe, wie unprofessionell er sich aufführt. »Das liegt jedoch nicht alleine in meiner Macht«, redete ich tapfer weiter. »Die Partneragentur der Fireagency in Livorno hätte die Anträge schon vor Monaten stellen müssen. Ich bin durch deren Prozesse noch nicht ganz durchgestiegen, aber offenbar haben die das verbaselt.«
    »Darum hätten Sie sich rechtzeitig kümmern müssen«, brüllte Bräunlich weiter. »Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein!«
    Auch das kenne ich von ihm. Wie ein Verdurstender auf der panischen Suche nach Wasser, macht mein Chef bei Problemen stets als Erstes einen Schuldigen aus, bei dem er den Druck abladen kann. »Warum haben Sie sich denn nicht darum gekümmert?«, entgegnete ich also frech. Immerhin hatte ich zwei Tage Zeit, mir meine Argumente zurechtzulegen. » Sie haben die Agentur schließlich beauftragt und mit dieser Aufgabe betraut.«
    Bräunlich keuchte in Rage. »Was fällt Ihnen eigentlich ein? Das ist Ihr Projekt! Wir hatten wöchentlich Statusmeetings dazu. Diese Dinge vorzulegen, war ganz klar Ihre Aufgabe. Das wird Sie teuer zu stehen kommen!«, beendete er seinen Ausbruch mit den ebenfalls gewohnten Drohungen eines Menschen, dem nach weit über zwanzig Jahren im Betrieb nichts mehr passieren kann.
    »Ich habe meinen Job gemacht. Wenn von der Agentur falsche Angaben kommen, kann ich nichts dafür«, erkläre ich, und es gelingt mir tatsächlich, bei seinem Ausbruch die Fassung zu wahren. »Stefan Matzek von der Fireagency ist derzeit in Livorno, um den Stand der Dinge zu klären und die Angelegenheit voranzutreiben. Ich denke, am Montag werde ich mehr Informationen dazu haben«, erklärte ich, wobei ich meine aktuellen Bemühungen um eine Lösung auf »italienische Art« wohlweislich verschwieg. Was dabei herauskommt, weiß ich schließlich noch nicht.
    »Aber es wäre Ihre Aufgabe gewesen, zu bemerken , dass Livorno die Formalitäten verbockt!«, wollte mein Chef sich beim Küren eines Sündenbocks nicht geschlagen geben.
    »Nein, wäre es nicht, Herr Bräunlich. Dafür war die Fireagency zuständig«, antwortete ich ruhig und souverän. »Abgesehen davon bringen uns solche Diskussionen nun auch nicht weiter. Es wäre schöner, Sie würden mit mir an einem Strang ziehen. Nun lassen Sie uns bitte die Ergebnisse von Herrn Matzek abwarten, dann melde ich mich wieder bei Ihnen.«
    Ich erntete noch zwei bis drei Vorwürfe über Verantwortungsgefühl, mangelndes Organisationsvermögen und allgemeine Kopflosigkeit, dann gab sich Bräunlich zum einen aus Ermangelung eigenen Wissens zur Sachlage und zum anderen wegen einer Verabredung zum Preisskat geschlagen und legte auf.
    Nichtsdestotrotz ging ich aus dem Gespräch mit meinem Chef so erschöpft heraus wie aus einer zu heißen Sauna. Mein ganzer Körper stürzte sich praktisch auf die »Auflegen«-Taste, und wie immer musste ich ein paar Mal nach Luft schnappen, um mich zu beruhigen.
    Auch jetzt, während ich die Hauptstraße von Siniscola hinaufschlendere, läuft es mir wieder kalt den Rücken herunter, wenn ich nur an Bräunlich und seine unfairen, selbstgerechten Frechheiten denke. Durch Korinthen- und Zahlenkackerei auf den Chefposten gekommen. Wegbefördert wurde er, damit ihn andere Kollegen nicht länger ertragen mussten. Nur schlimm für die zehn Leute und mich, die ihn jetzt als Abteilungsleiter haben. Aber so ist das wohl im Berufsleben.
    Auf meine düsteren Überlegungen brauche ich erst mal einen Espresso.
    Die nächste Bar ist zum Glück nur ein paar Meter weiter an einer Straßenecke, und ich trete ein.
    Es handelt sich um den üblichen gefliesten Raum mit blank polierter Theke, wie man sie wahrscheinlich millionenfach in Italien und Sardinien findet. Hinten in der Ecke flimmert auf einem Bord ein Fernseher, der versucht, sich gegen die laute Radiomusik durchzusetzen. Vier betagte Barbesucher in grauen Maurerhosen, verbeulten Sicherheitsschuhen und schmuddeligen T-Shirts lümmeln nebeneinander am Tresen und trinken – und das um diese Zeit – ein Bier.
    Alle vier beäugen mich argwöhnisch, als ich den Raum betrete, so als wäre ich ein bewaffneter Cowboy. Nach der sekundenschnellen Einstufung, ob ich zu den Bösen oder zu den Guten gehöre, verändern sich ihre Gesichtszüge, sie lächeln mich freundlich an und

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