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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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weniger als hundert Jahren den gesamten Weltbedarf, wenn man den jetzigen Verbrauch zugrunde legt. Der Energieverbrauch der Welt wird natürlich drastisch anwachsen. Außer uns wird es noch die Energiequellen geben, die zur Zeit existieren und weiterhin zuliefern. Wir haben der Welt gerade die gesamte Energie geschenkt, die sie benötigt und jemals benötigen wird.“
    „Jemals?“ Gillespie war befremdet. Die Behauptung schien übertrieben.
    „Selbstverständlich. Bis sich die Anlage hier nivelliert, werden wir eine ganze Menge mehr darüber wissen als jetzt, und wir werden mehr davon bauen. Im Weltraum natürlich, wo wir diese hier auch gebaut hätten, wenn wir vorher Bescheid gewußt hätten. Die neueren werden viel sicherer sein.“
    Unbegrenzte Energie. Für den Rest der Geschichte der Menschheit.
    Sie sahen sich voller Staunen an.
    Alle physischen Probleme der Welt – Armut, Hunger, Krankheiten, Krieg – würden gelöst werden, wenn genug Energie vorhanden war. Ihnen war es gerade gelungen, alle Bewohner der Welt reich, gut ernährt und mobil zu machen. Das Risiko einer Abschaltkatastrophe wurde durch die zusätzliche Freiheit ausgeglichen, die dieses Risiko jedem Menschen bescherte, jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind, das zur Zeit lebte oder noch geboren werden sollte. Wenn sie ihre Energiequelle abschalteten – und das würde St. Louis, Missouri, Illinois, Westkentucky, Nordarkansas und sie selbst das Leben kosten –, so würden sie Milliarden von Menschen Armut und Elend aufzwingen, die sich, wenn sie die Wahl hätten, sicher nicht für Armut und Krankheit entscheiden würden, und die, wenn sie die Wahl hätten, sicher nicht beschließen würden, die Qual auszuhalten, die es bedeutet, Kinder krank werden und sterben zu sehen, ohne etwas dagegen tun zu können. Das Risiko, so überzeugten sich Gillespie und Horner, zahlte sich ganz sicher durch den Gewinn aus. Die Erleichterung all dieses menschlichen Leids war die Gefahr wert.
    Auch Horner lächelte inzwischen breit. Er war stolz. Er hatte dabei geholfen, der Welt diese neue, saubere, leistungsfähige Energiequelle zu schenken. Bald würde jeder Mensch auf der Welt Zugang zu ebensoviel Energie bekommen wie jeder Amerikaner, und wer wollte der Menschheit ihr Recht darauf verweigern?
    Die Schrecken und das Elend, die man für das Ende des zwanzigsten Jahrhunderts für die Menschheit erwartet hatte, waren beseitigt.
    Wenn jedermann überreichlich Energie verbrauchen konnte, dann konnte auch jeder den amerikanischen Lebensstandard teilen. Komfort. Erziehung. Muße. Eine niedrigere Geburtenrate.
    Autos und Industrie, die die Umwelt nicht verschmutzten.
    Elektrische Gerätschaften in jedem Haus in der ganzen Welt.
    „Ein Toaster in jeder Küche“, freute sich Gillespie.
    „Und genug Brot für jeden Toaster“, stimmte ihm Horner zu.
    „Auffälliger Konsum ist die einzige Antwort. All die Energie muß ja verbraucht werden.“
    „Entweder das“, stimmte ihm Horner leise zu, „oder die Welt fliegt in die Luft.“
    Die Kehrseite ihrer Vision begann ihnen aufzugehen.
    Gillespie setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs und kaute an einem Fingernagel. „Jedermann auf der Erde wird Energie verbrauchen müssen, ob er das nun will oder nicht, nur damit wir überleben. Das wird die Pflicht eines jeden Bürgers sein, und die Regierung wird es durchdrücken müssen.“
    „Zähler in jedem Heim und Gebäude in der Welt“, sagte Horner voraus, „damit die Regierung überprüfen kann, ob jeder seinen Teil verbraucht.“
    „Kilometerzähler in jedem elektrischen Auto“, fügte Gillespie hinzu, „damit die Regierung sicher sein kann, daß jeder die 500 Kilometer pro Tag gefahren ist, die die Batterien zur Entlee rung brauchen, damit sie wieder aufgeladen werden können.“
    „Die kann man ja dann kurzschließen“, schlug Horner düster vor.
    „Genau.“ Gillespie grinste ohne Freude. „Das wird schon jemandem einfallen.“ Dann wurde er wieder ernst. „Wie wäre es mit gigantischen Widerständen? Dann …“
    „O Gott!“ sagte Horner plötzlich. „Da ist noch ein Problem, an das wir noch nicht gedacht hatten. Diese ganze Energie schafft eine enorme Wärme.“
    „Wärme?“
    „Natürlich. Nebenprodukt Nummer eins von Energie ist Wärme. Die gleiche Energie, die die Menschheit befreien wird, wird außerdem die Welt erwärmen, die Polkappen schmelzen, das Wetter, die Landwirtschaft, die Geographie verändern …“
    „Oh“, sagte

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