Amore macchiato: Roman (German Edition)
waschen. Falls die Beschwerden doch noch am Mund auftreten sollten, stellen Sie sich hier bitte erneut vor.«
Sie steht auf. Wir sind entlassen.
Kurz darauf kommt Paula angezogen hinter dem Paravent hervor. »Gott sei Dank nichts Meldepflichtiges«, ächzt sie erleichtert.
»Genau, nur eine kleine Wladimir-Krätze«, spotte ich und stehe auf. »Komm, bloß raus hier.«
17.
Es ist bereits beste Mittagessenszeit, als wir endlich wieder vor dem Krankhaus am Auto stehen.
»Wir haben Glück«, sage ich und blicke mit gerunzelter Stirn auf die Uhr, »dass die Apotheken noch geöffnet haben. Lass uns gleich eine suchen.«
Wir steigen ins Auto, Paula fährt, und wir kurven zurück ins Stadtzentrum von Olbia. Kurz darauf haben wir eine farmacia gefunden, vor der ähnlich reges Treiben herrscht wie vor einer alkoholausschenkenden Tankstelle samstagnachts um eins.
»Hier werden wir ewig anstehen müssen«, seufze ich.
Während Paula in dritter Reihe mit eingeschalteter Warnblinkanlage und laufendem Motor auf der Straße stehen bleibt, entledige ich mich meines Sicherheitsgurtes.
»Was ist?«, frage ich Paula, die in Warteposition in ihrem tief herabgelassenen Autositz liegt und mich erwartungsvoll anschaut.
Sie zuckt die Schultern. »Es gibt hier keinen Parkplatz, ich muss im Auto sitzen bleiben«, informiert sie mich gelassen.
»Du meinst, ich …« Ich starre sie ungläubig an. »Ich soll in die Apotheke gehen und nach dem Anti-Wladimir-Mittel fragen?« Das ist ja wohl absurd.
» Wieso fragen?« Paula klingt lehrerinnenhaft. »Du legst das Rezept auf den Tresen und schweigst. Wo ist das Problem?«
Ich stöhne ergeben, steige aus und betrete wenige Schritte später die hoffnungslos überfüllte Apotheke. Mindestens zwanzig Menschen, alte Kranke und schreiende Kinder, drängeln sich in dem viel zu kleinen Vorraum, an dessen Decke die allmächtige Nummerntafel angebracht ist, auf der gerade die Zahl zweiundfünfzig blinkt.
»Numero cinquantadue?«, brüllt eine resolute Dame im weißen Kittel hinter dem Tresen und drückt, als keiner reagiert, kurzentschlossen die nächste Nummer.
Nummer dreiundfünfzig. Eine kurzatmige junge Mutter mit einem Säugling im Arm und einem kleinen Jungen an der Hand schiebt sich umständlich zum Tresen.
Ich sehe mich nach der Nummernausgabe um und fingere bereits in meiner Handtasche nach meinem Handy, um mir zum Zeitvertreib Tetris aufzurufen, als ein Herr aus den Tiefen der Apotheke auftaucht, mich sieht und mich mit einem freundlichen » Prego, signorina, che desidera – junge Frau, was wünschen Sie?« quer durch den Vorraum anspricht.
Ich erstarre.
Die Masse der Menschen teilt sich und blickt mich ebenfalls erwartungsvoll an.
»Ich«, stammele ich, »bin als Letzte gekommen, ich habe noch nicht mal eine Nummer gezogen«, versuche ich, Zeit zu gewinnen.
»Kein Problem, signorina «, sagt der Apotheker freundlich, »die Herrschaften hier warten alle auf Spezialmischungen. Wie kann ich Ihnen helfen?«
Mein Gesicht wird heiß.
Umständlich fingere ich Paulas Rezept aus der Tasche und reiche es dem Apotheker. Der studiert das Rezept mit regloser Miene. »Zenia, wo haben wir das Aciclovir liegen?«, fragt er dann seine Kollegin.
Die blickt auf und verzieht nachdenklich den Mund. »Ich glaube, dort hinten im Schrank ganz rechts, Giulio«, sagt sie dann. »Im zweiten Fach von links müsste noch eine Packung liegen.«
Mir bricht der Schweiß aus.
»Ich hoffe, dass ich das Schmerzmittel auch als Zäpfchen dahabe, signorina «, sagt der Apotheker freundlich. »Eventuell müsste ich sie bestellen. Aber keine Sorge«, fügt er hinzu, als er mein gequältes Gesicht bemerkt, »heute Nachmittag wären sie schon da.«
»Es ist nicht für mich«, sage ich leise in den stillen Apothekenraum hinein und muss schlucken, »sondern für meine Freundin.«
Der Mann nickt verständnisvoll und verschwindet im hinteren Teil der Apotheke, von wo er hergekommen war. Ich schnappe nach Luft und blicke mich unauffällig um. Die alte Dame neben mir lächelt mich freundlich an. Die junge Mutter am Tresen weist ihr Kind zurecht, das gerade damit begonnen hat, einen Spender mit Cremetuben auszuräumen. Die Hälfte der Tuben liegt bereits am Boden, und die arme Frau mit dem Baby im Arm beginnt hektisch, sie aufzusammeln.
Bevor ich ihr zu Hilfe eilen kann, klingelt zu allem Überfluss auch noch mein Handy. Es ist Bräunlich, wie ich auf dem Display erkennen kann. Mir bleibt wirklich nichts erspart. Da
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