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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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und
Beinen ein hübsches junges Mädchen geworden. Und eine Person, der es gegenüber
der Herrschaft an Unterwürfigkeit mangelte. In dem Haus in São Cristóvão waren
sie die meiste Zeit allein, und den jungen Herrn kümmerte die Erziehung seines
Personals herzlich wenig, solange es der Arbeit korrekt nachging.
    »Herzlich willkommen, Sinhá Dona Alma.« Maura
knickste ebenfalls. »Kommen Sie schnell herein, drinnen ist es schön kühl.«
Dona Alma trat als Erste ein, gefolgt von Vitória, Pedro und den beiden
Sklavinnen.
    »Um Gottes willen, Pedro, was ist denn hier
passiert?«, rief Dona Alma aus, als sie in das Wohnzimmer kamen. Vitória
verstand nicht recht, was ihre Mutter meinte. Sie war zwar lange nicht mehr
hier gewesen, doch der Raum wirkte auf sie wie eh und je. Er trug eindeutig die
Handschrift ihrer Eltern, mit seinen hellgrün und beige gestreiften Tapeten,
den schweren Samtvorhängen, den protzigen Möbeln im Stil der 1850er und den
dicken Orientteppichen. Vitória folgte dem Blick ihrer Mutter und bemerkte
schließlich auch, was sich geändert hatte. An den Wänden hingen drei neue Gemälde.
    »Dieser Künstler heißt van Gogh, er ist Holländer«,
erklärte Pedro und zeigte dabei auf ein düsteres Bild, auf dem ein Mann am
Webstuhl zu sehen war. »Dieser hier«, und dabei deutete er auf ein Bild von
zwei Frauen am Bügeltisch, »heißt Edgar Degas. Und dieses schöne Bild einer Brücke
ist von Paul Cézanne. Ich habe alle drei bei meiner Europareise im vorletzten
Jahr in einer kleinen Galerie in Paris entdeckt. Sie waren sehr günstig. Ich
finde die Bilder wunderbar.«
    »Jeder Vintém, den du für dieses Geschmiere
ausgegeben hast, ist verschwendetes Geld«, empörte sich Dona Alma. »Tu mir den
Gefallen und hänge die Bilder ab, solange wir in Rio sind. Ich finde, dass
weder Weber noch Büglerinnen etwas in unserem Salon verloren haben.«
    Darin musste Vitória ihrer Mutter Recht geben.
Dennoch faszinierten sie die Gemälde. Sie nahm sich vor, sie bei anderer
Gelegenheit ausgiebig zu betrachten.
    Nach einer kleinen Erfrischung gingen sie auf
ihre Zimmer, um nach der anstrengenden Reise ein Nickerchen zu halten. Aber Vitória
fand beim besten Willen keine Ruhe. Sie war viel zu aufgeregt. Sie hatte sich für
die paar Tage so viel vorgenommen, dass sie keine Zeit mit Schlafen
verschwenden wollte. Das konnte sie schließlich auch auf Boavista tun. Sie
wusch sich, zog sich um und ging wieder nach unten. Sie wollte die Gelegenheit
nutzen, mit ihrem Bruder unter vier Augen zu reden.
    Pedro war gerade dabei, die Bilder abzuhängen.
    »Ach, Vita, du bist wirklich nicht zu beneiden.
Ich glaube, ich könnte Mamãe nicht jeden Tag ertragen.«
    »Nein, einfach ist das nicht. Aber in diesem
Fall fand ich ihre Reaktion verständlich. Die Gemälde wirken in einem Raum wie
diesem einfach fehl am Platz.«
    »Wenn ich könnte, würde ich hier ohnehin alles
anders einrichten. Der ganze alte Plunder schlägt mir aufs Gemüt. Ich zeige dir
nachher einmal mein Zimmer, den einzigen Raum im Haus, den ich nach meinen
Vorstellungen möbliert habe. Ich glaube, es wird dir gefallen.«
    »Ja, aber vorher musst du mir erzählen, was sich
alles getan hat, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Himmel, das ist schon
wieder mehr als ein Vierteljahr her! Was machen deine Freunde, Aaron, João
Henrique und León? Und lerne ich diesmal endlich die berühmte Joana kennen, von
der du in deinem Brief – dem einzigen, du solltest dich schämen! – so geschwärmt
hast?« Vitória hoffte, dass sie ihr Interesse an León gut genug getarnt hatte,
indem sie nur beiläufig nach ihm fragte. Aber Pedro ließ sich nicht so leicht täuschen.
    »Vita, ich weiß genau, was du wissen willst. Du
glaubst doch nicht etwa, dein Hausarrest sei mir verborgen geblieben? Den Rest
habe ich mir zusammengereimt. Also du zuerst: Was geht da vor zwischen dir und
Aaron?«
    Vitória stutzte. Dann schüttete sie sich vor
Lachen aus, bis ihr Tränen in den Augenwinkeln standen. »Nichts, Pedrinho, überhaupt
nichts. Wie kommst du denn darauf?«
    »Seit unserem Besuch auf Boavista löchert mich
Aaron mit Fragen nach dir. Keine Kleinigkeit ist ihm zu banal, er giert nach
dem geringsten Informationshappen. Ich glaube, er kennt inzwischen jeden Aspekt
deines Lebens.«
    »Aber das mit den aufgeblasenen Fröschen hast du
ihm nicht verraten, oder?«
    »Selbstverständlich habe ich das. Er weiß, was
du für ein garstiges Kind warst, und er weiß, was du jetzt für

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