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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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weil seine Mutter misstrauisch gewesen war.
    Sag deinem Vater, dass ich da war .
    Mark erinnerte sich an einen Abend während dieser Zeit, einen Sommerabend, an dem seine Mutter ihn aus dem Bett geholt und gefragt hatte, ob er Lust auf einen späten Nachtisch im Dairy Queen am Rand von Westover habe, fünfzehn Minuten von ihrem Haus entfernt. Natürlich hatte er Lust. In dem kleinen braunen Monza seiner Mutter fuhren sie die dunklen Schotterstraßen entlang, die Fenster heruntergekurbelt, so dass der Geruch von fruchtbarer Erde und aufgewirbeltem Staub zu ihnen hereindrang. Vor dem Aufbrechen hatte er sie gefragt: Ist Dad daheim? Und sie hatte gesagt: nein. Er bleibt heute in seinem Büro. Ihre Stimme sanft – sie war immer sanft –, aber die Lippen um die Zigarette zu einem Strich zusammengepresst.
    Sie tranken jeder einen Milkshake, an einem Picknicktisch am Rand des Dairy-Queen-Parkplatzes. Es war immer noch so warm, dass ihre Plastikbecher beschlugen. Sie sprachen nicht; seine Mutter beobachtete eine Gruppe von Jugendlichen – viele davon kannte Mark aus dem Schulbus –, die lachten und sich über den Tisch hinweg pufften.
    Als ihre Becher leer waren, fragte seine Mutter: Stört es dich, wenn wir noch ein bisschen sitzen bleiben? Und er sagte: nein. Er verstand nicht, warum sie das machten – warum er nachts um zehn auf sein und durch die Gegend fahren und Milkshakes trinken durfte, aber er hütete sich nachzufragen. Sie saßen noch da, seine Mutter rauchend, den vorbeirollenden Autos zuschauend, als das Dairy Queen schon geschlossen hatte. Schließlich schien sie sich zu besinnen. »Erzähl mir, was du gerade liest«, sagte sie.
    Mit vollem Bauch, ganz aufgekratzt von dem vielen Zucker, erzählte Mark ihr die Geschichte vom Aufstieg des Schweinehirten Taran, der zuletzt zum Befreier des Reiches Prydain wurde. Davon, wie Taran im Lauf vieler Abenteuer die Prinzessin Eilonwy zu lieben lernte – eine Entwicklung, die Marks Herz heimlich höher schlagen ließ: Er hatte von Tarans Liebe gewusst, noch bevor dieser selbst etwas davon ahnte!
    Als er fertig war, sagte seine Mutter: Die wenigsten Jungen erleben Abenteuer, wie sie in Büchern vorkommen. Das weißt du, oder?
    Ja. Deshalb mag ich Bücher ja so.
    Sie streckte den Arm aus und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Das ist recht, sagte sie. Vergiss es nicht, ja?
    Sam sagte derweil: »Ich habe ihr gesagt, dass ich sie verlassen will.«
    »Dad«, sagte Mark.
    »Aber da hatte ich die Rechnung ohne deine Mutter gemacht«, fuhr Sam fort. »Sie hat es mir verboten. Schlicht und einfach verboten. Wir hatten einen schrecklichen Krach, aber sie blieb fest. Sie sagte mir, dass ich ein Idiot sei. Sie sagte mir – deine kleine, zarte Mutter –, dass sie mich eher umbringen würde als zulassen, dass unser Sohn einen Vater hätte, der einfach wegging. Dann würdest du wenigstens wissen, dass du geliebt wirst, sagte sie.«
    Mark biss sich auf die Lippe.
    »Das alles hieß nicht, dass ich dich nicht liebte«, sagte Sam, der Mark sorgfältig beobachtete. »Oder dass ich Molly nicht liebte.
    Dein Sohn , hat deine Mutter immer wieder gesagt. Tu das deinem Sohn nicht an .
    Und worauf lief es hinaus? Darauf, dass ich blieb. Ich habe deiner Mutter eine Liste von Beschwerden vorgelegt, und sie hat mir gesagt, dass sie alle unsinnig sind. Und ich blieb und argumentierte dagegen. Die Frau, mit der ich das Verhältnis hatte, rief bei mir daheim an, und deine Mutter verbot es ihr. Und ich blieb.
    Die Frau, die ich liebte, hörte auf, mich anzurufen. Und ich rief sie auch nicht mehr an. Deine Mutter und ich verbrachten einen Sommer in kompletter Erstarrung. Wir belauerten einander. Und das wäre meine Chance gewesen, Mark. Ich hätte gehen können. Aber ich ging nicht. Eines Abends sagte ich deiner Mutter, was sie schon längst wusste. Ich erklärte, dass ich bleiben würde, wenn sie mich noch wollte. Und sie sagte Ja.«
    Sams Augen waren feucht. »Das heißt nicht, dass ich die andere Frau nicht liebte. Ich habe sie geliebt. Bis zur Verzweiflung. Aber ich rief sie ein letztes Mal an und sagte ihr, was ihr schon lange klar war: dass ich meine Familie nicht verlassen konnte.«
    »Dad«, sagte Mark wieder. Etwas anderes fiel ihm nicht ein.
    Er sah seinen Vater im Krankenhaus vor sich, wie er sich über Mollys ausgemergelten Körper beugte, der plötzlich so unnatürlich still lag, und seine Lippen auf ihre drückte. Er sah Sams lebenden Körper, den Schauder um Schauder durchlief,

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