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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Aufklärung, Anatolij Starkow, kaute auf seinen Fingerknöcheln herum. Letzte Nacht hatte er von Shenja Schachnowitsch einen Haufen neue Informationen bekommen, allerdings ziemlich unvollständig und unsystematisch. Er brauchte Zeit, um sie zu durchdenken, und jetzt plötzlich der Mord an diesem Moskauer. Der war immer um diese Kamenskaja herumgeschwirrt, die Schachnowitsch nicht hatte knacken können. Gab es da irgendwelche Zusammenhänge?
    Starkow sah den Mann von der hiesigen Polizeidirektion stirnrunzelnd an. Wieso sagte der nichts? Der müßte doch eigentlich auch befragt werden. Insgeheim hatte Starkow etwas gegen ihn, obwohl er ihn achtete. Auch wenn der sich arrogant aufführte, er machte seine Sache gut, und er half, wenn man ihn brauchte, hatte noch nie nein gesagt, selbst wenn es um Kleinigkeiten gegangen war. Man sah, daß Eduard ihn streng unter seiner Fuchtel hielt. Na gut, wenn der nichts sagte, würde eben er, Starkow, sein Blatt aufdecken, mochte es auch nach nichts aussehen, kaum höher als eine Acht, aber wer weiß, vielleicht war die plötzlich Trumpf?
    »Zwei Menschen befinden sich in der STADT, die sich vor irgend etwas verstecken wollen. Vor einer Stunde hat mich Igor angerufen, er ist für die Hotels zuständig, und hat mir mitgeteilt, daß heute gegen sechs Uhr morgens, da verlassen die Mädels immer die Hotelzimmer, eine von ihnen angesprochen worden sei. Von einer Frau, die ein acht oder neun Jahre altes Kind bei sich hatte und sie um Hilfe bat. Es ist eine Professionelle, die sich hier in der STADT aufhält aus Gründen, die sie nicht an die große Glocke hängen will. Dort, wo sie untergebracht gewesen sei, hätte es gebrannt. Sie wollte ihre Zuhälter nicht verpfeifen und sich deshalb nicht an die Polizei wenden. Geld, Papiere, Kleidung, alles sei in der ausgebrannten Wohnung geblieben. Man hätte sie extra gewarnt, sich draußen nirgends blicken zu lassen. Darum hat sie gebeten, sie irgendwo zu verstecken, sie würde dann selbst mit ihren Zuhältern Kontakt aufnehmen, damit sie sie abholen. Unser Mädchen hat sich nicht groß geweigert. Die kennen schließlich auch so was wie Solidarität. Aber sie hat natürlich gleich Igor Bescheid gesagt. Ich habe es überprüft, das mit dem Brand stimmt. Die Feuerwehr war um halb fünf Uhr morgens dort.«
    »Interessant«, schaltete sich der Mann von der Polizeidirektion ein. »Um drei Uhr vierzig ruft der Nachtdienst der ›Do-line‹ an und teilt den Fund einer Leiche mit. Und kaum eine halbe Stunde später fängt es am anderen Ende der STADT an zu brennen. Das gibt zu denken.«
    »Wo ist die Frau jetzt?« fragte Denissow.
    »Bei uns. Wir haben sie uns sofort geschnappt«, entgegnete Starkow schnell.
    »Schaff sie her, ich rede selbst mit ihr. Und Sie«, Denissow wandte sich an den Mann von der Polizeidirektion, »ich warne Sie: Und wenn es Sie den Kopf kostet, der Mord im Sanatorium wird aufgeklärt. Das ist für mich so wichtig wie für Sie. Wenn in der STADT Konkurrenz aufgetaucht ist, dann muß ich die Hände frei haben, um gegen sie vorzugehen. Außerdem muß ich endlich wissen, was hier wirklich gespielt wird.«
    * * *
    Der erste Teil des Plans hatte bestens funktioniert. Kaum war Qualm aus der Wohnung gekommen, waren Swetlana und Wlad auf die Straße gerannt, hatten aus der nächsten Telefonzelle die Feuerwehr alarmiert und dann gewartet, bis eine Menschenmenge zusammengelaufen war. Viele waren es so früh am Morgen freilich nicht gewesen, aber genug, um unauffällig in Erfahrung zu bringen, wo sich das teuerste Hotel der STADT befand. Ihre Geschichte hatte sich Wlad ausgedacht, um das Risiko möglichst gering zu halten, falls sie kein Glück haben würden und wieder in die Hände derer fielen, vor denen sie eigentlich davonliefen. Wenn sie einfach so aus der Wohnung verschwunden wären, hätten die gleich gewußt, daß sie einen Verdacht hatten, etwas ahnten, und dann hätte man sie sofort liquidiert. Aber wegen eines Feuers – das war völlig normal. Wlad hatte darauf beharrt, aus Sicherheitsgründen zu betonen, daß sie ihre Arbeitgeber nicht verpfeifen wollten.
    Sie hatten einen Unterschlupf gefunden. Jetzt mußten sie nur noch herausbekommen, wem sie da in die Hände gefallen waren: denen, die sie für die Filmaufnahmen bestellt hatten oder der Konkurrenz. Die Chancen standen fifty-fifty, doch das war immer noch besser als der sichere Tod. Wlad hatte nie daran gezweifelt, daß es nicht Swetlana allein war, die dran glauben sollte.

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