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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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ein freundlicher, fröhlicher Zeitgenosse war, der über Basketball redete und großzügige Trinkgelder gab –, linste vorsichtig zu ihnen herüber.
    Connie sah seinen Blick, senkte die Stimme aber nicht. »Ich bettle auf den Knien vor Ihnen, wenn es sein muss. Ich bin verzweifelt.«
    »Hören Sie …«
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte sie. »Ich denke, Sie sollten sie erfahren.«
    »Kein Bedarf.«
    Als Antwort ließ sich Connie in den nächsten Sessel fallen und brach in Tränen aus.
    »Herrgott noch mal«, schnauzte er. »Hören Sie auf damit.«
    Sie blinzelte ein paarmal, bevor sie weitersprechen konnte, mehrfach ansetzend wie ein stotternder Motor. »Wissen Sie überhaupt, wie schwer mir das alles fällt? Denken Sie, ich mache das zum Spaß ?«
    »Dann lassen Sie’s. Verkaufen Sie das verdammte Haus wieder!«
    Vereinzelte Köpfe hoben sich. »He!«, warnte der Barmann.
    »Das geht nicht«, sagte Connie. »Das kann ich nicht.«
    »Wenn Sie wirklich müssen, können Sie’s auch.« Er sprach sehr langsam und deutlich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Mein Exmann – er prozessiert mit mir darum.«
    »Nehmen Sie sich eine Wohnung.«
    »Wir haben das Geld nicht. Und mein Sohn …«
    »Dann kriechen Sie bei irgendwelchen Scheißverwandten unter!«
    Blitzte in ihren Augen jetzt doch Zorn auf? »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihre Sprache mäßigen würden.«
    Sonst noch Wünsche! »Mäßigen? Ich soll mich mäßigen ? Wo Sie mir folgen wie so ein verdammter Stalker?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. »Ich sage Ihnen, Brendan ist in dem Haus. Das ist keine Erfindung.«
    Mark spürte den bohrenden Blick des Barmanns. Ein Paar vorn bei der Tür sah missbilligend zu ihnen herüber.
    »Mein Sohn …«, setzte sie wieder an.
    »Mein Sohn hat auch Gespenster gesehen«, unterbrach Mark sie. »Und wissen Sie, warum? Weil er ein kleiner Junge war.«
    »Denken Sie, auf die Idee wäre ich noch nicht gekommen? Ich habe …«
    »Ihr Sohn ist wie alt, sechs?«
    »Neun.«
    »Neunjährige lügen. Zum Teil, ohne es überhaupt zu merken. Wer es merken müsste, das sind Sie.« Und dann setzte er noch eins drauf: »So was nennt sich elterliche Kompetenz.«
    »Erzählen Sie mir nicht, wie ich meinen Sohn zu erziehen habe!«, fuhr sie ihn an. »Wagen Sie es nicht!«
    Der Barista kam hinter dem Tresen hervor, die Hände vor sich erhoben. »Gibt es ein Problem?«
    »Nein«, sagte Mark. »Nein, alles im Griff.«
    »Vielleicht solltet ihr beiden lieber draußen weiterreden.«
    »Sie wollte eh grade gehen«, sagte Mark. »Oder, Connie?«
    Connie presste die Lippen zusammen. »Mr Fife, bitte …«
    »Raus«, sagte Mark.
    »Er ruft nach seinem Daddy«, stieß sie hastig hervor. »Jacob hat es mir gesagt.«
    Mark starrte sie an. »Was?«
    Ihre Stimme drang zu ihm wie aus dem Innern einer Blechbüchse. »Kommen – kommen Sie einfach zu uns. Bitte. Kommen Sie, und hören Sie …«
    Jetzt dröhnte die Welt wieder so laut wie zuvor. Er merkte, wie er zitterte – er hatte nicht gewusst, dass man einen solchen Hass empfinden konnte. »Scheren Sie sich verdammt noch mal zum Teufel.«
    Sie hielt seinem Blick stand. »Ich habe ihn auch gehört!«
    »Wenn Sie noch einmal in meine Nähe kommen, rufe ich die Polizei.«
    »Ich bin verzweifelt«, sagte sie. »Tun Sie’s für meinen Sohn, wenn schon nicht für Ihren.«
    »Sie sind völlig krank im Kopf. Und das meine ich ernst.« Er wandte sich in Richtung Tür.
    »Mr Fife«, rief Connie. »Kann ich dann wenigstens mit Chloe reden?«
    Wenn nicht der Barista gewesen wäre, hätte Mark sie möglicherweise ins Gesicht geschlagen, auf sie eingedroschen – scheiß auf die Folgen. Er machte einen Schritt auf sie zu. Sie keuchte erschreckt.
    »Wenn Sie das tun«, sagte er, »dann lasse ich Sie vor Ihrem Sohn festnehmen. Dann sorge ich dafür, dass Sie ihn verlieren. Haben Sie das verstanden?«
    Er wusste nicht, wo die Worte herkamen, geschweige denn, ob sie irgendeinen Sinn ergeben. Aber Connie zuckte zurück, und er spürte eine kranke kleine Befriedigung.
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, sagte er. »Lassen Sie meine Frau in Ruhe. Sonst werden Sie es bereuen.«
    Er war schon eine Kreuzung weiter, fröstelnd trotz seines Mantels, als ihm bewusst wurde, dass er von Chloe gerade als seiner Frau gesprochen hatte.
    Im Haus angekommen sperrte er alle Türen ab und ließ überall die Jalousien herunter, ehe er mit einem Glas von Allies Wein in sein Büro hinaufging. Er nippte an dem Wein und versuchte zu überlegen,

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