Analog 1
angesetzt. Sie sind noch nicht fertig, aber das Endergebnis scheint sich bereits abzuzeichnen. Möchten Sie es sich ansehen?“
„Klar.“
Es war ein Bild, bestehend aus kleinen Rechtecken, das noch nicht ganz zusammengesetzt war; trotzdem konnten man am unteren Ende bereits einen Schriftzug deutlich entziffern; „Rettet Robert Morissey.“ Darüber war das unvollendete Bild eines Gesichts.
„Stimmt, das bin ich“, sagte Morissey. „Zumindest so, wie Faust mich in Erinnerung haben muß. Ich habe keine Ahnung, wie ich jetzt aussehe. Sie haben mir keinen Spiegel gegeben.“
Der Anwalt blickte kurz in das graue Antlitz. Da kannst du dich auf einen Schock gefaßt machen, dachte er. Laut sagte er: „Faust hat auch noch ein paar andere Spielzeuge ersonnen, die keinerlei Sinn ergeben. Wenigstens für mich nicht.“
„Zum Beispiel?“
„Ich habe sie nicht mal aufgezeichnet. Es hieß einfach: ‚Einstecken … einstecken … bitte einstecken …’“
„Seltsam. Klingt, als hätte er irgendwo eine Leitung ausgelegt und fordere jemanden auf, sie anzuschließen – einen direkten elektrischen Kontakt herzustellen.“
„Könnte er das tun?“
„Ich weiß nicht, wie. Ich verstehe es auch nicht. Vielleicht wurde der Sinn durch die Übersetzung entstellt.“
„Vielleicht.“
Nun wandte Morissey sich einem anderen Thema zu. „Mr. Thomas, nun muß ich Ihnen die große Frage stellen. Sie gingen bei meiner Rettung ein beachtliches Risiko ein. Warum haben Sie das getan? Was springt dabei für Sie heraus? Wie kann ich diese Schuld jemals wiedergutmachen?“
„Das ist kein Geheimnis“, antwortete Quentin Thomas. „Vorausgesetzt, Sie erhalten die Erlaubnis, am Montag aussagen zu dürfen. Dann können Sie zeigen, daß Sie immer noch der eigentliche Eigner des Fiber-K-Patents sind und daß Sie niemals die Absieht hatten, eine Patentverletzungsklage gegen Welles Engineering einzureichen. Daraufhin werde ich argumentieren, daß die Klage gegenstandslos ist, da sie nicht von der richtigen Partei angestrebt wurde.“
„Ich verstehe.“ Er betrachtete Thomas zweifelnd. „Sie deuteten an, daß man mir unter Umständen nicht erlauben könnte, eine Aussage zu machen. Was meinen Sie damit genau?“
„Rein rechtlich gesehen, sind Sie derzeit unzurechnungsfähig. Richter Speyer könnte sich daher entscheiden, Sie nicht als Zeugen anzuerkennen.“
„Glauben Sie, er würde das tun?“
„Wahrscheinlich. Sogar verdammt wahrscheinlich.“ Thomas dachte an Speyer – die Spinne. Er erinnerte sich daran, wie der Richter Ellen Welles während der Verhandlung angesehen hatte – besonders während des Tests. Er würde wahrscheinlich nicht zulassen, daß sich etwas einem klaren Schuldspruch entgegenstellte. Aber es war sinnlos, Speyers Beweggründe mit Morissey zu diskutieren.
„Nun, junger Mann“, sagte der Erfinder, „werfen wir doch einen kurzen Blick in die Zukunft. Angenommen, der Richter läßt mich nicht aussagen. Würde er Faust aussagen lassen?“
Das war verblüffend. Quentin Thomas holte tief Atem und konnte zunächst nicht antworten. War es tatsächlich möglich, Faust aus seinem bleigepanzerten Gefängnis in den Gerichtssaal zu transportieren? Thomas hatte schon einmal vage an eine solche Möglichkeit gedacht, sie aber sofort wieder verworfen, als er erfuhr, daß Faust größer als der ganze Gerichtssaal war. Aber wenn es möglich wäre – was für ein Coup ! Er hatte die ganze Zeit auf den Beweis hingearbeitet, daß Faust, nicht Morissey, der eigentliche Erfinder von Fiber K war. Angenommen, er konnte Faust vor Gericht bringen und dieser würde aussagen, er sei tatsächlich der einzige und rechtmäßige Erfinder? Damit wäre der Beweis erbracht, daß auf der Patenturkunde der falsche Erfinder angegeben war, und somit hätte sie ihre Gültigkeit verloren. „Wie wollen Sie Faust in den Gerichtssaal bekommen?“ fragte er hoffnungslos. „Wie ich weiß, beansprucht er immens viel Platz. Außerdem dürfte Kull kaum mit einem Abtransport von seinem derzeitigen Standort einverstanden sein.“
„Es könnten einige interessante technische Probleme auftreten“, gab Morissey zu. „Andererseits könnte auch eine Situation eintreten, an der Kull überhaupt nichts ändern kann. Als ich Faust programmierte, programmierte ich ihn darauf, nach etwa zehn Jahren alles beiseite zu legen. Beantragt er immer noch Patente beim Patentamt?“
„Damit hat er vor ein paar Monaten aufgehört“, sagte Thomas.
„Gut. Dann
Weitere Kostenlose Bücher