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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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schwer heutzutage, eine gute Arbeit zu finden, eine, die erträglich
ist und die vernünftig bezahlt wird. Und glaube mir, wenn ich noch länger
Steine klopfen muss, werde ich verrückt!«
    Félix nickte verständnisvoll. Auf keinen Fall
wollte er Feijão zeigen, wie geschmeichelt er sich fühlte. Genauso wenig aber
konnte er ihn spüren lassen, dass ihn die Erfüllung dieser Bitte schlichtweg überforderte.
Er sah León nur noch selten, und er wusste, dass die Bittsteller bei ihm
Schlange standen. Selbst ein Mann mit so viel Einfluss wie León Castro konnte
unmöglich all den Schwarzen helfen, die seiner Hilfe bedurften. Aber gut, dachte
Félix, versuchen konnte er es ja.
    Er grinste Feijão breit an und reichte ihm die
Hand, um ihre Abmachung zu besiegeln.
    Erst Wochen später bot sich Félix die
Gelegenheit, León um Arbeit für Feijão anzubetteln.
    »Ist er ein Freund von dir?«, fragte León.
    Félix nickte.
    »Und ist er ein guter Arbeiter? Ehrlich, fleißig,
verantwortungsbewusst?«
    Unbedingt, gab Félix ihm zu verstehen. Genau
genommen kannte er Feijão zwar nicht gut genug, um ihn so anzupreisen, aber er
schätzte ihn wie einen ein, der Leóns Ansprüchen genügen würde. »Na schön, ich
werde ihn mir mal ansehen. Sag deinem Freund, er soll morgen Abend kurz vor
acht hierher kommen.« León wusste noch nicht, wie und wo er den Mann einsetzen
konnte. Aber da Félix ihn empfohlen hatte und der Junge sonst nie um einen
Gefallen für andere Leute bat, würde er sich wohl oder übel mit der Bitte
auseinander setzen müssen.
    Als Félix an diesem Abend den Hügel zu seiner Hütte
erklomm, war ihm so leicht ums Herz, dass ihm auch der Aufstieg viel weniger schwer
erschien als sonst. Er hatte Feijão schon viel zu lange hingehalten, und
langsam fürchtete er die Begegnungen mit seinem Capoeira-Meister. Immerzu
fragte dieser nach, was denn die Unterredung mit León Castro ergeben habe, und
jedes Mal musste Félix sich eine neue Ausrede einfallen lassen, warum es wieder
nicht geklappt hatte. Aber heute würde er Feijão endlich eine gute Nachricht
mitteilen können!
    Feijão freute sich wie ein kleines Kind, als er
erfuhr, dass León Castro Zeit für ihn hätte. Félix versuchte, seine Euphorie
ein wenig zu bremsen. Schließlich handelte es sich nur um ein erstes Gespräch,
und das bedeutete noch lange nicht, dass León auch wirklich Arbeit für Feijão
hatte. Aber Feijão ließ sich nicht von der Idee abbringen, dass sein Elend von
nun an ein Ende haben würde. Eine leichte Arbeit, gutes Geld und Zeit genug,
das Leben zu genießen! Er lud all seine Freunde in die Bar am Ende der Straße
ein und spendierte drei Flaschen Zuckerrohrschnaps, von denen er eine fast ganz
allein trank. Félix brachte es in der allgemeinen Feststimmung nicht über sich,
Feijão zu erklären, dass auch León nicht zaubern konnte. Wenn er denn eine
Anstellung für Feijão finden sollte, dann handelte es sich dabei mit Sicherheit
um eine Arbeit, die ebenfalls schwer war und nicht gerade fürstlich bezahlt
wurde.
    Am nächsten Tag fiel Félix' Capoeira-Stunde aus:
Feijão hatte einen schweren Kater. Aber Félix war nicht allzu traurig darüber.
Nach jeder neuen Lektion schmerzten andere Muskeln, und mit jeder
Unterrichtsstunde nahm Félix' Gefühl, dass er es nie lernen würde, zu. Er fühlte
sich als Versager. Er fing an, Capoeira zu hassen. Doch Feijão behauptete, dass
es jedem Anfänger so ginge. Er lobte Félix' Gelenkigkeit, bescheinigte ihm
sogar ein gewisses Talent und sagte, dass er eines Tages einen guten
Capoeirista abgeben würde. Félix glaubte ihm nicht. Er setzte die Stunden
einzig und allein deshalb fort, um vor Fernanda nicht als willensschwacher
Feigling dazustehen, der bei der geringsten Schwierigkeit aufgab.
    Fernanda beobachtete Félix' Fortschritte aus
sicherer Entfernung. Wenn er gewusst hätte, dass sie ihm zusah, hätte er sich
wahrscheinlich noch ungeschickter angestellt als ohnehin schon. Sie fand, dass
er einen Narren aus sich machte. Warum biederte er sich nur bei diesen Kerlen
an, denen er haushoch überlegen war? Warum suchte einer wie er, der schlau war
und tüchtig, den Kontakt zu diesem Feijão? Der Mann taugte nichts. Er hatte
einen ausgesprochen athletischen Körper, ja, und er bewegte sich bei der Capoeira
mit vollendeter Eleganz. Aber er bildete sich zu viel auf seine gute
Erscheinung ein. Er ließ keine Gelegenheit aus, den Mädchen nachzustellen, und
mehr als eines hatte er schon ins Unglück gestürzt.

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