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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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verwandelte das Lächeln sie. Der Ober strahlte regelrecht.
    Ich liebe dich , wollte Mark ihr sagen. Ich habe dich immer geliebt, und ich liebe dich noch .
    Das passierte ihm bei jedem seiner Treffen mit Chloe. Er saß es aus, atmete tief durch, zwang sich dazu, in die Realität zurückzukehren.
    »Also«, sagte Chloe mit heller Stimme. »Reden wir von etwas anderem. Was gibt es für Neuigkeiten? Wie geht es Sam?«
    Sein Vater war immer ein unverfängliches Thema. Mark erzählte ihr von Sams Buch, von seiner neuen Freundin – die er an Weihnachten mitbringen würde. Chloe wirkte kein bisschen irritiert durch die Existenz von Helen Etley. Sie lachte, als er von Sams Verlegenheit berichtete.
    Dann fragte sie: »Und Allison?«
    Er nippte an seinem Tee. »Ich weiß nicht, ob das der richtige Zeitpunkt ist. Unter den gegebenen Umständen.«
    Chloe furchte die Stirn. »Ich bin kein kleines Kind mehr, Mark.«
    Ein alter Vorwurf. Angeblich behandelte er sie gönnerhaft. Wie sie wollte. »Wir haben es gerade diese Woche beschlossen. Wir heiraten im September.«
    Chloe sog scharf die Luft ein, wich ein Stück zurück. Fast, als hätte er sie geohrfeigt.
    »Im September«, wiederholte sie.
    Vielleicht bildete er es sich nur ein in dem schummrigen Licht, aber ihm schien, als wäre sie blass geworden.
    »Ich hab mich endlich zu fragen getraut.«
    Sie schüttelte den Kopf. Eine merkwürdige Hochstimmung überkam ihn. Die Nachricht hatte sie getroffen. Nachrichten über ihn konnten sie noch treffen.
    Bitte mich, zu dir zurückzukommen, dachte er. Mach schon, bitte mich.
    Und was würde er tun, wenn sie ihn bäte? Wenn Chloe aufstand und sagte: Ich liebe dich, ich habe dich immer geliebt, tu mir das nicht an ?
    Er wusste es nicht. Er wusste als Einziges, dass er ihren Namen sagen wollte – den Bann erneuern. Sie an sich ziehen. Sie trösten, wie ein Ehemann seine Frau tröstet. Sein halbes Erwachsenenleben hatte er sie gehalten, ihr den Rücken gestreichelt, die Hände, die Füße. Ihr versichert, dass ihre Fehler verzeihlich waren, sich für die seinigen entschuldigt, Vergebung von ihr erhalten. Warum konnte er das jetzt nicht?
    Weil er Allison einen Ring an den Finger gesteckt hatte, deshalb.
    Er konnte nicht mehr zurück. Aber all die Jahre, während all dieser mühsamen Essen mit ihr, hatte er heimlich gehofft, vielleicht könnte er es eines Tages ja doch.
    Ungewollt kam ihm die Erinnerung an ihre erste Nacht, damals im College. Sie kannten sich erst seit zwei Wochen, und doch lagen sie keuchend ineinander verschlungen auf Chloes Bett und kämpften mit all den widerspenstigen Knöpfen. Aber als er in sie eindringen wollte, hatte Chloe gezögert, einen Moment nur. In ihren Augen war etwas Seltsames aufgeflackert. Panik.
    Ich werde dir niemals wehtun, hatte er ihr gesagt.
    Sie hatte tief ausgeatmet. Gelächelt. Ich glaube dir, hatte sie gesagt und ihn zu sich heruntergezogen.
    Und nun saßen sie hier, nun saß Chloe vor ihm, verletzt, verletzt und nochmals verletzt. Ihrer beider Geschichte eine einzige Ansammlung von Verletzungen.
    »Soll ich lieber gehen?«, fragte er.
    »Ja.« Die Promptheit ihrer Antwort überraschte ihn. Sie legte die Hand über die Augen. »Entschuldige. Aber irgendwie wird mir das alles zu viel heute. Es ist der falsche Tag.«
    Wie betäubt stand er auf. Chloes Augen waren noch immer hinter ihrer Hand verborgen. Er wollte sich über sie beugen, sie zum Abschied umarmen. Um dann was zu sagen? Es tut mir lei d ? Ich hoffe, du kannst dich mit mir freuen ?
    Tja. »Auf Wiedersehen, Chloe.«
    Er drehte sich um, stieg die Stufen hinauf und hielt nur kurz an, um seine Bestellung beim Ober rückgängig zu machen und seinen Eistee zu bezahlen.
    Er war schon halb wieder zu Hause, sein ganzes Inneres in Aufruhr, als ihm klar wurde, dass er Connie Pelham gar nicht erwähnt hatte.
    Als Mark die Tür aufschloss, war das Haus leer. In der Küche lag ein Zettel in Allies krakeliger Schrift: Bin mit Yancey im Salon, so bis 8???
    Er verzog das Gesicht. Dass Allie ausgerechnet mit Yancey losgezogen war, hieß im Zweifel, dass der Salon nur die erste Station war, dass 8??? eher Mitternacht oder später bedeutete und dass sie im Taxi heimkommen würde.
    Er fand einen Rest Suppe, den er sich aufwärmte, und aß vor dem Fernseher, in dem ein Basketballspiel lief. Er überlegte, ob er seinen Vater anrufen sollte, aber ihm war nicht danach, über den Vorfall eben zu sprechen. Und über Connie Pelham auch nicht – Sam von ihr zu

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