An einem Tag im Januar
glauben.« Er würde den Teufel tun und Connies Namen aussprechen. »Brendan ist tot. Es ist nicht fair, das von mir zu verlangen.«
Allies Züge wurden weich. »Ach, Mark«, sagte sie und breitete wieder die Arme aus. Diesmal ging er zu ihr.
Er wusste, was er jetzt sagen musste. Was er zu tun hatte. Er hatte sich in Gedanken zu viel mit Chloe beschäftigt – sich um sie gesorgt, auf sie eingeflüstert, mit ihr gerechtet. Und jetzt war Allie, seine Verlobte, in ihrem eigenen Haus gekränkt worden, keine Stunde, nachdem sie ihren letzten Weihnachtsschmuck angebracht hatten.
»Es ist Zeit, dass ich den Kontakt zu ihr abbreche«, sagte er. »Das hätte ich schon längst tun sollen.«
Allie schüttelte den Kopf. »Das würde ich nie von dir verlangen.«
Er küsste sie auf die Stirn. »Es hätte gar nicht erst so weit kommen dürfen.«
Das war nicht die romantische Geste, die sich Allison von ihm gewünscht hatte. Und der richtige Zeitpunkt war es auch nicht. Trotzdem sagte er: »Allie. Du bist jetzt mein Leben. Niemand darf so mit dir umgehen.«
Allie schwieg lange, bevor sie antwortete.
»Tu ihr nicht weh«, sagte sie. »Nicht meinetwegen.«
Er sagte die Wahrheit: »Sie hat mir keine Wahl gelassen.«
Eine Stunde später – Mark hatte gerade die Nachttischlampe ausgeknipst – sagte Allison: »Die arme Chloe.«
Ihre Augen waren zu gewesen, als er ins Bett gekommen war; der Klang ihrer Stimme überraschte ihn. Er stützte sich auf den Ellbogen. »Wie meinst du das?«
»Es muss ein furchtbarer Schock für sie gewesen sein.«
Was sollte er nun plötzlich mit Allies Mitleid anfangen?
Sie fragte: »Ist es dir deshalb so schwergefallen, es ihr zu sagen?«
»Ja.« Er streckte den Arm aus und knipste die Lampe wieder an. »Bist du noch wütend auf mich?«
»Nein!«, sagte sie. »Ich war nie wütend. Nur …«
»Nur was?«
»Ihr zwei. Ihr seid so anders als ich und Bill. Das ist alles.«
An ihrem Ton war nichts Gehässiges. Trotzdem fiel ihm kaum ein Gespräch ein, auf das er momentan weniger Lust hatte.
»Bill und ich waren nur vier Jahre zusammen«, sagte sie. »Vom ersten Tag bis zum letzten. Und ich – ich glaube, ich hab ihn nie richtig geliebt.«
Das alte Lied – Allisons große Schmach: Sie hatte geheiratet, ohne zu wissen, was Liebe war.
»Aber sogar als er mich betrogen hat, habe ich nie – ich hab ihn nie so angeschrien. Ich habe ihn nicht genug geliebt dafür.«
Mark wurde angst vor dem, was sie als Nächstes sagen würde.
Sie sagte: »Ich habe einfach das Gefühl, Chloe hat im Moment niemanden außer dir.«
»Sie hat sich von mir scheiden lassen. Sie kriegt von mir keinen Freibrief für heute.«
»Nein«, sagte Allie. »Aber es ist Weihnachten, und sie ist allein, und sie hat etwas erfahren, das sie sehr aufgewühlt hat. Das mit uns hat sie getroffen, als du es ihr erzählt hast. Ich meine ja bloß …« Allie seufzte. »Tu, was du für richtig hältst. Aber versuch, nicht zu hart mit ihr zu sein.«
Als er nicht antwortete, fragte sie: »Bist du jetzt böse?«
»Nein«, sagte er. Tatsächlich fand er es ziemlich klug, was sie da gesagt hatte. Er schloss die Augen, ließ es sich durch den Kopf gehen. Griff einen Faden auf und folgte ihm – denn Allie war schlau, sehr schlau. Sie hatte – oder bildete er sich das nur ein? – etwas in den Raum gestellt, das zweierlei Deutung zuließ. Wenn Chloes Wut daher kam, dass sie ihn noch liebte, zumindest ein klein bisschen – woher kam dann seine eigene Wut?
»Ich denk drüber nach«, sagte er mit brennenden Wangen. Seine Gedanken wirbelten wild im Kreis, um sich schließlich im dunkelsten Winkel niederzulassen. Er hatte sie das schon einmal gefragt, aber jetzt probierte er es wieder: »Allie, bitte sag mir, muss ich da hin oder nicht?«
»Wohin? Zu Chloe?«
»In unser altes Haus.« Allies Ausdruck bekam etwas Angespanntes. »Hat sie recht? Stimmt etwas mit mir nicht, wenn ich nicht hinwill?«
Allie setzte sich auf, so dass sich die Decke in ihrem Schoß fältelte. »Wenn du auch nur das kleinste bisschen daran glauben würdest, dann müsstest du etwas unternehmen. Aber ich bin völlig deiner Meinung. Es gibt eine andere Erklärung für das, was in dem Haus passiert.«
Das Lächeln, das er sich abrang, sollte ihr versichern, dass sie jemanden Normales, Rücksichtsvolles heiratete. »Tagsüber, im Hellen, ist mir das auch klar. Aber so spät …«
»Sag mir einfach, was ich tun kann.«
»Hab Geduld mit mir«, sagte er. »Nichts davon ist
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