Amors Glücksfall (German Edition)
wird, den ich nicht von Thailand – ergo von Lorenzos Wohnzimmercouch oder von einem Café – aus erledigen kann. Er geht in die Falle, erwähnt aber natürlich mit keinem Wort, dass er sich kompetente Hilfe geholt hat. Aber sei es drum. Ich mache mir jedenfalls keine Sorgen, auch wenn ich mich dabei eher auf Stella verlasse als auf Jan. Und als ich endlich im Büro bin, entdecke ich etwas, das meine Laune noch einmal hebt.
Amanda und Peter, das Paar, das ich vor ein paar Tagen schon abgeschrieben habe, macht mir beinahe gleichzeitig ein Geschenk. Nicht, dass sie einander so klasse finden, dass ich meinen ersten Amor-Erfolg verbuchen kann. Doch beide haben sie unabhängig voneinander eine Bewertung für den anderen abgegeben, die Bände spricht. „Wenn es hier Noten gäbe, sie wäre meine erste Zwei. Genau genommen ist Amanda sogar eine Zwei plus“, schreibt Peter. „Seltsam. Warum hat er dann nicht angegriffen?“, frage ich mich und nippe währenddessen an meinem Tee. Ich versuche den Abend in meiner Erinnerung wachzurufen. Ist er nicht so schnell geflüchtet, wie er nur konnte? Ich bin verwirrt. Nun bin ich ja auch ein Mann, der Frauen datet und auch gelegentlich mit ihnen Spielchen spielt. Natürlich ohne jegliche Absicht. Ist klar.
Manche Frauen fordern ein solches Verhalten ja geradezu heraus. Wenn sie sich zieren zum Beispiel oder auf Rühr-mich-nicht-an machen. „Ist Amanda womöglich so eine?“, überlege ich. Ich klicke ihr Profil an, in meinen Gedanken spiele ich die Szene im Barolo ab. Mir fällt nichts ein, das meine These bestätigt. Sie hatten sich angeregt unterhalten. Meine Antennen für zickige Frauen haben zu keinem Augenblick Alarm geschlagen: „Was war das nur?“ Ich klicke Amandas Bewertung für Peter an. Ich bin mir sicher, dass sie die nur schrieb, weil sie wusste, dass es sich um eine interne Geschichte handelt. Das Gegenüber kriegt nichts davon mit und auch die anderen, potenziell neuen Dates, bekommen im Falle einer Anbahnung nur unter bestimmten Voraussetzungen einen Kurzabriss, den wiederum wir Administratoren zusammenschneiden. Ich versuche in Gedanken zusammenzufassen, wie der Abend für Amanda gelaufen ist. „Sie steht auf ihn“, das ist mein Kurzurteil. Warum er sich verdrückt hat, ist ihr ein Rätsel und ob er sich je wieder melden wird, auch.
Ich klicke rüber auf den Skorpion, wühle mich durch seine Beurteilungen und auch durch die Gegenbeurteilungen seiner bisherigen Verabredungen. Zwei haben mehrfach gevotet. Es gab offensichtlich welche, mit denen er sich nicht nur einmal getroffen hat. Ich versuche zwischen den Zeilen zu lesen, weil die Texte auf den ersten Blick lasches Blabla sind. „Nett, sehr nett. Daraus könnte was werden und so weiter“, sagt mir nicht wirklich viel. Aber auch zwischen den Zeilen gibt es nicht viel zu deuteln. „Der Typ ist vergeben“, denke ich irgendwann. Der muss vergeben sein, wenn er nicht gerade ein Soziopath ist, der nur auf der Suche nach Frauen ist, bei denen er so tun kann, als suche er etwas. Von dem Kaliber haben wir einige unter den Mitgliedern. Ich weiß das, weil mir meine Leute bei Besprechungen ständig von denen berichten.
Wenn ich Mia zum Beispiel Glauben schenken darf, wimmelt ihr Bestand geradezu von dieser Spezies. Jedenfalls begründet sie damit ihre schlechte Pärchen-Quote, auch wenn ich natürlich anderer Meinung bin. Ich gehe auf Facebook . Dort hat Karim Peter ausfindig gemacht. Es wäre doch gelacht, wenn es sich nicht rausfinden ließe, was diesem Kerl fehlt. Oder genau genommen, was er vielleicht zu viel hat. Extrem viele Kontakte zum Beispiel sprechen davon, dass der Großteil davon keine echten Bekannten sind. Oder wenn doch, dann könnte es zudem ein Hinweis sein, dass die betreffende Person sein Leben mit Vorliebe in Netzwerken pflegt und daher auf das, was draußen ist, nicht wirklich Wert legt. Ich weiß von Peter, dass er im Gegensatz zu einigen anderen in unserem Netzwerk, nur Frauen sucht. Er hat bei Munichlive keinen einzigen männlichen Freund. Und angeblich ist er nicht auf der Suche nach Sexabenteuern. Undenkbar, dass er übersehen hat, das entsprechende Häkchen zu setzen. Ein Mann, der Sex will, der sagt es auch. Punkt. Natürlich gibt es auch Heuchler, die erst einmal auf geistreich tun, sich unterhalten, Dinge machen, die ihnen zuwider sind und sich erst nach einer Weile als das entpuppen, was die meisten von uns sind: eben doch an Sex interessiert. Ist ja auch keine Schande.
Ich
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