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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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freundlichen, schlanken Mittvierzigerin, in ihrem kleinen Büro im Rathaus von Arzachena. Signora Alberti hat soeben die Lesebrille auf ihrer Nase zurechtgerückt und blättert geschäftig in den Unterlagen, die Paula und ich den ganzen Vormittag lang nach bestem Wissen und Gewissen mit Leben und Daten gefüllt sowie um Lagepläne und Zeichnungen ergänzt haben. Dann nickt sie, klappt die Mappe zu und sieht uns an.
    »Also«, sagt sie, » ascolti – hören Sie. Für Projekte dieser Art brauchen Sie drei Dinge: Erstens la presentazione della costruzione della struttura fisica – die Präsentation der geplanten Konstruktion samt Planungszeichnungen. Das haben Sie bereits vorgelegt. Zweitens«, sie hebt die Hand mit zwei ausgestreckten Fingern und mustert uns streng, um sich zu vergewissern, ob wir ihren Ausführungen folgen, »zweitens brauchen Sie die autorizzazione sanitaria – die Genehmigung der ASL –, des hiesigen Wasserbeschaffungsinstituts, für das Aufstellen von Wassertanks und mobilen sanitären Einrichtungen. Und drittens müssen Sie einen Antrag für die Stromversorgung bei der ENEL stellen.«
    »Aha«, antworte ich ruhig. »Das sind ja nur drei Dinge auf einmal. Kein Problem für uns.«
    Das klingt wirklich machbar.
    » Attenzione – Achtung, das ist noch nicht alles«, fährt Lehrmeisterin Alberti fort. »Wenn Sie diese drei Anträge für die struttura ferma – die statische Planung – beisammen haben, die wir hier benötigen, bilden diese die Basis für den Antrag beim örtlichen Amt für Handelsaktivitäten. Verstehen Sie?«
    Ich schüttele den Kopf. »Wie jetzt? Müssen wir hier in der Kommune mit den gleichen Anträgen zu zwei verschiedenen Stellen gehen?«, wundere ich mich.
    Diese Effizienz ist bestechend.
    Signora Alberti nickt. »Die Abteilung von Signora Spanu für Tourismus, Handel und Geländefragen kann ihnen Aufbau und Planung des gesamten Projekts freigeben. Das dipartimento di attivitá produttive e commercio hingegen bewertet das Projekt nach wirtschaftlichen Fragen und prüft, ob und wie interessant die Sache in Handelsfragen für die Region ist. Aber keine Sorge«, winkt sie ab, als sie unsere entsetzten Gesichter bemerkt, »das ist das geringste Problem. Eine solche Neuwagenpräsentation schwemmt dermaßen viele kaufkräftige Besucher auf die Insel, die rollen Ihnen den roten Teppich aus, wenn Sie damit ankommen. Nur müssen Sie diesen Schritt unbedingt einhalten«, endet sie.
    »Hm«, murmele ich nachdenklich.
    Unterdessen nutzt Paula die Stille und hackt eifrig eine Nachricht an ihren Chef ins Handy. Die beiden sind im regen Worüber-auch-immer-Austausch, während ich immer noch nicht den Mumm gefunden habe, Bräunlich eine E-Mail zu schicken und zu berichten, was hier los ist. Stattdessen habe ich lediglich eine kurze Notiz mit der Bitte um Rückruf abgesetzt. Eine Aufforderung, der er sicherlich so schnell nicht nachkommen wird, da er heute, wie ich von Frau Weißensee weiß, vor dem Vorstand das geschäftige Stehaufmännchen mimt.
    Wenn er sich bis heute Abend nicht meldet, schreibe ich ihm ausführlicher, beschließe ich.
    » Dunque – also«, bricht Signora Alberti unser Schweigen. »Sie lassen mir die Blätter mit den Angaben zu Ihrem Unternehmen und zu der geplanten Veranstaltung, die Sie bereits fertig ausgefüllt haben, schon mal hier. Ich werde sie an die Abteilung weiterleiten, bei der Sie gestern vorstellig waren. In der Zwischenzeit kümmern Sie sich um die fehlenden Antragsbestandteile, die ich Ihnen soeben erklärt habe. Wenn Sie Fragen zu Umweltauflagen, technischen Richtlinien oder was auch immer haben, rufen Sie mich an«, schlägt Signora Alberti vor.
    »Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen«, danke ich ihr. »Aber wird Ihre Kollegin nicht verärgert sein, weil ich mit dieser Sache nun zu Ihnen gekommen bin?«, will ich wissen.
    Das hätte mir gerade noch gefehlt, an dieser Stelle über weibliche Verschnupftheiten zu stolpern.
    »Nein, ganz und gar nicht, das ist völlig normal bei uns«, beschwichtigt mich Signora Alberti. »Ich habe Nicolina auch schon mehrfach geholfen, wenn ein Familienmitglied schnell einen Pass gebraucht hat oder eine Aushilfe bei denen zu Hause auf dem Hof nicht ordnungsgemäß angemeldet war, verstehen Sie?«
    Ich nicke. Auf italienische Art eben.
    »Ich habe den Eindruck, da geht was. Oder was meinst du?« Paula schaut mich erwartungsvoll an, während wir das Rathaus von Arzachena verlassen und über den schmalen Bürgersteig

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