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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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mit dem Lappen über den versifften Tresen und blickte Floogan im Schein der abgebrannten Kerzen auffordernd ins Gesicht.
    „Warum fliehst eigentlich du nicht?“, Floogan hielt dem Wirt mahnend den Zeigefinger ins Gesicht, „gehörst vielleicht doch zu den Speichelleckern der alten Hexe?“
    Ohne eine Antwort des Beschuldigten abzuwarten, schlug sich der Trunkenbold mit der flachen Hand auf sein Bein und brach in schallendes Gelächter aus.
    „Red keinen Unsinn!“, entnervt winkte Marcus ab, „ich bin G e schäftsmann, du Taugenichts! Wenn die Schergen Muriels diese Stadt erobern und das werden sie, glaub mir, dann werde ich hier in meiner Schenke stehen und gegen harte Währung durstige Krieger bedienen!“
    „Du Narr! Denkst du denn, die werden bezahlen!“, wieder wi e herte Floogan amüsiert, „du bist noch dümmer als ich dachte!“
    Er packte die Flasche, drehte seinem erbosten Gastgeber den Rüc k en zu, wankte kichernd zur Tür und winkte lässig beim Hinau s gehen.
    „Nichts für ungut, Marcus! Wünsch dir alles Gute und Danke fürs Anschreiben!“
    „Versoffener Dreckskerl!“, rief ihm der Wirt noch hinterher, als die Tür ins Schloss fiel.
    Erbost trat Marcus hinter dem Tresen hervor, band seine Schürze ab und warf sie sich über die Schulter.
    „Ihr werdet euch noch wundern!“, haderte er mit sich selbst auf dem Weg zur Tür, kramte entnervt in seiner Hosentasche und holte einen großen Schlüssel hervor.
    Als er den alten, widerspen s tigen Schließmechanismus betätigte und dem darauffolgenden mürrischen Klicken zufriedenen bei-pflichtete, erfasste aus heiterem Himmel eine ungewöhnlich he f tige Erschütterung das alte Gebäude.
    Marcus hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten und musste tatenlos mit ansehen, wie Du t zende Gläser und Flaschen aus den Regalen polterten, der vergilbte Putz von den Wänden plat z te, und die schweren hölzernen Tragebalken des Hauses sich b e drohlich aus ihren stählernen Wandkonsolen stemmten.
    „Was zum …?“, schrie Marcus gegen den unerträglichen Lärm, schwankte mit rudernden Armen durch den Raum, gelangte wi e der zur Tür, stocherte in hektischer Ungeduld an dem alten Schlosskasten herum und rüttelte daraufhin vergeblich an der schmiedeisernen Klinke. Entschlossen warf er sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die verzogene Holztür und stürzte mitsamt der störrischen Pforte auf die Straße. Mühevoll kam er wieder auf die Beine und schaute sich um. Viele der älteren Hä u ser in der engen Gasse ergaben sich klaglos dem unerklärlichen Beben und stürzten in sich zusammen. Die wenigen verbliebenen Bewohner des Viertels versammelten sich in Todesangst auf der vermeintlich sicheren Strasse.
    Eine Woge aus Schutt und Asche wälzte sich durch die enge Gasse und erfüllte die Luft mit einem beißenden Dunst.
    Hustend und mit tränenden Augen versuchte Marcus sich einen Weg durch den ohrenbetäubenden Wirrwarr zu bahnen.
    „Flieht ihr Dummköpfe!“, mahnte er lautstark die Leute an, die ihm völlig verstört im Weg standen, „Borgos Legionen überre n nen die Stadt!“
    „Keine Legionen!“ Floogan kam ihm wild gestikulierend entg e gen. Er hatte ein kleines Mädchen auf dem Arm, das sich ver-ängstigt an ihn klammerte. Ihr Gesicht war von der une r warteten Katastrophe schwer gezeichnet und sie schaute den Wirt mit großen, tränenerfüllten Augen an.
    „Ich hab’s gewusst, Marcus! Etwas Großes wird passieren! Die alten Eisenstränge führen zum Meer! Keine Zeit für Erklärungen, wir müssen auf mein Boot und von hier verschwinden!“, er ve r suchte den stämmigen Wirt mit sich zu ziehen.
    „Was brabbelst du da?“, sträubte sich Marcus und schlug die Hand des Alten von seiner Schulter.
    „Du wirst es sehen, schneller als du denkst! Also komm schon, du sturer Bock! Sonst wird es dich zermalmen!“, drängte Floogan und zerrte den Widerspenst i gen mit sich.
    Gemeinsam rannten sie über das grobe Kopfsteinpflaster hinu n ter zum Hafen, während dicht hinter ihnen mehrere Gebäude zerbarsten und sich im staubigen Schleier der Zerstörung die Umrisse eines turmhohen Schiffbugs abzeichneten.
    „Bei den Göttern! Was ist das?“, stammelte Marcus, der beim Laufen einen Blick über die Schulter riskierte.
    „Lauf!“, schrie Floogan und drängte sich dabei energisch durch einen Pulk von Bewohnern, die orientierungslos auf der Straße umherirrten.
    „Zum Hafen!“, rief er ihnen zu; „zum Hafen, ihr Narren!“
    Als seine

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