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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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hereingeschaut und angekündigt, sie ginge jetzt zu Damir, seine Arbeit begutachten, ob Nastja nicht mitkommen wolle. Sie hatte sich eine passende Ausrede einfallen lassen. In Wirklichkeit hatte sie den Film ja schon gesehen, doch die Alte damit kränken, daß ihr hochgeschätzter Damir seine Arbeit vorher schon jemand anderem gezeigt hatte, das wollte Nastja nicht. Überhaupt schien das ganze Tamtam um den Mord die Nachbarin nicht besonders zu stören. Regina Arkadjewna erinnerte Nastja an eine alte weise Schildkröte, die nichts mehr in Erstaunen versetzt. Wahrscheinlich saß sie jetzt in Damirs ›Deluxe‹-Suite, trank ein Gläschen Kognak und zerpflückte den Film, der Nastja so gefallen hatte. Zu gern wüßte sie, welche Mängel die Alte entdeckte.
    Die letzten zwei Tage hatte sie sich jedesmal weit nach Mitternacht schlafen gelegt. Die aufgestaute Müdigkeit machte sich jetzt bemerkbar. Die Übersetzungsnorm war erfüllt, Nastja konnte sich guten Gewissens etwas früher schlafen legen.

Kapitel 6
    TAG SIEBEN
    Viktor Alexejewitsch Gordejew verabschiedete Jura Korotkow, den sie in die STADT zu schicken beschlossen hatten, um den Mord an dem Moskauer Kolja Alferow aufzuklären. Der ganze gestrige Tag war draufgegangen, um Informationen über den Toten zu sammeln, sie hatten mit den Jungs aus der Abteilung für Wirtschaftskriminalität zusammengearbeitet, nichts Wichtiges herausbekommen, doch sah es ganz danach aus, als sei es ein Mord ›auf Bestellung‹.
    Gordejew rief seinen Bekannten Sergej Michailowitsch in der STADT an, den Chef der dortigen Kripo.
    »Wie geht es meiner Mitarbeiterin? Genießt sie die Kur?« fragte er, um mit etwas anzufangen.
    Im Hörer blieb es still. Gordejew merkte auf.
    »Hast du es etwa vergessen, Sergej Michailowitsch? Du hast versprochen, sie vom Bahnhof abzuholen und ihr mit dem Einzelzimmer zu helfen. Was denn nun?«
    »Ich hatte viel zu tun, Viktor, du weißt ja selbst, wie es bei mir hier zugeht. Ich hab’ es einem meiner Jungs gesagt, er sollte sich drum kümmern.«
    »Hast du kontrolliert, ob er es gemacht hat? Jag mir keinen Schreck ein. Wenn mit meinem Mädchen irgendwas schiefgelaufen sein sollte, dann kann ich das nie wieder gutmachen. Schließlich war ich derjenige, der sie zur Kur überredet hat.«
    »Reg dich nicht auf, Viktor. Der Junge ist zuverlässig, er müßte es eigentlich erledigt haben.. Warte mal, ich prüf’ es gleich nach.«
    Gordejew hörte, wie Sergej Michailowitsch von einem anderen Apparat aus telefonierte.
    »Wo ist Stepan? Er soll zu mir kommen.«
    »Du, solang du deinen Stepan suchst, erzähl mir: Was ist mit diesem Moskauer bei euch in der ›Doline‹?« hakte Gordejew ein.
    »Du bist wieder mal längst im Bilde«, meinte Sergej Michailowitsch mißmutig. »Ein Kunde von dir?«
    »Nein. Habt ihr schon eine heiße Spur?«
    »Bisher noch nicht. Weißt du vielleicht etwas?«
    »Es gibt Grund zur Annahme, daß das von Moskau aus ›bestellt‹ wurde. Läßt du einen Beamten von mir mit an den Fall?«
    »Schick ihn ruhig her. Warte, da kommt Stepan.«
    An der dumpfen Stille erkannte Gordejew, daß der andere die Sprechmuschel zuhielt. Das Gespräch zog sich hin, was nichts Gutes verhieß. Endlich ließ Sergej Michailowitsch sich wieder vernehmen, er klang jetzt ein wenig verlegen.
    »Weißt du, das war so, Viktor. . . Also, dein Mädchen ist von niemandem abgeholt worden. Es gab da einen Engpaß. Kein einziger freier Wagen, alle im Einsatz.«
    »Und einen Mann mit zwei Händen hast du auch nicht gehabt?« Gordejew wurde ernsthaft böse. In solchen Momenten, in denen sich sein geballter Zorn entlud, schien er wirklich kugelrund zu werden, wie ein Knüppelchen, ein kleines Brötchen, womit er seinem Spitznamen, den er schon als Jugendlicher abbekommen hatte, alle Ehre machte. »Außerdem hatte ich dich nicht um einen Wagen gebeten. Ich bat darum, sie abzuholen und zum Sanatorium zu begleiten. Hatte extra dazugesagt, daß sie keine Taschen schleppen darf, ihr Rücken ist kaputt. Hast du ihr wenigstens das Zimmer besorgt?«
    »Haben wir. Allerdings konnten wir ihr nicht mehr vorher Bescheid geben, an wen sie sich wenden sollte, aber sie wird sich wohl schon von selbst auf uns berufen haben.«
    »Wie hätte sie sich auf euch berufen können, wenn sie nicht einmal wußte, ob ihr euch überhaupt bequemt habt, im Sanatorium anzurufen? Das hätte ich nicht von dir gedacht, Sergej Michailowitsch, ehrlich, hätte ich wirklich nicht gedacht. Du hast mich schwer

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