Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
Vom Netzwerk:
Zukunft, das Sie tragen müßten. St. Louis – und Sie und ich – jetzt oder morgen die ganze Welt. Sie haben die Wahl, Sir.“
    Gillespie legte den Kopf auf seine auf dem Schreibtisch verschränkten Arme. Horner saß da und starrte ihn an. Eine sehr lange Zeit saßen sie völlig still. Sie waren sich beide der Länge dieser Zeit sehr intensiv bewußt. Jedes Ticken der Uhr machte die Bombe auf der anderen Straßenseite stärker.
    Bei realistischer Betrachtung konnte die Welt wahrscheinlich ohne St. Louis auskommen. Ohne sie beide auch. Die Zeit t wuchs immer weiter. Vielleicht würde die Welt auch ohne die östliche Hälfte von Missouri und das südliche Drittel von Illinois auskommen müssen. Außerdem wäre da noch all der lästige Fallout über Nordwesten. Und eine Klimaveränderung, die es nach sich ziehen würde, wenn Millionen Tonnen von Dreck und Beton pulverisiert, erhitzt und in die Atmosphäre geschleudert würden. Die Bewohner der nördlichen Halbkugel konnten sich auf herrliche Sonnenuntergänge in den nächsten Jahren freuen.
    Die Konsequenzen einer Abschaltung ihrer Apparatur waren verzweifelt ernst geworden. Ebenso wie die Konsequenzen daraus, daß sie das verdammte Ding angeschaltet ließen. Was war zu tun?
    Das Telefon klingelte wieder. Gillespie nahm es auf. Er hob nicht den Kopf.
    „Hallo“, sagte er zu der Innenseite seines rechten Ellbogens.
    „Was?“ Sein Kopf hob sich.
    „Was?“ Sein Rücken wurde gerade, und er richtete sich auf.
    „Was?“ Er stand auf.
    „Schon gut, schon gut, Harry. Beruhigen Sie sich. Ich bin froh, daß Sie den Timer nicht angeschlossen haben. Das ist in Ordnung. Alles ist in Ordnung. Ich weiß jetzt, was wir tun werden.“ Er tanzte vor Erleichterung richtig umher. „Wir haben die Sache im Griff!“
    Er warf den Telefonhörer in Richtung auf die Gabel und verfehlte sie. Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und umarmte Horner. Er lächelte strahlend. Horner sah ihn von der Seite an.
    „Harry wollte wissen, was sie mit der überschüssigen Energie anfangen sollen. Er kann nicht mehr speichern. Er läßt alle Geräte im Labor laufen, um sie zu verbrauchen. Er mußte beim E-Werk anrufen, damit sie uns nichts mehr liefern. Er war gezwungen, alles umzuschalten. Er beliefert jetzt das E-Werk.“
    Horner steckte sich langsam an Gillespies Enthusiasmus an, ohne wirklich den Grund dafür zu verstehen. Er lächelte vorsichtig.
    „Sie verstehen doch, oder?“ fragte Gillespie beharrlich. Er hatte seine Hände auf Horners Schultern gelegt, und seine Augen leuchteten. „Wir brauchen es doch nicht abzuschalten. Wir müssen es nur benutzen.“
    „Aber … aber die Gefahr. Die Abschaltexplosion!“
    „Scheiß auf die Gefahr. Es war sicherer, zu Fuß zu gehen, als zu reiten, aber das war uns egal. Es war sicherer zu reiten, als mit dem Auto zu fahren, aber um Sicherheit ging es da nicht. Es ging um Freiheit und Lebensqualität, und das bedeutet Energie.“
    Gillespie ging einige Male im Zimmer auf und ab. „Wieviel Energie können wir Ihrer Ansicht nach maximal aus dem Apparat beziehen?“
    „Er scheint durch Betrieb leistungsfähiger zu werden. Deshalb steigt die Energieabgabe bei gleichbleibender Zufuhr ständig an. Ich sehe keinen Grund, warum sich das ändern sollte, bis die zugeführte Masse zu hundert Prozent in Energie umgewandelt wird.“
    „Und wann wird das sein?“
    Horner schüttelte den Kopf. „Das habe ich noch nicht ausgerechnet. Ich war mit einer Projektion der Wachstumsrate beschäftigt.“
    „Berichten Sie mir davon.“
    Horner wußte, daß seine Zahlen von einer bedauerlich unzureichenden Basis ausgingen. Trotzdem zeigten sie …
    „Wenn man von unserer gegenwärtigen Massezufuhr in den Konverter ausgeht – und es wäre meiner Ansicht nach zu riskant, die zu ändern –, werden wir in zehn Jahren eine Quadrillion Thermaleinheiten erreichen. Danach wird sich die Energieabgabe alle zehn Jahre verdoppeln – natürlich nur so lange, bis eine hundertprozentige Nutzung erreicht ist. Danach würde sich alles nivellieren.“
    „Das heißt also, daß die Energieabgabe sich nie bis in die Unendlichkeit steigern wird, auch wenn sie sich alle zehn Jahre verdoppelt, nicht wahr? Wenigstens mit diesem Alptraum müssen wir uns nicht auseinandersetzen?“
    „Nein, Sir, das ist völlig ausgeschlossen. Und nach meinen Berechnungen könnte unsere Gesellschaft in achtzig Jahren den gesamten jetzigen Energieverbrauch der Vereinigten Staaten abdecken und in

Weitere Kostenlose Bücher