An einem Tag im Januar
Zunge heraus. Sprich, seinem Daddy, der das Bild knipste.
»Sie hat mir klargemacht, dass ich selber hinmuss«, sagte er. »Also war ich gestern Abend dort.«
Allie sagte nichts.
»Ich muss ihm helfen«, sagte er. »Er ist … Allie, das bedeutet, dass …«
»Okay. Okay . Aber warum bist du nicht daheim ?«
»Ich komme bald heim«, sagte er. »Chloe und ich müssen noch ein bisschen reden. Wir brauchen jetzt einen Plan.« Er konnte sich bestens vorstellen, wie er für Allie klingen musste: besessen, aufgelöst. »Liebling, ich weiß, wir wollten reden, aber …«
Sie blieb stumm.
»Ich will dir nicht wehtun«, sagte er. »Aber das hier kann nicht warten. Wirklich.«
Allie sagte: »Ich brauche dich hier. Das habe ich dir gesagt. Aber du bist nicht da.«
»Allie, ich habe ihn gespürt. «
Jetzt drang ihr Schluchzen durchs Telefon.
Er würde sich das nie verzeihen. Er verdiente nicht, dass ihm vergeben wurde.
»Ich komme bald zurück. Aber im Moment …«
»… kannst du’s nicht. Ich hab schon verstanden. Verdammt, Mark. Du hast keine Ahnung, wie viel …«
»Was?«
»Nichts.« Er hörte es in ihrer Stimme: Sie gab auf. Sie war fertig mit ihm. »Du brauchst mich nicht, wunderbar. Ich fahre gleich morgen wieder zu Darly, dann bin ich dir nicht mehr im Weg.« Das Schluchzen wurde lauter. »Und wehe, du lässt dich heute Nacht hier blicken.«
Dann legte sie auf.
Eine halbe Stunde später kam Chloe zurück. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte sie, beide Arme voller Papiertüten. Er stand in der Küchentür und sah ihr zu, wie sie ihre Einkäufe auspackte: Hühnerbrust, Nudeln, Olivenöl.
»Du siehst besser aus«, sagte sie, als sie sich endlich zu ihm umdrehte.
»Mir geht’s auch besser.«
»Ich mach uns Nudeln. Traust du dir das schon zu?«
Allerdings, das tat er. Während Chloe eine Pfanne, Schneidebrett und Messer herausholte, schenkte er ihnen beiden von dem Kaffee ein, den er aufgebrüht hatte.
Chloe wusch sich an der Spüle die Hände. »Hast du deine Anrufe gemacht?« Sie fragte es im Plauderton, beiläufig.
»Allison und ich hatten gerade aufgelegt.«
Chloe sah nicht auf. »Und?«
»Nicht gut.«
Sie trocknete sich die Hände ab. Ihr Blick war weich, bekümmert.
»Rückgängig machen kann ich’s sowieso nicht«, sagte er. »Ich werde mit den Konsequenzen leben müssen.«
Sie lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und faltete die Hände vor sich. »Zu dir und Allison kann ich nichts sagen«, sagte sie. »Das würde ich mir nie anmaßen. Aber du sollst doch wissen, dass ich – dass ich dir dankbar bin. Dafür, dass du hingefahren bist. Ich weiß, wie schwer das für dich war.« Sie sah ihm ins Gesicht. »Ich konnte es einfach nicht mehr allein. Es ging über meine Kraft.«
Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen. Wochenlang war sie allein gewesen mit ihrem Wissen. Hätte er so lange durchzuhalten vermocht wie sie? Hätte er ihr einen so verständnisvollen Brief schreiben können? Was er ihr zugemutet hatte …
Selbst jetzt ahnte er ja erst, was sie gelitten haben musste. Allison, so sehr er sie auch liebte, so sehr er ihren Zorn verdient hatte – nun, Allie hatte keinen Schimmer!
»Kann ich mit irgendwas helfen?«, fragte er.
»Nein, setz dich einfach hin. Ich finde es schön, mal nicht nur für mich allein Essen zu machen.«
Also saß er mit seinem Kaffee am Küchentisch und sah Chloe zu, wie sie für ihn kochte, ihn umsorgte. Ihm dankte, mit jedem Handgriff, den sie tat.
Mark dachte daran, Lew anzurufen, ließ es aber doch lieber. Chloe hatte ihn noch nicht gefragt, wo er heute schlafen würde.
Die Küche begann sich mit Düften zu füllen. Chloe summte beim Kochen, ein Lied, das ihm bekannt vorkam, ohne dass er wusste, woher. Eine vergnügte kleine Melodie.
Sie saßen nebeneinander auf dem Sofa. Das Essen schmeckte phantastisch. Mit den Kochgerüchen war sein Appetit zurückgekehrt, und jetzt aß er heißhungrig. Chloe schaltete den Fernseher an – sosehr sie auch sonst auf Formen hielt, beim Essen mussten bei ihr die Nachrichten laufen. Ein silberhaariger Nachrichtensprecher vermeldete Düsteres von den anstehenden Wahlen: Hillary Clinton hatte in Nevada gewonnen, aber in South Carolina, o Graus, würde Obama sie aller Voraussicht nach schlagen. Die Immobilienpreise rutschten derweil noch tiefer in den Keller.
Als die Nachrichten vorbei waren, trug Chloe die leeren Teller in die Küche. Dann setzte sie sich wieder auf die Couch, die Füße unter
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