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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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sie und setzte sich auf einen der Stühle.
    Nach einigen Minuten gesellte Mrs. Hunter sich zu ihr. »Es ist sicher nicht leicht für Sie, hier ganz allein fertigzuwerden.«
    Â»Ja, manchmal ist es beschwerlich. Es ist ein großer Besitz. Aber ich könnte nie an einem anderen Ort leben. Donald ist ein guter Freund und hilft mir bei den schweren Arbeiten, außerdem kommt Alec einmal im Monat nach Hause.«
    Â»Und wir werden unser Bestes tun, um es weiter so zu halten, wenn wir verheiratet sind.«
    Mrs. Hunter zuckte zusammen, als hätte sie in Brennnesseln gegriffen. Ellen sagte ruhig: »Ich liebe Alec sehr, Mrs. Hunter. Und ich bin fest entschlossen, ihn glücklich zu machen.«
    Mrs. Hunters Blick, der starr geradeaus gerichtet gewesen war, bewegte sich langsam über das ausgebreitete Panorama, ehe er auf Ellen zu ruhen kam.
    Â»O ja, Sie sind sicher besten Willens.«
    Die Bestürzung über diese Worte klang noch in Ellen nach, als sie ein Geräusch hörte, Schritte, das Rascheln von belaubten Zweigen. Sie drehte sich um und sah Alec unter den Bäumen den Pfad heraufkommen.
    Â»Wohin fahren wir?«
    Marcus Pharoah erwartete India vor dem Café, als sie nach Arbeitsschluss herauskam. An diesem Abend fuhr er einen großen schwarzen Wagen statt des grünen Austin-Healey.
    Â»In meine Wohnung«, sagte er kurz und legte den Gang ein.
    Â»Ich wusste gar nicht, dass du eine Wohnung hast.«
    Â»Ich mag Hotels nicht.«
    Â»Ich würde lieber in ein Restaurant gehen.«
    Â»Nein.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. »Ich bin nicht in der Stimmung dazu.«
    Â»Aber ich habe Hunger.« Es klang weinerlich.
    Er unterdrückte ein Seufzen und sagte so übertrieben geduldig, als hätte er ein schwieriges Kind vor sich: »Die Haushälterin hat etwas Kaltes vorbereitet. Und mach dir nur keine Sorgen um deine zweifelhafte Tugend. Zu solchen Rangeleien fehlt mir heute ebenfalls die Stimmung.«
    Zweifelhafte Tugend . Sie überlegte, ob sie empört sein sollte. »Ich habe das Gefühl, du hast heute überhaupt keine Lust auf andere Menschen, Marcus.
    Â»Nein, auf die meisten nicht. Aber wenn ich heute Abend allein bleibe, trinke ich nur zu viel, und darauf habe ich auch keine Lust.«
    Sie schaute zu den Häusern der Hampstead Road hinaus. »Und warum gerade ich?«
    Â»Ich habe mir überlegt, wen ich ertragen könnte, und dabei bist nur du mir eingefallen.« Er lächelte ironisch. »Ich frage mich, ob es daran liegt, dass du mich in mancher Hinsicht an mich selbst erinnerst. Auch du hast das Bedürfnis, dir die Welt zu verschönern, und gehst dabei recht sparsam mit der Wahrheit um.«
    Sein Blick schien ihr wissend und intim, und sie schaute schnell weg. »Hör auf, Marcus.«
    Â»Dieses alberne Haus, das du dir ausgedacht hast.« Er wedelte mit der Hand. »Die Wiese – der Obstgarten …«
    Â»Applegarth?«
    Â»Ja, Applegarth. Ein Tipp für die Zukunft, India: Wenn du schon lügst, dann übertreibe es nicht. Es ist überzeugender, wenn man sich nicht zu weit von der Wahrheit entfernt.«
    Â»Applegarth ist die Wahrheit.«
    Â»Unsinn.« Es klang eher müde als ärgerlich. »Du wünschst dir vielleicht, dass es Applegarth gäbe, aber das ist auch alles. Applegarth ist ein Phantasiegebilde, genauso wie die liebende Mutter und der Diplomatenvater und die unzähligen Auslandsaufenthalte.«
    Sie wollte widersprechen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Ich weiß immer gern, was los ist. Und ich bin ganz gut darin, den Leuten auf die Schliche zu kommen.«
    Ich auch, dachte sie. Wenn man von da herkommt, wo ich herkomme, lernt man, sich abzusichern, mein Lieber.
    Â»Du hast mir gar nicht erzählt, dass du dich scheiden lässt«, sagte sie.
    Â»Stimmt.«
    Â»Das ist nicht gerade eine Kleinigkeit.«
    Â»Da magst du recht haben.«
    Er hielt vor einem Zebrastreifen an. Ein junges Paar, sie mit einem Kinderwagen, ging über die Straße. India überlegte, ob sie aussteigen und davonlaufen sollte, wie sie das schon so oft getan hatte. Aber was dann?
    Stattdessen sagte sie: »Weißt du, Marcus, ich bin es ein bisschen müde, nur zur Unterhaltung da zu sein.«
    Â»So habe ich dich nie gesehen, India. Ich weiß nicht, ob du mir das glauben kannst, aber es ist die Wahrheit.«
    Er

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