Amore macchiato: Roman (German Edition)
reißen uns die sardischen Behörden nicht eines Tages so richtig den Kopf ab.«
»Was machen denn die Anträge für unsere Freunde in der Verwaltung?«, will Pittalis wissen.
»Das Genehmigungsverfahren läuft«, antworte ich. »Ihre Verwandte Peppa ist uns eine große Hilfe. Wir kommen recht gut voran.«
»Bene, bene, molto bene«, sagt Pittalis zufrieden. » Allora ragazze – so, Mädels, ich muss weiter. Ich habe zu tun. Vor uns liegt viel Arbeit.« Er steht auf und funkelt uns unternehmungslustig an.
»Herr Pittalis, darf ich Sie etwas fragen?«
»Nur zu.« Er blickt mir neugierig ins Gesicht.
Ich schlucke. »Glauben Sie ernsthaft, wir schaffen das alles?«
Er grinst. »In unserem Land läuft das immer so konfus«, gibt er zurück. »Darf ich Sie auch etwas fragen? Glauben Sie, Italien wird es schaffen?«
»Na ja, eher als Griechenland«, gebe ich zögernd zurück.
»Sehen Sie, quindi tutto a posto – dann ist doch alles gut!« Sagt’s und hüpft beschwingt die Treppenstufen Richtung Hotelausgang hinunter.
Tolle Aussichten.
»Der ist aber mal gut drauf«, fasst Paula ihren Eindruck über unser Gespräch zusammen.
»Ja«, antworte ich, »wenn ich bloß wüsste, ob er intelligent oder einfach nur naiv ist. Vielleicht erzählt er nur irgendeinen Mist, um den Job abwickeln zu können, und am Ende fahren wir die Sache noch schlimmer an die Wand, als wenn wir sie jetzt stoppen …« Ich blicke sie unsicher an.
Paula denkt nach. »Was sagt eigentlich dein Chef dazu?«
»Der?«, rufe ich aufgeregt »Der motzt mich die ganze Zeit nur an. Deshalb habe ich ihm bisher vorsichtshalber nur von Matzeks Aktivitäten erzählt.«
»Aber er ist dein Vorgesetzter«, beharrt Paula. »Ich denke, es ist an der Zeit, dass du ihm genau schilderst, was wir hier machen.«
Zögernd betrachte ich mein Handy, das unschuldig vor mir liegt und gleich die Quelle lauten Gebrülls sein wird.
Ich nehme es und suche seine Nummer heraus.
Es klingelt.
»GID, Bräunlich?«, höre ich meinen Chef am Ende der Leitung sagen.
»Guten Tag, Herr Bräunlich, hier spricht Annika Herrmann.«
»Tach«, kommt es nüchtern zurück. »Und? Haben Sie Erfolge vorzuweisen?«
Ich bringe ihn um.
»Ich würde gerne mit Ihnen die nächsten Schritte besprechen«, antworte ich sachlich. »Es ist so, dass Herr Matzek von der Fireagency derzeit den Genehmigungsprozess mit der italienischen Polizei klärt. Seine Mitarbeiterin Paula Stahl und ich haben hier vor Ort allerdings die Info erhalten, dass ein solches Genehmigungsverfahren bei den örtlichen Behörden einzureichen ist, und haben nun parallel zu Matzeks Bemühungen alles Nötige in die Wege geleitet«, erkläre ich ihm.
Eine Sekunde der Stille verstreicht.
»Nächste Woche reisen wir mit zweihundert Journalisten an, und Sie sitzen da und füllen Anträge aus?«, fragt Bräunlich dann bedrohlich ruhig. »Wollen Sie mich etwa auf den Arm nehmen?«
Das kam schon etwas lauter.
Paula hebt den Kopf und beugt sich zu mir herüber, um mitzuhören.
»Nein, das ist das Letzte, was ich möchte«, gebe ich spitz zurück und frage mich, ob er das Wortspiel überhaupt versteht. »Die Aufbauten sind im Gange, die Zelte sind angeliefert und darüber hinaus arbeiten wir …«
»Das ist ja wohl das Mindeste, was Sie mittlerweile mal hätten anstoßen sollen«, unterbricht mich Bräunlich erbost. »Frau Herrmann, ich will ab sofort schriftlich über jeden Ihrer Schritte unterrichtet werden. Und ich will sehen, dass es vorangeht! Haben Sie mich verstanden?«
»Dann lassen Sie mich doch einfach ausreden«, sage ich.
»Ich will«, schreit Bräunlich nun aufgebracht, offenbar ohne mich gehört zu haben, »eine Kopie von jeder Mail, die Sie schreiben. Setzen Sie mich in cc. Wenn ich sehe, dass es bei Ihnen nicht läuft, schicke ich meinen Assistenten, um Ihnen auf die Finger zu schauen.«
Er hat einen Assistenten? Ich weiß von nichts, dabei bin ich erst seit wenigen Tagen auf Reisen.
»Wer ist denn Ihr Assistent?«, frage ich verblüfft und vergesse für einen Moment sogar meine Argumentation zur Sache an sich.
»Markus Schrader, der High Potential aus der internen Revision, übernimmt eine Stabsposition unter meiner Führung und verantwortet das Kosten-Controlling bei uns ab sofort abteilungsintern.«
Markus! Schock. Mir gefriert das Blut in den Adern.
»Außerdem wird Herr Schrader proaktiv sämtliche Prozesse nachhalten, für die ich keine Zeit habe.«
»Aha.« Jetzt bin ich sprachlos.
»In diesem
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