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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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Paula und ich die Darsteller. Zwei hochschwangere Frauen in ausgeleierten Jogginghosen laufen auf und ab. Unter dem Blick von geschätzten vierzig Augenpaaren setzen wir uns in die letzte Reihe.
    »Wann komme ich wohl dran?«, zischt Paula nervös. »Muss ich diese Massen hier alle abwarten?«
    »Keine Ahnung.« Ich zucke mit den Schultern. »Die werden hier ja wohl mehr als einen Arzt haben. Vielleicht geht es ja ganz schnell«, füge ich wenig überzeugt hinzu und scrolle auf meinem Handy herum. Überraschenderweise passiert heute früh recht wenig. Nur die Presseabteilung in der Zentrale in Deutschland rotiert heute und setzt mich bei der Abstimmung ihrer wichtigen Pressemeldungen über die Diskussion um jedes einzelne Komma in Kopie. Nichts, worauf ich reagieren muss, stelle ich erleichtert fest.
    Paula seufzt, beugt sich nach vorne, jault auf, rutscht etwas hin und her, schlägt die Beine übereinander und verharrt schließlich in einer Art Liegeposition.
    Vor uns stöhnt eine Frau laut auf und krümmt sich. Der Mann neben ihr streichelt ihr den Rücken und flüstert auf sie ein. Die Frau nickt und atmet schwer und laut durch den Mund aus.
    »Kriegt die etwa ein Kind?«, flüstert Paula verblüfft.
    Wir versuchen beide durch die Stuhlreihen einen Blick auf ihren Bauch zu erhaschen. In diesem Moment steht die Frau auf, legt beide Hände ins Kreuz und beugt sich nach hinten.
    »Die hat Wehen«, stottere ich fassungslos.
    »Was hat die? Und dann steht die hier und wartet auf den Bus, oder was?«, gibt Paula ungläubig zurück.
    Mein Blick wandert zu den anderen beiden Schwangeren, die auf dem Gang auf und ab spazieren. Eine von ihnen spitzt gerade die Lippen und atmet ebenfalls hörbar aus. Keine Frage: Die drei warten nicht auf ihr Baby – die Kleinen haben sich bereits auf den Weg gemacht.
    In diesem Moment geht eine Schwingtür schräg gegenüber unserer riesigen Sitzgemeinschaft auf, und eine in Blau gekleidete Krankenschwester tritt heraus.
    »Signora Sanna!«, bellt sie und guckt desinteressiert geradeaus.
    Eine der umherspazierenden Schwangeren kommt in Bewegung. Ein Mann in der zweiten Reihe packt hastig ein paar Taschen zusammen und stolpert hinter seiner Frau und der Krankenschwester her.
    »Signora Sanna, werfen bitte«, sage ich leise. »Na, dann guten Rutsch.«
    Paula lacht fassungslos. »Die lassen die Gebärenden erst mal genüsslich im Wartezimmer Platz nehmen?«
    »Scheint mir so«, erwidere ich nicht minder entsetzt.
    Wieder geht die Schwingtür auf, eine andere Krankenschwester erscheint.
    »Puddu, Fresu, Degortes!«, bellt sie.
    Die beiden anderen Schwangeren sowie eine dritte Frau, die bisher unbemerkt und stumm dagesessen hat, marschieren ihr ergeben hinterher.
    Ich bin jetzt ernsthaft erschrocken.
    »Was geht denn bitte hier ab?« Paula scheint die Sache ähnlich zu sehen wie ich.
    »Vielleicht werden die danach bezahlt, wie lange eine Geburt dauert, weshalb sich die Damen schon gleich am Eingang verkrampfen sollen?«, überlege ich zynisch.
    »Annika, mir geht es wirklich schlecht. Ich brauche einen guten Arzt«, flüstert Paula jämmerlich. »Was ist das denn hier für ein Schlachthaus?«
    »Es ist nicht gesagt, dass die Ärzte hier schlecht sind«, versuche ich sie zu beruhigen. Aber ganz wohl ist mir bei der Sache nun auch nicht mehr.
    Nach fast zwei Stunden, die wir uns so produktiv wie möglich mit Anrufen von Pittalis, Stefan und Co. um die Ohren geschlagen haben, ertönt das erlösende Bellen auch für uns.
    »Paula Stalle «, ruft eine Schwester kaum verständlich Paulas Namen auf.
    Paula, die die letzte Stunde unruhig umhergewandert ist, weil sie nicht mehr sitzen konnte, setzt sich ähnlich ergeben in Bewegung wie all die anderen Frauen, die wir zuvor durch die Schwingtür haben gehen sehen.
    Warten macht demütig.
    Die Schwester führt uns in ein Behandlungszimmer mit einer Liege, einem Paravent, einem Tischchen samt medizinischen Utensilien und einem großen Karton, der offenbar als Papierkorb dient. An einem winzigen Schreibtisch direkt neben der Tür sitzt eine Frau an einem Computer und hackt hektisch auf der Tastatur herum.
    » Prego – bitte.« Sie deutet auf zwei Stühle neben ihr, haut auf die Returntaste ihres Rechners und wendet sich uns zu. Dabei blickt sie fragend von einer zur nächsten.
    »Ich … ähm«, beginnt Paula, »habe ein Problem. Da unten.«
    »Was für ein Problem?«, unterbricht die Ärztin sie scharf. Unklares Gestotter scheint ihr ein Gräuel zu

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