Amore macchiato: Roman (German Edition)
Extremfall droht dir sogar eine Abmahnung wegen non compliance , vergiss das nicht. Du setzt deine Karriere aufs Spiel, nach allem, was du für das Unternehmen geleistet hast.«
Ich zucke zusammen. Dass es so ernst ist, war mir in der Tat nicht klar. Diese komplexen Einkaufsbestimmungen, die aus den USA zu uns herübergeschwappt sind, sind mir ein Graus und oftmals mit gesundem Menschenverstand auch nicht zu managen, wie ich finde.
»Warum willst du mir eigentlich helfen?«, frage ich misstrauisch und lege den Kopf schief. »Mit der Mauschelei, die du mir da vorschlägst, riskierst auch du etwas, oder nicht?« Ich schaue ihm in die Augen, als suche ich nach einem Zeichen.
Wahrscheinlich habe ich keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Mein Chef hat mich auf die Abschussliste gesetzt, und Markus kann nun wählen, ob er den roten Knopf drückt oder mir hilft. Eine scheußliche Situation.
Markus streckt sich und lächelt süffisant. »Das lass mal meine Sorge sein«, sagt er nun wieder eine Spur zu sehr von oben herab. »Ich habe da so meine Mittel und Wege. Mir wird schon noch etwas anderes einfallen.«
Der Kellner serviert den aperitivo – Prosecco auf Eis. Wir prosten uns zu, und Markus leert das Glas zur Hälfte in einem Zug.
»Weißt du«, fährt er dann in vertrautem Ton fort, »ich bin gut verdrahtet bei GID, und es gibt einige Leute, die mich gerne auf Bräunlichs Posten sähen.«
Ich starre Markus entsetzt an. »Du sägst offen an seinem Stuhl?«
»Nein«, erwidert Markus arrogant, »andere wollen mich darauf heben .«
Mein Handy fiept und kündigt eine SMS an, die ich sofort lese, um einen geschäftigen Eindruck zu machen. Es ist eine Nachricht von Riccardo – unser übliches liebevolles Hin und Her, das wir uns mehrfach am Tag schicken. Ich lege das Telefon beiseite und muss lächeln.
»Gute Nachrichten?«, fragt Markus mit einer Mischung aus gewollter Professionalität und schlecht verborgener Neugierde.
»Ja«, sage ich schlicht.
»Der Typ aus der Hotellobby von vorgestern?«, bohrt Markus ganz offen weiter. »Dieser … Riccardo?«, gurrt er hinterher.
Ich mustere ihn prüfend. »Korrekt«, sage ich scharf. »Woher kennst du seinen Namen?«
»Du hast ihn so gerufen, als er die Treppe nehmen wollte und du lieber den Fahrstuhl.« Er hebt vielsagend die Augenbrauen, als wäre ich dafür bekannt, in Fahrstühlen Arien der ganz besonderen Art abzuhalten.
»Aha«, entgegne ich spitz. »Um zu deiner Frage zurückzukommen: ja, eine SMS von Riccardo. Zufrieden?«
Markus winkt abschätzig mit der Hand. »Annika, so was kann nicht mehr als ein Urlaubsflirt sein«, urteilt er bestimmt. »Du kannst ihn noch nicht lange kennen, und was willst du überhaupt mit so einem Inselaffen anfangen?«
Ich blicke Markus sprachlos an und muss schlucken.
»Ich meine«, fährt Markus unbeirrt fort, »du bist eine High Potential in einem großen deutschen Unternehmen. Du machst Karriere. Da hat so eine kleine Affäre mit einem Sarden ja wohl keine Chance.«
Zum Glück serviert der Kellner gerade die Vorspeise, sodass ich nicht sofort parieren muss.
Dann nicke ich. »Wahrscheinlich hast du recht«, sage ich, um einen neutralen Tonfall bemüht, um die aufkeimende Wut in meiner Stimme zu unterdrücken. »Wie schmecken denn deine Gambas?«
18.
Um fünf Uhr morgens schellt das Hoteltelefon auf meinem Nachttisch. Es dauert eine ganze Weile, bis ich wach werde und verstehe, woher dieses Klingeln kommt.
»Annika Herrmann?«, hauche ich stöhnend in den Hörer. Ich sollte Geld dafür nehmen, mit so einer Stimme Anrufe entgegenzunehmen.
» Signorina , hier ist Pierluigi Pittalis«, höre ich den Messebauer schwer aufgeregt sagen, » senta – hören Sie, das Eventgelände ist komplett verwüstet.«
Verwüstet?
Ganz ruhig, denke ich. Das kann nicht sein, der Mann spinnt.
»Was?«, sage ich daher einsilbig.
»Jemand hat eine Herde Tiere über das Gelände getrieben«, fährt Pittalis atemlos fort. »Alle Zierpflanzen sind abgefressen, die roten Teppiche, na ja, das können Sie sich ja vorstellen, die Vorführwagen wurden mit Schlamm und Geröll beworfen, und eines der Zelte wurde mit einem Messer aufgeschlitzt.«
»Wir hatten doch Wachpersonal aufgestellt«, bemerke ich dämlich, als würde eine Verhandlung im Nachhinein jetzt noch nützen. Ich bin irgendetwas zwischen noch nicht ganz wach und einer Ohnmacht nahe.
»Die haben geschlafen, waren gekauft oder besoffen – keine Ahnung«, berichtet der Sarde aufgeregt,
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