An einem Tag im Januar
setzte ein Fragezeichen hinter Unerledigte Aufgaben . »Stört’s dich, wenn ich eine rauche?«
Mark schüttelte den Kopf. Lew langte in seine Brusttasche und zog eine Schachtel Zigaretten hervor. Er klopfte eine heraus, zündete sie an. Er maß Mark mit einem langen Blick, dann beugte er sich vor und schrieb: Eine Warnung? Eine Botschaft?
»Geister überbringen manchmal Botschaften«, sagte er. »Da wird es natürlich knifflig, weil wir so vieles nicht wissen. Über die Spielregeln, meine ich. War er die ganze Zeit über in dem Haus? Oder ist er jetzt erst zurückgekommen?« Lew stieß Rauch durch die Nase aus. »Kann es irgendwas geben, was er dir sagen möchte? Wovor er dich warnen will?«
»Keine Ahnung.«
Aber dann sah er sich plötzlich mit Allie in seinen Armen. Hörte sich beteuern: Es hat nichts mit dir zu tun.
»Ich wüsste nämlich schon was«, sagte Lew, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
Und da war es endlich, das Muster, vor dem ihm gebangt hatte, da trat es zutage. Überdeutlich. Vernichtend.
»Ich habe mich verlobt«, sagte Mark.
Vom Zeitpunkt konnte es kaum besser hinkommen. Mark hatte Heiratspläne gefasst, und Jacob Pelham war plötzlich nachts aus dem Schlaf gerissen worden …
»Unmöglich«, sagte er. »Himmelherrgott.«
Lew trommelte mit seinem Stift auf den Block. »Mir gefällt der Gedanke auch nicht, aber es ist das Einzige, was mir einfällt.«
Mark schloss die Augen. Was hatte Chloe am Nachmittag gesagt?
Er will uns beide .
Mark stand auf und begann in der Küche auf und ab zu laufen. Wenn die Geschichte stimmte – wenn Brendan ein Geist war –, dann lebte Mark ab sofort in einer völlig neuen Welt. Einer Welt, die von ihrem eigenen Sinn und Zweck regiert wurde, ihrer eigenen Logik. Und diese Logik konnte Wege wie diesen einschlagen.
Sein Sohn kam zurück, um ihn zu warnen.
Wovor? Davor, sich wieder zu verheiraten?
Eine Frau zu heiraten, die er nicht liebte? Die er nicht so sehr liebte wie Chloe?
Er setzte sich wieder hin. »Das kann es nicht sein.«
»Ist es wahrscheinlich auch nicht«, sagte Lew. »Was das Problem natürlich nicht löst. Ich wollte nur, dass du vorbereitet bist.«
»Es kann einfach nicht sein.«
»Fällt dir was anderes ein?«
Mark brauchte lange, bis er den Kopf schüttelte. Lew sah bekümmert weg.
Lew bestand darauf, dass Mark bei ihm auf der Couch übernachtete. Er hatte recht, dachte Mark. Was erwartete ihn schon daheim? Also begleitete er Lew ins Studio und saß stumm neben ihm, während aus den Lautsprechern zig-mal derselbe Jingle für den Super-Schnäppchen-Montag eines Möbelladens dudelte.
In seinem Kopf spulten sich immer die gleichen Satzschleifen ab. Was-wäre-wenn-Sätze. Wenn-dann-Sätze. Er kam zu keinem Ergebnis. Entweder war Brendan im Haus, oder er war es nicht. So oder so saß Mark in der Falle. So oder so würde er entweder Allison oder Chloe wehtun.
Wenn er ein guter Mensch war – wenn seine sieben Unglücksjahre zu irgendetwas nütze gewesen waren –, dann musste er Allison anrufen und ihr alles beichten. Dass er mit Chloe gesprochen hatte. Dass er mit ihr morgen in ihrem alten Haus verabredet war.
Aber würde das ausreichen? Allison glaubte so wenig an Geister wie Mark, und er hatte ihr schon viel zu viel verschwiegen. Vielleicht würde sie ihm seine Erklärung abnehmen, höchstwahrscheinlich aber nicht.
Das ist Irrsinn, würde sie vielleicht sagen.
Oder sogar: Es ist aus.
Er dachte an Chloes Umarmung, ihre Lippen auf seiner Wange. An all ihre Arten, ihn wissen zu lassen, dass sie ihn noch liebte.
In der Dunkelheit des Studios war sich Mark keineswegs sicher, dass Allison falschläge.
Als sie zu Lews Wohnung zurückstapften, ging die Sonne schon unter; gefrierendes Schmelzwasser überzog die Gehsteige mit einem glasigen Film. Sie sprachen nicht. Lew war die letzten Stunden hindurch genauso schweigsam gewesen wie Mark und sah brütend vor sich hin. Wieder daheim heizte Lew den Backofen für eine Pizza vor. An das schmierige Fenster über der Spüle prickelten ein paar Schneeflocken. »Scheiß-Winter«, sagte Lew. Er warf Mark einen Blick zu. »Möchtest du vielleicht Allison anrufen?«
Als Mark nicht antwortete, öffnete Lew ein Schränkchen über dem Kühlschrank und holte eine Flasche Maker’s Mark und ein Schnapsglas heraus. Wieder ein Blick zu Mark hin, dann stellte er noch eins dazu.
»Ich sollte dir keinen anbieten«, sagte er. »Richtig?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Was würde dein Vater
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